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Das „Kopenhagener“ Kapitel des Prozesses der sechzehn (Sinowjew und die anderen) ist, nach der Anhäufung von Widersprüchen und Unsinn, das ungeheuerlichste aller Kapitel. Die sich auf Kopenhagen beziehenden Tatsachen sind längst festgestellt und durch analysiert in einer Reihe gedruckter Arbeiten, beginnend mit dem Rotbuch von L. Sedow. Über die „terroristische“ Woche in Kopenhagen möchte ich mich deshalb so kurz wie möglich fassen.
Ich akzeptierte die Einladung dänischer Studenten, in Kopenhagen einen Vortrag zu halten, in der Hoffnung, dass es mir gelingen würde, in Dänemark oder in einem anderen europäischen Lande zu bleiben. Dieser Plan kam nicht zur Verwirklichung infolge des Druckes seitens der Sowjetregierung auf die dänische Regierung (Drohung mit ökonomischem Boykott). Um andere Länder davon abzuhalten, mir Gastfreundschaft zu gewähren, beschloss die GPU, meinen Aufenthalt in Kopenhagen auszunutzen, um eine Woche der „terroristischen Verschwörung“ zu veranstalten. Es hätten mich angeblich in der Hauptstadt Dänemarks Golzmann, Bermann-Jurin und David besucht. Alle drei seien unabhängig voneinander gekommen, und jeder einzelne habe von mir terroristische Instruktionen erhalten. Olberg, der sich in Berlin befand, habe von mir aus Kopenhagen gleichfalls Instruktionen erhalten, aber nur schriftlich. Einer der wichtigsten Zeugen gegen mich und L. Sedow ist Golzmann, ein altes Parteimitglied und ein uns beiden persönlich bekannter Mensch. Golzmanns Geständnisse während der Voruntersuchung und vor Gericht zeichnen sich von den Geständnissen der anderen Angeklagten durch äußerste Zurückhaltung aus: es genügt zu sagen, dass Golzmann, trotz allem Drängen des Staatsanwalts, jegliche persönliche Teilnahme an terroristischer Tätigkeit geleugnet hat. Golzmanns Aussagen kann man als Gesamtkoeffizient aller Aussagen betrachten: er war nur bereit, die terroristischen Pläne Trotzkis und die Beteiligung Sedows an ihnen zu „gestehen“. Gerade die Kargheit der Golzmannschen Geständnisse verleiht ihnen auf den ersten Blick besonderes Gewicht. Indes zerfällt gerade sein Zeugnis in Staub bei der ersten Berührung mit den Tatsachen. Die Dokumente und die Beweise, die ich der Kommission vorgelegt habe, stellen mit Bestimmtheit fest, dass Sedow, entgegen Golzmanns Erklärung, in Kopenhagen nicht war und folglich Golzmann zu mir nicht gebracht haben kann. Um so weniger aus dem Hotel Bristol, das im Jahre 1917 abgerissen wurde. Außerdem untergraben sich die Geständnisse der drei anderen „Terroristen“, Bermann, David und Olberg – unwahrscheinlich an und für sich – gegenseitig und untergraben gänzlich die Aussagen Golzmanns.
Golzmann, Bermann und David wurden, wie sie sagen, in gleicher Weise von Sedow nach Kopenhagen geschickt. Sedows Anwesenheit in Kopenhagen erwähnt jedoch weder Bermann noch David. Sie haben selbst den Weg zu mir gefunden. Nur Golzmann traf sich angeblich mit Sedow im Vestibül des abgerissenen Hotels.
Die, wie aus ihren eigenen Worten hervorgeht, mir völlig unbekannten Bermann und David sind mir zum ersten Mal angeblich von meinem Sohne empfohlen worden, dem damals sechsundzwanzigjährigen Studenten. Während ich also meine terroristischen Ansichten vor meinen nächsten Menschen verheimlichte, erteilte ich gleichzeitig terroristische Aufträge den ersten Besten Diese rätselhafte Tatsache lässt sich nur auf eine Weise erklären: Die „ersten Besten“ für mich waren nicht die ersten Besten für die GPU.
Der vierte Terrorist, Olberg, sagte in der Abendverhandlung vom 20. August 1936:
„Noch vor meiner Abreise in die Sowjetunion hatte ich vor, zusammen mit Sedow nach Kopenhagen zu Trotzki zu fahren. Unsere Reise kam nicht zustande; nach Kopenhagen fuhr die Frau Sedows, Susanne, allein und brachte, von dort zurückgekehrt, einen Brief von Trotzki, adressiert an Sedow, in dem Trotzki sich mit meiner Reise in die UdSSR einverstanden erklärt ...“
Meine Berliner Freunde, Franz Pfemfert, der Herausgeber der Zeitschrift Die Aktion, und dessen Frau, Alexandra Ramm, hielten Olberg, wie aus ihren warnenden Briefen vom April 1930 hervorgeht, schon zu jener Zeit, wenn nicht für einen Agenten der GPU, so für einen Kandidaten auf diesen Posten. Ich hatte sein Angebot, aus Berlin als mein russischer Sekretär nach Prinkipo zu kommen, abgelehnt. Nichtsdestoweniger habe ich ihm zwei Jahre später „terroristische Instruktionen“ erteilen können ... Zum Unterschiede von Bermann und David, stand Olberg tatsächlich einige Zeit mit mir in Korrespondenz, kannte in Berlin Sedow, traf sich mit ihm einige Mal, kannte Freunde Sedows, kurz, befand sich in gewissem Grade in dessen Umgebung. Olberg konnte wissen und, wie seine Aussage zeigt, wusste es tatsächlich, dass die Versuche meines Sohnes, nach Kopenhagen zu reisen, erfolglos blieben und dass Sedows Frau, die einen französischen Pass hatte, hinfuhr.
Alle vier „Terroristen“ erklären, dass Sedow sie mit mir in Verbindung gebracht habe. Dann aber gehen ihre Aussagen auseinander. Nach Golzmann befand sich Sedow in Kopenhagen. Bermann und David erwähnen Sedows Anwesenheit in Kopenhagen nicht. Schließlich erklärt Olberg kategorisch, Sedows Reise nach Kopenhagen habe nicht stattgefunden. Das Seltsamste an dem Ganzen ist, dass der Staatsanwalt diese Widersprüche nicht im geringsten beachtet.
Die Kommission besitzt, wie gesagt, dokumentarische Beweise dafür, dass Sedow nicht in Kopenhagen war. Das gleiche bezeugen Olbergs Angaben und Bermanns und Davids Schweigen. Die eindrucksvollste aller Aussagen gegen Sedow und mich, die Angaben Golzmanns, zerfallen somit in Staub. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass die Freunde der GPU um jeden Preis versuchen, Golzmanns Aussagen zu retten, auf denen die Version von der „terroristischen Woche“ in Kopenhagen beruht. Daher die Hypothese: Sedow konnte illegal gekommen sein, was Olberg und den anderen unbekannt blieb. Um dem Gegner kein Schlupfloch zu lassen, will ich kurz bei dieser Hypothese verweilen. Aus welchem Grunde sollte Sedow das Risiko einer illegalen Reise eingegangen sein? Alles, was wir von seinem vermeintlichen Aufenthalt in Kopenhagen wissen, ist, dass er Golzmann aus dem Hotel Bristol in meine „Wohnung begleitete und während meiner Unterhaltung mit Golzmann „rein- und rausgegangen“ sei. Das ist alles! Hat es sich gelohnt, deshalb illegal aus Berlin zu kommen?
Bermann und David, die nach ihrem eigenen Geständnis mich vorher niemals gesehen hatten, fanden mich in Kopenhagen ohne Sedows Hilfe, der, wie aus ihren Worten folgt, ihnen in Berlin alle notwendigen Instruktionen gegeben hatte. Um so leichter hätte mich Golzmann finden können, der sich schon früher mit mir traf. Es wird kein vernünftiger Mensch glauben, dass Sedow mit einem fremden Pass aus Berlin nach Kopenhagen fuhr, um Golzmann in meine Wohnung zu begleiten, während er Bermann und David, die er doch angeblich ebenfalls aus Berlin zu mir schickte – und die ich doch persönlich nicht kannte – unbeachtet ließ.
Vielleicht aber ist Sedow illegal nach Kopenhagen gekommen, um die Eltern zu sehen? Diese Vermutung könnte man auf den ersten Blick für wahrscheinlicher halten, wenn er nicht wenige Tage später völlig legal nach Frankreich gekommen wäre mit der gleichen Absicht, sich mit den Eltern zu treffen. Aber vielleicht, sagen die Freunde der GPU, hat Sedow die zweite, legale Reise nur gemacht, um die Spuren der ersten, illegalen zu verwischen. Stellen wir uns einen Moment diese Kombination konkret vor. Sedow unternimmt offen und mit Wissen vieler Menschen Schritte, um nach Kopenhagen zu reisen, er verbirgt vor keinem seinen Wunsch, uns zu sehen. Alle unsere Freunde in Kopenhagen wissen, dass wir unseren Sohn erwarten. Seine Frau und sein Rechtsanwalt kommen nach Kopenhagen und erzählen unseren Freunden vom Misserfolg der Bemühungen unseres Sohnes. Jetzt will man uns glauben machen, dass Sedow, nachdem er kein Visum erhalten hatte, mit einem fremden Pass nach Kopenhagen gekommen sei, für keinen unserer Freunde sichtbar. Hier trifft er im Vestibül des nicht existierenden Hotels Golzmann, bringt ihn, unsichtbar für meine Bewachung, zu mir und geht während meiner Unterhaltung mit Golzmann „rein und raus“. Dann verschwindet Sedow aus Kopenhagen ebenso geheimnisvoll, wie er gekommen war. Nach Berlin zurückgekehrt, gelingt es ihm, in aller Eile ein Visum zu erhalten, und am 6. Dezember trifft er uns nun wieder auf dem Nordbahnhof in Paris. Wozu das alles?
Einerseits besitzen wir die Aussagen Golzmanns, der mit keinem Wort erwähnt, mit welchem Pass er selbst nach Kopenhagen gelangte (der Staatsanwalt fragt ihn selbstverständlich danach nicht) und der, um das Unglück voll zu machen, als Ort des Zusammentreffens mit dem abwesenden Sedow ein nicht existierendes Hotel nennt. Anderseits haben wir: das Schweigen Bermanns und Davids über Sedow; die richtige Angabe Olbergs, dass Sedow in Berlin geblieben war; zwei Dutzend Aussagen, die die Erklärung Sedows, seiner Mutter und die meine bestätigen, und darüber hinaus den gesunden Menschenverstand, dem man gewisse Rechte nicht absprechen kann.
Schlussfolgerungen: Sedow war nicht in Kopenhagen, Golzmanns Angabe ist falsch. Und Golzmann ist der Hauptzeuge der Anklage. Die ganze „Kopenhagener Woche“ zerfällt in Staub.
Ich bin in der Lage, eine Reihe ergänzender Beweise anzuführen, die die letzten Zweifel zerstreuen müssen, falls sie in dieser Sache noch möglich sind.
Richter und Staatsanwalt stellen nicht eine konkrete Frage, um nicht durch eine unvorsichtige Bewegung das zerbrechliche Gebäude umzustürzen.
Die Zeitung der dänischen Regierungspartei, Sozial-Demokraten, hat sofort nach dem Prozess gegen Sinowjew und Kamenew, am 1. September 1936, festgestellt, dass das Hotel Bristol, wo angeblich die Zusammenkunft zwischen Golzmann und Sedow stattgefunden haben soll, im Jahre 1917 abgerissen wurde. Diese nicht unwichtige Enthüllung ist von der Moskauer Justiz mit konzentriertem Schweigen beantwortet worden. Einer der Advokaten der GPU – ich glaube der unersetzliche Pritt – äußerte die Vermutung, die Stenotypistin hätte den Namen Bristol – irrtümlich aufgenommen. Berücksichtigt man, dass die Verhandlung in russischer Sprache geführt wurde, so ist es ganz unverständlich, wie sich die Stenotypistin in einem so nicht-russischen Worte, wie Bristol, irren konnte. Die sorgfältig korrigierten Prozessberichte wurden von Richtern und Publikum gelesen. Ausländische Journalisten waren im Gerichtssaal anwesend. Niemand hat den „Schreibfehler“ vor der Feststellung des Sozial-Demokraten entdeckt. Die Episode bekam natürlicherweise weite Popularität. Die Stalinisten schwiegen fünf Monate lang. Erst im Februar dieses Jahres machte die Kominternpresse eine rettende Entdeckung: in Kopenhagen gebe es zwar kein Hotel Bristol, dafür aber eine Konditorei Bristol, die mit der einen Mauer an ein Hotel stößt Zwar heißt dieses Hotel Grand Hotel Kopenhagen, aber es ist immerhin ein Hotel. Die Konditorei ist zwar kein Hotel, dafür aber heißt sie Bristol. Nach Golzmanns Worten fand die Zusammenkunft im Vestibül des Hotels statt. Die Konditorei hat allerdings kein Vestibül. Man muss noch hinzufügen, dass, wie sogar aus den Zeichnungen der Kominternpresse hervorgeht, die Eingänge zur Konditorei und zum Hotel sich in zwei verschiedenen Straßen befinden. „Wo also fand die Zusammenkunft statt? Im Vestibül ohne „Bristol“ oder im „Bristol“ ohne Vestibül?
Nehmen wir aber nun an, dass Golzmann, als er Sedow in Berlin das Rendezvous gab, Konditorei und Hotel verwechselte. Wie hat Sedow dann den Rendezvous-Platz gefunden? Aber kommen wir den Autoren der Hypothese noch weiter entgegen und nehmen wir an, Sedow entwickelte eine außerordentliche Findigkeit, ging in die andere Straße, fand dort den Eingang zu einem Hotel mit einem anderen Namen und traf im Vestibül Golzmann. Doch konnte sich Golzmann im Namen des Hotels nur vor der Begegnung geirrt haben. Während der Begegnung müsste doch der Irrtum aufgeklärt worden und um so fester im Gedächtnis der beiden Teilnehmer haften geblieben sein. Nach dem Zusammentreffen hätte doch Golzmann keinesfalls vom Vestibül – der Konditorei Bristol sprechen können. Die Hypothese zerschellt somit bei der ersten Berührung. Um die Lage noch mehr zu verwirren, behauptet die Presse der Komintern, die Konditorei Bristol sei seit jeher der Versammlungsplatz dänischer und zugereister Trotzkisten gewesen. Das ist ein offenbarer Anachronismus. Wir fanden in Dänemark im Jahre 1932 keinen einzigen „Trotzkisten“. Deutsche „Trotzkisten“ kamen nach Dänemark erst im Jahre 1933, nach der faschistischen Umwälzung. Nimmt man aber für einen Augenblick an, dass es im Jahre 1932 in Dänemark Trotzkisten gegeben hat und dass sie die Konditorei Bristol zu jener Zeit bereits okkupiert hatten, dann erweist sich die neue Hypothese als noch sinnloser. Kehren wir zu Golzmanns Aussagen – nach dem offiziellen Bericht – zurück.
„ ... Sedow sagte mir: ‚Da Sie vor der Reise in die UdSSR stehen, so wäre es gut, wenn Sie mit mir nach Kopenhagen reisten, wo sich mein Vater befindet ...‘ Ich war einverstanden. Erklärte aber, dass wir aus konspirativen Rücksichten nicht zusammen fahren dürfen. Ich verabredete mit Sedow, dass ich in zwei, drei Tagen nach Kopenhagen kommen und im Hotel Bristol absteigen würde ...“
Es ist klar, dass ein alter Revolutionär, der die Reise nicht zusammen mit Sedow machen wollte – denn ein Besuch in Kopenhagen, wenn er entdeckt worden wäre, bedeutete für Golzmann den sicheren Tod – keinesfalls eine Zusammenkunft in einem Raume bestimmen würde, der, nach den Worten der Kominternpresse, „seit einer Reihe von Jahren (!) der Treffpunkt der dänischen Trotzkisten wie auch der dänischen und der ausländischen und der letzteren miteinander war“. In diesem Umstande, der, wie gesagt, an sich die reinste Erfindung ist, sehen die übereifrigen Agenten der Komintern eine Bekräftigung ihrer Hypothese. Also: Golzmann wählte als Treffpunkt eine den Stalinisten als „trotzkistisch“ bekannte Konditorei. Eine Sinnlosigkeit gesellt sich zur anderen. Ist aber die Konditorei den dänischen und den fremden Trotzkisten so bekannt, vor allem auch Golzmann, dann hätte er sie erstens nicht mit dem Grand Hotel Kopenhagen verwechselt und zweitens würde er sie als „trotzkistisch“ verrufene wie das Feuer gemieden haben. So wird der „Schreibfehler“ der Stenotypistin korrigiert ... Wie aus den Dokumenten hervorgeht, konnte Sedow auch in der berühmtesten „trotzkistischen“ Konditorei nicht gewesen sein, weil er überhaupt nicht in Kopenhagen war. Im Rotbuch von Sedow ist die Episode mit dem „Bristol“ nur als Kuriosität geschildert, die die Schluderarbeit der GPU charakterisiert. Die Hauptaufmerksamkeit ist vielmehr auf den Beweis konzentriert, dass Sedow im November 1932 in Berlin war: zahlreiche Dokumente und Zeugnisse lassen hier keinen Raum für Zweifel. Man will uns glauben machen, dass Sedows Gespenst Eingang fand in das gespenstische Vestibül einer Konditorei, die die Phantasie der GPU-Agenten in ein Hotel verwandelt hatte. Golzmann hat seine angebliche Reise getrennt von Sedow gemacht und selbstverständlich mit einem falschen Pass, um alle Spuren zu verwischen. Ausländer werden heutzutage in allen Ländern angemeldet. Golzmanns Angaben sind in wenigen Minuten nachzuprüfen, wenn man weiß, mit welchem Pass er aus Berlin nach Kopenhagen gereist war. Kann man sich ein Gericht vorstellen, wo der Staatsanwalt in einem ähnlichen Falle dem Angeklagten die Frage nach seinem Pass nicht stellen würde? Golzmann hat bekanntlich seine Verbindung mit der Gestapo kategorisch bestritten. Um so mehr Grund hätte der Staatsanwalt gehabt, Golzmann zu fragen, wer ihm den falschen Pass verschafft hat.
Wyschinski aber stellte selbstverständlich diese Frage nicht, um seine eigene Arbeit nicht zu sabotieren. Nach den ganzen Umständen hätte Golzmann in Kopenhagen übernachten müssen. Wo? Vielleicht in der Konditorei Bristol?
Wyschinski interessiert auch diese Frage nicht. Wyschinskis Funktion besteht darin, die Angeklagten gegen eine Nachprüfung ihrer Aussagen zu schützen.
Gewiss, der Irrtum hinsichtlich des Hotels Bristol kompromittiert die Anklage. Der Irrtum hinsichtlich des Zusammentreffens mit dem abwesenden Sedow kompromittiert den Prozess doppelt. Jedoch am meisten kompromittiert den Prozess und Wyschinski selbst die Tatsache, dass er dem Angeklagten die Fragen nicht stellte nach dem Pass, nach der Quelle, von der der Pass herrührt, nach dem Ort der Übernachtung, obwohl diese Fragen sich von selbst aufdrängen. Das Schweigen Wyschinskis entlarvt ihn auch in diesem Falle als den Mittäter bei der Prozessfälschung.
Zuletzt aktualisiert am 10. Juni 2018