Leo Trotzki

Die neue Wirtschaftspolitik Sowjetrußlands
und die Perspektiven der Weltrevolution

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Die „neue ökonomische Politik“

Daraus ergab sich die Notwendigkeit, vom Kriegskommunismus, d. h. von den außerordentlichen Maßnahmen, die die Wirtschaft der belagerten Festung am Leben erhalten sollten, zu einem solchen System von Maßnahmen überzugehen, das einen stetigen Aufschwung der Produktivkräfte des Landes auch ohne Mitwirkung des sozialistischen Europas sichern würde. Der militärische Sieg, der ohne den Kriegskommunismus unmöglich gewesen wäre, ermöglichte in erster Linie, von den militärisch notwendigen Maßnahmen zu Maßnahmen der wirtschaftlichen Zweckmäßigkeit überzugehen. Das ist der Ursprung der sogenannten „Neuen Oekonomischen Politik“. Sie wird oft als Rückzug bezeichnet, und wir selbst bezeichnen sie oft so, – auch mit gewissem Recht. Aber um richtig zu verstehen, worin eigentlich dieser Rückzug besteht, um zu verstehen, wie wenig dieser Rückzug einer „Kapitulation“ gleicht, muß man sich über unsere jetzige Wirtschaftslage und ihre Entwicklungstendenzen klar werden.

Im März 1917 wurde der Zarismus gestürzt. Im Oktober desselben Jahres hat die Arbeiterklasse die Macht ergriffen. Fast der ganze Grund und Boden wurde, vom Staate nationalisiert, an die Bauern übergeben. Die Bauern, die diesen Grund und Boden bebauten, sind heute verpflichtet, an den Staat eine bestimmte Naturalsteuer zu entrichten, die einen wesentlichen Beitrag zur Sache des sozialistischen Aufbaus bildet. Der Arbeiterstaat ist Eigentümer des gesamten Eisenbahnnetzes, sämtlicher Industrieunternehmen und bewirtschaftet, mit nebensächlichen Ausnahmen, diese Unternehmen auf eigene Kosten. Das ganze Kreditsystem ist in den Händen des Staates konzentriert. Der Außenhandel bildet Staatsmonopol. Jedermann, der fähig ist, nüchtern und unvoreingenommen diese Ergebnisse des fünfjährigen Bestehens des Arbeiterstaates zu beurteilen, muß sich sagen: ja, für ein rückständiges Land ist das ein sehr großer sozialistischer Erfolg.

Die Eigentümlichkeit besteht jedoch darin, daß dieser Erfolg nicht auf dem Wege einer ununterbrochenen geradlinigen Entwicklung erreicht wurde, sondern durch eine zickzackartige Bewegung: zuerst hatten wir ein Regime des „Kommunismus“, dann öffneten wir Tür und Tor den Marktverhältnissen. In der bürgerlichen Presse begann man diese Schwenkung in der Politik als Verzicht auf den Kommunismus und Kapitulation vor dem Kapitalismus auszulegen. Es erübrigt sich zu sagen, daß die Sozialdemokraten diese Auslegung interpretieren, vertiefen und kommentieren. Man muß jedoch anerkennen, daß sogar manchen unserer Freunde Zweifel gekommen sind: steckt da am Ende nicht doch irgendeine verborgene Kapitulation vor dem Kapitalismus? Besteht nicht wirklich die Gefahr, daß auf Grund des von uns wiederhergestellten freien Marktes der Kapitalismus sich immer mehr und mehr entwickeln und gegenüber den Anfängen des Sozialismus überhand nehmen wird? Um diese Frage richtig beantworten zu können, müssen wir zuerst ein grundlegendes Mißverständnis beseitigen. Es ist absolut unrichtig, daß die ökonomische Entwicklung Sowjetrußlands sich in der Linie vom Kommunismus zum Kapitalismus bewegt. Wir hatten keinen Kommunismus. Auch Sozialismus hatten wir nicht und konnten ihn nicht haben. Wir hatten eine desorganisierte Wirtschaft der Bourgeoisie nationalisiert und hatten, in der schärfsten Periode des Kampfes auf Leben und Tod – ein Regime des „Konsumkommunismus“ eingeführt. Nachdem wir die Bourgeoisie in der Politik und auf dem Schlachtfeld besiegt hatten, bekamen wir die Möglichkeit, den Aufbau der Wirtschaft in Angriff zu nehmen, und hier sahen wir uns gezwungen, die Formen der Marktverhältnisse zwischen Stadt und Land, zwischen den einzelnen Industriezweigen und zwischen den einzelnen Betrieben wieder einzuführen.

Ohne den freien Markt findet der Bauer nicht seinen Platz in der Wirtschaft und verliert die Anregung zur Verbesserung und Erweiterung der Produktion. Erst eine mächtig entfaltete Staatsindustrie, die imstande wäre, den Bauer und seine Wirtschaft mit allem Erforderlichen zu versorgen, wird den Boden vorbereiten zur Einverleibung des Bauern in das allgemeine System der sozialistischen Wirtschaft. In technischer Hinsicht wird diese Aufgabe gelöst werden mit Hilfe der Elektrifizierung, die der landwirtschaftlichen Rückständigkeit, der barbarischen Isoliertheit des Bauern und dem Idiotismus des Landlebens ein Ende machen wird. Aber der Weg dazu führt über die Verbesserung der Wirtschaft des jetzigen Bauern als Eigentümer. Dies kann der Arbeiterstaat erreichen allein durch den Markt, der die persönliche Interessiertheit des kleinen Eigentümers weckt. Die ersten Resultate liegen bereits vor. Das Land liefert in diesem Jahre dem Arbeiterstaate in Form der Naturalsteuer bedeutend mehr Getreide, als der Staat zur Zeit des Kriegskommunismus durch Zwangserfassung bekam. Zu gleicher Zeit geht die Landwirtschaft entschieden vorwärts. Der Bauer ist zufrieden, und ohne normale Beziehungen zwischen dem Proletariat und dem Bauerntum ist eine sozialistische Entwicklung in unserem Lande unmöglich.

Aber die neue Wirtschaftspolitik ergibt sich nicht allein aus dem Wechselverhältnis zwischen Stadt und Land. Sie stellt eine notwendige Etappe in der Entwicklung der Staatsindustrie dar. Zwischen dem Kapitalismus, wo die Produktionsmittel Privateigentum bilden und sämtliche Wirtschaftsverhältnisse vom Markte geregelt werden, und dem vollendeten Sozialismus, der eine planmäßige gesellschaftliche Wirtschaft führt, besteht eine Reihe von Uebergangsstufen, und die „Nep“ ist eigentlich eine dieser Stufen.

Wir wollen diese Frage z. B. an den Eisenbahnen betrachten. Gerade der Eisenbahnverkehr bildet jenes Gebiet, das für die sozialistische Bewirtschaftung am meisten vorbereitet ist, da das Eisenbahnnetz auch bei uns zum größten Teil nationalisiert war schon unter dem Kapitalismus und aus technischen Rücksichten zentralisiert und bis zu einem gewissen Grade normalisiert ist. Mehr als die Hälfte der Bahnen übernahmen wir vom Staat; den kleineren Teil expropriierten wir von Privatgesellschaften. Eine wahrhaft sozialistische Verwaltung soll natürlich das ganze Netz als einheitliches Ganzes betrachten, d. h. nicht vom Standpunkt des Eigentümers dieses oder jenes Eisenbahnnetzes, sondern vom Standpunkt der Interessen des gesamten Verkehrs und der gesamten Wirtschaft des Landes. Man sollte die Lokomotiven oder Waggons zwischen den einzelnen Linien so verteilen, wie dies die Interessen des wirtschaftlichen Lebens im ganzen erfordern. Es ist aber nicht so leicht, eine solche Wirtschaftsart, selbst im zentralisierten Eisenbahnwesen aufzubauen. Hier tritt eine Reihe ökonomischer und technischer Etappen ein. Es gibt Lokomotiven verschiedenen Typus, denn sie wurden zu verschiedenen Zeiten, von verschiedenen Gesellschaften und von verschiedenen Fabriken gebaut; dabei werden verschiedenartige Lokomotiven gleichzeitig in denselben Werkstätten remontiert und umgekehrt: gleichartige Lokomotiven – in verschiedenen Werkstätten. Die kapitalistische Gesellschaft vergeudet bekanntlich sehr viel Arbeitskraft infolge der überflüssigen Mannigfaltigkeit und der anarchischen Buntscheckigkeit der Bestandteile ihres Produktionsapparates. Es gilt also, die Lokomotiven nach Typen zu gruppieren und sie auf die verschiedenen Eisenbahnen und Werkstätten zu verteilen. Das wäre der erste ernsthafte Schritt zur Normalisierung, d. h. zur Erlangung einer technischen Einheitlichkeit der Lokomotiven und ihrer Bestandteile. Die Normalisierung ist, wie bei uns wiederholt gesagt und mit Recht gesagt wurde, der Sozialismus der Technik. Ohne Normalisierung wird die Technik ihre höchste Blüte nicht erreichen. Und wo anders sollte man mit der Normalisierung beginnen, wenn nicht bei der Eisenbahn? Wir nahmen in der Tat diese Aufgabe auch in Angriff, stießen aber sofort auf große Hindernisse.

Die Eisenbahnlinien, und zwar nicht nur die privaten, sondern auch die Staatslinien, rechneten mit allen übrigen Wirtschaftsbetrieben mit Hilfe des Marktes ab. Unter dem betreffenden Wirtschaftssystem war dies in ökonomischer Hinsicht unvermeidlich und notwendig, denn der Unterhalt und die Entwicklung dieser oder jener Linie hängt davon ab, inwieweit sie wirtschaftlich gerechtfertigt ist. Ob die betreffende Linie für die Wirtschaft von Nutzen ist, kann man bloß mit Hilfe des Marktes feststellen, – solange wir noch nicht die Methoden der allgemeinen sozialistischen Wirtschaftsberechnung ausgearbeitet haben; und diese Methoden können, wie gesagt, nur als Folge einer langwierigen Erfahrungsarbeit auf Grund der nationalisierten Produktionsmittel sich ergeben.

Die alten Methoden der wirtschaftlichen Kontrolle wurden also durch den Verlauf des Bürgerkrieges früher beseitigt, als neue entstehen konnten. Unter diesen Umständen geschah es, daß das gesamte Eisenbahnnetz formell vereinigt war, aber jeder Teil dieses Netzes war vom ganzen übrigen Wirtschaftsmilieu gelöst und hing in der Luft. Indem wir das Netz als selbständiges technisches Ganzes betrachteten, die Eisenbahnen und den Waggonpark dieses Netzes zusammenfaßten, die Lokomotiven zentralistisch sortierten und die Remontierung zentralisierten, d. h. indem wir einen abstrakten, technisch sozialistischen Plan verfolgten, liefen wir Gefahr, endgültig jedwede Kontrolle über die Notwendigkeit oder Ueberflüssigkeit, Vorteilhaftigkeit oder Unvorteilhaftigkeit jeder einzelnen Linie im ganzen Netz zu verlieren. Welche Linien sollen ausgebaut und welche abgebaut werden, welches Rollmaterial und welches Personal ist für diese Linie erforderlich, wieviel Frachten kann der Staat für seinen Gebrauch transportieren, welchen Teil der Frachtfähigkeit kann er den Bedürfnissen anderer Organisationen und Privatpersonen überlassen, – alle diese Fragen können auf gegebener historischer Grundlage nicht anders gelöst werden als durch Einführung der Bezahlung an der Eisenbahn, durch eine richtige Buchführung und genaue kommerzielle Kalkulation. Nur auf Grund einer buchhalterischen Ausbalancierung der verschiedenen Teile des Eisenbahnnetzes neben einer ebensolchen Ausbalancierung der anderen Wirtschaftszweige werden wir dazu gelangen, Methoden der sozialistischen Rechnungslegung und eines neuen Wirtschaftsplanes aufzustellen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, auch nachdem alle Eisenbahnen in die Hände des Staates übergegangen sind, den einzelnen Eisenbahnlinien oder -gruppen eine wirtschaftliche Selbständigkeit zu überlassen in dem Sinne, daß sie allen übrigen Wirtschaftsbetrieben angepaßt werden, von denen sie abhängen oder die sie bedienen. Abstrakt technische Pläne und formal sozialistische Ziele allein genügen nicht, um das Eisenbahnwesen vom kapitalistischen Geleise auf das sozialistische überzuleiten. Während einer bestimmten, und zwar recht langen Zeit muß der Arbeiterstaat selbst zur Verwaltung des Eisenbahnnetzes sich der kapitalistischen Methoden, d. h. der Methoden des Marktes bedienen.

Das Gesagte gilt mit noch größerer Evidenz für die Industriebetriebe, die unter dem Kapitalismus lange nicht so zentralisiert und normalisiert waren wie die Eisenbahnen. Nachdem der Markt und das Kreditsystem liquidiert waren, glich jeder Betrieb einem Telephonapparat mit abgeschnittenen Drähten. Der Kriegskommunismus schuf einen bürokratischen Ersatz für wirtschaftliche Vereinheitlichung. Maschinenfabriken am Ural, im Donezbecken, in Moskau, in Petrograd usw. erwiesen sich als zusammengefaßt unter Leitung derselben Zentralstelle, die zentralistisch unter ihnen Brennmaterial, Rohstoffe, technische Hilfsmittel und die Arbeitskräfte verteilte, indem sie die letzteren mit dem System der gleichen Pajoks aushielt. Es ist klar, daß eine solche bürokratische Verwaltung die Eigentümlichkeiten eines jeden Betriebes nivellierte und jede Möglichkeit nahm, seine Leistungsfähigkeit zu kontrollieren, selbst sogar wenn die der Zentralstelle vermittelten Daten besonders exakt waren, wovon in Wirklichkeit jedoch nicht die Rede war.

Damit jeder Betrieb eine Bestandzelle des einheitlichen sozialistischen, planmäßig funktionierenden Organismus werde, bedarf es einer großen Uebergangsarbeit des Wirtschaftens durch den Markt, einer Arbeit, die eine lange Reihe von Jahren beanspruchen wird. Im Verlauf dieser Uebergangszeit muß jeder Betrieb und jede Gruppe von Betrieben sich mehr oder minder selbständig nach dem Markte orientieren und sich durch den Markt kontrollieren. Darin eben besteht der Sinn der neuen Wirtschaftspolitik: wenn politisch in den Vordergrund ihre Bedeutung als Zugeständnis an das Bauerntum vorgeschoben wurde, so ist von nicht geringerer Wichtigkeit ihre Bedeutung als unvermeidliche Etappe in der Entwicklung von der kapitalistischen Wirtschaft zur sozialistischen.

Zur Regelung der Industrie nimmt also der Arbeiterstaat zu den Methoden des Marktes Zuflucht. Der Markt braucht ein allgemeines Aequivalent. Dieses Aequivalent ist bei uns, wie Sie wissen, recht armseliger Natur. Genosse Lenin sprach bereits von unseren Bemühungen, eine gewisse Stabilisierung des Rubels zu erreichen, und davon, daß diese Bemühungen nicht ganz erfolglos geblieben sind. Es ist sehr lehrreich, daß zugleich mit der Wiederherstellung des Marktes auch fetischistische Erscheinungen auf dem Gebiete des wirtschaftlichen Denkens wiederhergestellt werden, – darunter auch bei vielen Kommunisten, insofern sie nicht als Kommunisten, sondern als Händler auf dem Markte auftreten.

Unsere Unternehmen leiden, wie Sie wohl wissen, unter einem Mangel an Mitteln. Woher soll man die nehmen? Es ist klar: aus der Druckerpresse. Es genügt, die Emission zu steigern, um eine Reihe von Fabriken, die jetzt Stillstehen, in Bewegung zu setzen. Für Eure unglückseligen Papierchen, mit denen Ihr so kargt, – sagen manche Genossen, – würden wir Euch nach einigen Monaten Leinwand, Schuhzeug, Bohlen und andere herrliche Dinge liefern. Die Urtümlichkeit dieser Betrachtung liegt auf der Hand. Der Mangel an Betriebsmitteln zeugt bloß davon, daß wir arm sind und daß wir zur Erweiterung der Produktion das Stadium der ursprünglichen sozialistischen Akkumulation durchmachen müssen. Unsere Armut – an Brot, an Kohle, an Lokomotiven, an Wohnungen usw. usw. – nimmt jetzt die Form des Mangels an Betriebsmitteln an, deshalb, weil wir die Wirtschaft auf die Basis des Marktes übergeleitet haben. Die Schwerindustrie zeigt dabei neidisch auf die Erfolge der leichten Industrie. Was heißt das? Das heißt, daß bei der beginnenden Belebung der Wirtschaft die vorhandenen Ressourcen in erster Linie dahingeleitet werden, wo sie am notwendigsten und dringendsten sind, d. h. auf jene Zweige, wo Produkte für den persönlichen oder wirtschaftlichen Bedarf der Arbeiter und Bauern erzeugt werden. Die Betriebe dieser Art machen jetzt gute Geschäfte. Dabei konkurrieren die Staatsbetriebe auf dem Markte miteinander und zum Teil mit den Privatbetrieben, die, wie wir sehen werden, gar nicht zahlreich sind. Nur auf diese Weise lernt die nationalisierte Industrie ordentlich arbeiten; ein anderer Weg bleibt ihr nicht übrig: weder durch aprioristische Wirtschaftspläne, die in der Kanzlei ausgeheckt werden, noch durch abstrakte Predigten des Kommunismus läßt sich das erreichen. Es ist notwendig, daß jeder Staatsbetrieb, ihr technischer Direktor, ihr kommerzieller Leiter kontrolliert werden, nicht nur von oben, – seitens der staatlichen Organe, sondern auch von unten, von seiten des Marktes, der noch eine lange Zeit hindurch der regulierende Faktor der Staatswirtschaft bleiben wird. In dem Maße, wie die staatliche Leichtindustrie sich auf dem Markte befestigt und dem Staate Profite abwirft, entstehen die Betriebsmittel für die Schwerindustrie. Natürlich ist das nicht die einzige Quelle des Staates, er hat auch noch andere: die Naturalsteuer, die vom Bauerntum erhoben wird, die Steuern der Privatindustrie und des Handels, die Zölle usw.

Die finanziellen Schwierigkeiten unserer Industrie beruhen also nicht auf sich selbst, sondern ergeben sich aus dem ganzen Prozeß des Wiederaufbaues der Wirtschaft. Wollte unser Finanzkommissariat durch Erweiterung der Emissionen jedem Industrieunternehmen entgegenkommen, so müßte der Markt die überschüssige Industrie ausspeien, bevor die ungeduldigen Betriebe neue Produkte auf den Markt werfen könnten; mit anderen Worten, der Rubel hätte einen solchen Sturz erfahren, daß die Kaufkraft dieser verdoppelten oder verdreifachten Emission unter die Kaufkraft des jetzt vorhandenen Geldes gesunken wäre. Der Staat schwört natürlich neue Emissionen nicht ab, aber sie müssen vorgenommen werden entsprechend dem realen Wirtschaftsprozeß und zwar so berechnet, daß sie bei jedem gegebenen Fall die Kaufkraft des Staates erhöhen und dadurch die ursprüngliche sozialistische Akkumulation fördern. Der Staat verzichtet seinerseits nicht ganz auf die Planwirtschaft, d. h. auf zielbewußte und gebieterische Korrekturen der Arbeit des Marktes. Aber er geht dabei nicht von der Berechnung a priori aus, nicht von einer abstrakten und höchst ungenauen Planhypothese, wie im Kriegskommunismus, sondern von der tatsächlichen Arbeit des Marktes, zu deren Kontrollwerkzeugen der Zustand der Valuta und des zentralisierten Systems des Staatskredits gehört.


Zuletzt aktualisiert am 4. Juli 2019