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Zuerst erschienen als Artikelserie in Nasche Slowo, 1915-16.
Als Broschüre veröffentlicht Juni 1917. [1]
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HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für das Marxists’ Internet Archive.
Was ist ein Friedensprogramm? Aus dem Blickwinkel der herrschenden Klassen oder der ihnen dienstbaren Parteien ist es die Gesamtheit jener Forderungen, deren Verwirklichung durch die Macht des Militarismus gesichert werden muss. Daher muss für die Verwirklichung von Aliljukows Friedensprogramm Konstantinopel mit Waffengewalt erobert werden. Vanderveldes Friedensprogramm erfordert die Vertreibung der Deutschen aus Belgien als Vorbedingung. Von diesem Standpunkt ziehen die Friedensklauseln lediglich die Bilanz dessen, was mit Waffengewalt erreicht wurde. Mit anderen Worten ist das Friedensprogramm das Kriegsprogramm. Aber so stehen die Dinge vor dem Eingreifen der dritten Macht, der sozialistischen Internationale. Für die revolutionären Proletarier bedeutet das Friedensprogramm nicht die Forderungen, die der nationale Militarismus erfüllen muss, sondern die Forderungen, die das internationale Proletariat durch seinen revolutionären Kampf gegen den Militarismus aller Länder durchzusetzen beabsichtigt. Je mehr sich die weltrevolutionäre Bewegung entfaltet, desto weniger hängen die Friedensfragen von den rein militärischen Stellungen der Kriegführenden ab, desto geringer wird die Gefahr, dass die Friedensbedingungen von den Massen als Kriegsziele verstanden werden.
Das wird uns durch die frage des Schicksals der kleinen Völker und schwachen Staaten am klarsten.
Der Krieg begann mit dem verheerenden Einmarsch in Belgien und Luxemburg durch die deutschen Armeen. In dem Echo, das die Verletzung des kleinen Landes hervorrief, schwang neben der falschen und egoistischen Wort der herrschenden Klassen des Feindes auch der ehrliche Abscheu der Volksmassen mit, deren Sympathie durch das Schicksal des kleinen Volkes angezogen war, das zerschlagen wurde, nur weil es das Pech hatte, zwischen zwei mit einander Krieg führenden Giganten zu liegen.
Im ersten Stadium des Krieges zog das Schicksal Belgiens wegen seinem außerordentlich tragischen Charakter Aufmerksamkeit und Sympathie auf sich. Aber vierunddreißig Monate Militäroperationen haben bewiesen, dass die belgische Episode nur den ersten Schritt zur Lösung eines grundlegenden Problems des imperialistischen Krieges darstellte, nämlich der Unterwerfung der Schwachen unter die Starken.
Der Kapitalismus hat die selbe Methoden auf das Feld der internationalen Betziehungen übertragen, die er bei der »Regulierung« des inneren Wirtschaftslebens der Völker anwendet. Der Weg der Konkurrenz ist der weg der systematischen Vernichtung der kleinen und mittleren Unternehmen und der Erreichung der Vorherrschaft durch das Großkapital. Weltkonkurrenz der kapitalistischen Kräfte bedeutet die systematische Unterwerfung der kleinen und mittleren und rückständigen Völker durch die großen und größten kapitalistischen Mächte. Je entwickelter die Technik des Kapitalismus ist, eine je größere Rolle das Finanzkapital spielt und je höher die Forderungen des Militarismus sind, desto mehr wächst die Abhängigkeit der kleinen Staaten von den Großmächten. Dieser Prozess, der ein integrales Element der imperialistischen Mechanik bildet, blüht auch in Friedenszeiten ungestört durch Mittel von Staatskrediten, Eisenbahn- und andere Konzessionen, militärisch-diplomatische Vereinbarungen etc. Der Krieg enthüllte und beschleunigte den Prozess durch die Einführung des Faktors der offenen Gewalt. Der Krieg zerstört die letzten Reste von »Unabhängigkeit« der kleinen Staaten, unabhängig vom militärischen Ergebnis des Konflikts zwischen den zwei grundlegenden feindlichen Lagern.
Belgien stöhnt noch unter dem Joch des deutschen Militarismus. Dies ist aber bloß der sichtbare und dramatische Ausdruck des Zusammenbruchs seiner Unabhängigkeit. Die »Befreiung« Belgiens stellt sich für die alliierten Regierungen überhaupt nicht als eine unabhängige Aufgabe. Belgien wird sowohl im weiteren Fortschritt des Krieges als auch nach seinem Abschluss bloß eine Schachfigur im großen Spiel der kapitalistischen Giganten sein. Wenn nicht die Intervention der dritten Macht – der Revolution – kommt, kann Belgien als Ergebnis des Krieges in deutscher Knechtschaft bleiben oder unter das Joch von Großbritannien fallen oder unter den mächtigen räubern der beiden Koalitionen aufgeteilt werden. Das selbe gilt für Serbien, dessen nationale Energie als Gewicht auf der imperialistischen Weltwaage dient, deren Schwankungen nach der einen oder anderen Seite am allerwenigsten von den unabhängigen Interessen des serbischen Volkes beeinflusst werden.
Die Mittelmächte zogen die Türkei und Bulgarien in den Strudel des Krieges. Ob diese beiden Länder als südöstlicher Fortsatz des österreichisch-deutschen imperialistischen Blocks (»Mitteleuropa«) bleiben werden oder als Wechselgeld dienen werden, wenn Bilanz gezogen wird – Tatsache bleibt, dass der Krieg ein Schlusskapitel der Geschichte ihrer Unabhängigkeit schreibt.
Vor dem Ausbruch der russischen Revolution war die Unabhängigkeit Persiens, die durch die Anglo-Russische Vereinbarung von 1907 beendet war, ganz offensichtlich liquidiert.
Rumänien und Griechenland versehen uns mit einem ausreichend klaren Beispiel, was für eine beschränkte »Wahlfreiheit« der Kleinstaaten-Firma durch den Kampf der imperialistischen Trusts gegeben wird. Rumänien zog die Geste der scheinbar freien Wahl vor, als es seine Neutralität opferte. Griechenland versuchte mit Mitteln der passiven Opposition, »zu Hause zu bleiben«. Als ob er die Vergeblichkeit des ganzen »neutralistischen« Kampfes um Selbsterhaltung möglichst fasslich zeigen wolle, verschob sich der ganze europäische Krieg, vertreten durch die Armeen Bulgariens, der Türkei, Frankreichs, Englands, Russlands und Italien, auf griechisches Territorium. Wahlfreiheit läuft bestenfalls auf eine Form der Selbstbeseitigung hinaus. Am Schluss werden Sowohl Rumänien als auch Griechenland das selbe Schicksal teilen: sie werden die Einsätze in den Händen der großen Spieler sein
Am anderen Ende Europas schien es dem kleinen Portugal notwendig, dem Krieg auf der Seite der Entente beizutreten. Seine Entscheidung würde unerklärlich scheinen, wenn Portugal, das unter englischem Schutz ist, in der Frage der Teilnahme an diesem Kampf größere Freiheit hätte als die Regierung der Provinz Twer [in Russland] oder von Irland.
Die kapitalistischen Spitzen von Holland und der drei skandinavischen Länder häufen dank des Krieges Berge Gold auf. Aber diese vier neutralen Staaten von Nordwesteuropa sind sich des illusorischen Charakters ihrer Souveränität wohl bewusst. Selbst wenn sie den Krieg überlebt, wird sie trotzdem davon abhängig sein, welche Rechnungen die Großmächte für die Friedensbedingungen aufmachen.
Das »unabhängige« Polen wird mitten im imperialistischen Europa weiterhin nur den Schein der Unabhängigkeit bewahren können, indem es sich einer sklavischen finanziellen und militärischen Abhängigkeit von einem der Großen der herrschenden Mächte unterwirft
Das ausmaß der Unabhängigkeit der Schweiz erschien klar in den Zwangsbeschränkungen, die es zur Regelung seiner Importe und Exporte einführte. Die Vertreter dieser kleinen föderativen Republik, die mit der Mütze in der Hand bei den beiden kriegführenden Lagern um Einlass bitten, könne das begrenzte Maß der Unabhängigkeit und Neutralität gut verstehen, das für eine Nation möglich ist, das nicht mehrere Millionen Bajonette aufbieten kann.
Wenn der Krieg als Folge der immer mehr zunehmenden Zahl an Mitkämpfern und Fronten eine Gleichung mit vielen Unbekannten geworden ist, was es den verschiedenen Regierungen unmöglich macht, sogenannte »Kriegsziele« zu formulieren, dann werden die kleinen Staaten immer noch den zweifelhaften Vorzug haben, dass man ihr historisches Schicksal als vorherbestimmt betrachten kann. Egal, welche Seite sich als siegreich erweist und wie weitreichend auch der Einfluss so eines Sieges sein mag, die Tatsache bleibt bestehen, das es nicht länger eine Rückkehr zur Unabhängigkeit der kleinen Staaten geben kann. Ob Deutschland oder England gewinnt – es geht jeweils um die Bestimmung der Frage, wer der direkte Herr über die kleinen Nationen sein wird. Nur Scharlatane und hoffnungslose Einfaltspinsel können die Frage der Freiheit der kleinen Völker mit dem Sieg der einen oder anderen Seite verbinden.
Genau das selbe Ergebnis würde aus dem dritten und wahrscheinlichsten Ergebnis des Krieges folgen, das heißt dem Ende in einem Patt. Das Fehlen eines ausgesprochenen Übergewicht des einen der kriegführenden Lager über das andere, wird nur zur klareren Enthüllung der Vorherrschaft der Starken über die Schwachen in jedem Lager und die Vorherrschaft beider über die »neutralen« Opfer des Imperialismus dienen. Die Beendigung des Krieges ohne Sieger und Besiegte ist an sich noch keine Garantie für irgendjemand: alle kleinen und schwachen Staaten werden trotzdem besiegt sein und das selbe gilt für die, die sich auf den Schlachtfeldern weißgeblutet haben und für die, die versuchten, diesem Schicksal zu entgehen, indem sie sich unter dem Schatten der Neutralität versteckten.
Die Unabhängigkeit der Belgier, Serben, Polen, Armenier und anderer wird von uns nicht als Teil des Entente-Kriegsprogramm betrachtet (als was es von Guesde, Plechanow, Vandervelde, Henderson und anderen behandelt wird), sondern gehört zum Programm des internationalen proletarischen Kampfs gegen den Imperialismus.
Aber die Frage ist: Kann das Proletariat unter den gegenwärtigen Umständen ein unabhängiges »Friedensprogramm« vertreten, also seine eigenen Lösungen für die Probleme, die den gegenwärtigen Krieg verursachten oder die sich im Verlauf dieses Krieges enthüllten?
Uns wurde gesagt, dass das Proletariat jetzt noch nicht genügend Kräfte habe, um die Verwirklichung so eines Programms herbeizuführen. Die Hoffnung sei utopisch, dass das Proletariat als Folge des gegenwärtigen Krieges sein eigenen Friedensprogramm verwirklichen könne war. Etwas anderes sei dagegen der Kampf für die Beendigung des Krieges und für einen Frieden ohne Annexionen, also eine Rückkehr zum status quo ante bellum, zu einem Zustand vor dem Krieg. Uns wird gesagt, das sei bei weitem das realistischere Programm. Das waren zum Beispiel die Argumente von Martow, Martynow und den Menschewiki-Internationalisten allgemein, die in dieser Frage keine revolutionäre, sondern eine konservative Haltung einnehmen (keine soziale Revolution, sondern de Wiederherstellung des Klassenkampfes; keine Dritte Internationale, sondern die Wiedererrichtung der Zweiten Internationale; kein revolutionäres Friedensprogramm, sondern eine Rückkehr zum Zustand vor dem Krieg; keine Machteroberung durch die Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten, sondern lieber die Macht für die bürgerlichen Parteien ...). Aber in welchem Sinn kann man einen Kampf für eine Beendigung des Krieges und einen Frieden ohne Annexionen als realistisch bezeichnen? Es ist unbestreitbar, dass der Krieg früher oder später aufhören muss. In diesem prognostischen Sinn ist die Parole von der Beendigung des Krieges zweifellos sehr »realistisch«, denn sie baut auf eine Gewissheit. Aber was ist sie im revolutionären Sinne? Man mag einwenden: Ist es nicht utopisch, dass das europäische Proletariat mit seien gegenwärtigen Kräften erfolgreich die Militäroperationen gegen den Willen der herrschenden Klassen anhalten wird? Weiter fragen wir: Unter welchen Umständen kann das Kriegsende herbeigeführt werden? Theoretisch können drei typische Möglichkeiten erwogen werden: (1) ein entscheidender Sieg für eine der kriegführenden Seiten; (2) eine allgemeine Erschöpfung der Gegner ohne ein entscheidendes Übergewicht oder einen über die andere Seite; (3) das Eingreifen des revolutionären Proletariats, das die »normale« Entwicklung der Militärereignisse unterbricht.
Es ist ziemlich offensichtlich, dass es im ersten Fall – wen der Krieg durch einen entscheidenden Sieg der einen Seite beendet wird – naiv wäre, von einem Frieden ohne Annexionen zu träumen. Wenn die Scheidemanns und Landsbergs, die treuen Unterstützer der Arbeit ihres Militarismus im Parlament Reden für einen »annexionslosen« Frieden halten, ist das nur mit der festesten Überzeugung, dass solche Proteste keine »nützlichen« Annexionen verhindern können. Auf der anderen Seite folgerte einer unserer früheren zaristischen Stabschefs, General Alexejew, der den annexionslosen Frieden als »utopische Phrase« abtat, ziemlich richtig, dass es vor allem auf die Offensive ankommt und dass im Falle erfolgreicher Kriegsoperationen alles andre von selbst kommen würde. Um den Händen der siegreichen Seite, die bis an die Zähne bewaffnet ist, Annexionen zu entringen, würde das Proletariat natürlich zusätzlich zu seinen guten Absichten eine revolutionäre Macht brauchen und zu ihrem offenen Einsatz bereit sein müssen. Auf jeden Fall besitzt es keinerlei »wirtschaftlichen« Mittel, um die siegreiche Seite zum Verzicht auf den erlangten Vorteil des Sieges zu zwingen.
Das zweite mögliche Ergebnis des Krieges, von dem die, die für das enge Programm »annexionsloser Friede und nichts mehr« eintreten, grundlegend abhängen, unterstellt, dass der Krieg, da er alle Ressourcen der kriegführenden Nationen erschöpft, ohne die revolutionäre Intervention der dritten Kraft in allgemeiner Erschöpfung enden wird – ohne Sieger und Besiegte. Genau an diese Lage, in der der Militarismus zu schwach ist, Eroberungen zu machen, und das Proletariat zu schwach, eine Revolution zu machen, haben die passiven Internationalisten ihr lahmes Programm vom »Frieden ohne Annexionen« angepasst, das sie häufig als Rückkehr zum status quo ante bellum, bezeichnen also zum Zustand der Dinge vor dem Krieg. Hier enthüllt dieser Pseudorealismus aber seine Achillesferse, denn tatsächlich schließt ein militärisches Patt, wie schon zu sehen ist, keine Annexionen aus, sondern setzt sie im Gegenteil voraus. Dass keine der mächtigen Gruppen gewinnt, bedeutet nicht, dass Serbien, Griechenland, Belgien, Polen, Persien, Syrien, Armenien und andere heil bleiben würden. Im Gegenteil werden gerade auf Kosten dieser dritten und schwächsten Parteien in diesem Fall Annexionen gemacht werden. Um diese wechselseitigen »Entschädigungen« zu vermeiden, muss das revolutionäre Proletariat einen direkten revolutionären Aufstand gegen die herrschenden Klassen zuwege bringen. Zeitungsartikel, Versammlungsresolutionen, parlamentarische Proteste und selbst öffentliche Demonstrationen haben die Herrschenden nie davon abgehalten, sich Gebiete unter den Nagel zu reißen oder die schwachen Völker zu unterdrücken, entweder durch Sieg oder mittels diplomatischer Vereinbarungen.
Was das dritte mögliche Ergebnis des Krieges betrifft, scheint es am klarsten zu sein. Es setzt voraus, dass während der Krieg noch weitergeht, sich das internationale Proletariat mit ausreichender Macht erhebt, um den Krieg von unten zu lähmen und schließlich zu beenden. In diesem günstigsten Fall, in dem das Proletariat mächtig genug war, den Krieg zu stoppen, wäre es offensichtlich am wenigsten fähig oder willens, sich selbst auf das rein konservative Programm zu beschränken, das nicht weiter geht als die Zurückweisung von Annexionen.
Eine mächtige Bewegung des Proletariats ist so in jedem Fall eine notwendige Voraussetzung für die tatsächliche Verwirklichung eines annexionslosen Friedens. Aber noch einmal, wenn wir so eine Bewegung annehmen, bleibt das vorherige Programm ziemlich jämmerlich, da es sich mit der Wiederherstellung einer Ordnung zufrieden gibt, die vor dem Krieg herrschte und zur Geburt des Krieges führte. Der europäische status quo ante bellum, das Produkt von Kriegen, Raub, Gewalttaten, Politik von Königshäusern, diplomatischer Dummheit und Ohnmacht der Völker bleibt der einzige positive Inhalt der Parole »ohne Annexionen«.
In seinem Kampf gegen den Imperialismus kann das Proletariat nicht als sein politisches Ziel aufstellen, zur alten Landkarte von Europa zurückzukehren; es muss sein eigenes Programm der Staats- und nationalen Beziehungen aufstellen, das den grundlegenden Tendenzen der wirtschaftlichen Entwicklung entspricht, mit dem revolutionären Charakter der Epoche und den sozialistischen Interessen des Proletariats übereinstimmt.
Die isolierte Parole »ohne Annexionen« gibt erstens kein Kriterium für eine politische Orientierung bei den zahlreichen Problemen, die sich im Verlauf des Krieges stellen. Wenn man annimmt, dass Frankreich später Elsass-Lothringen besetzt, muss dann die deutsche Sozialdemokratie zusammen mit Scheidemann die Rückgabe dieser Provinzen an Deutschland fordern? Sollen wir die Rückgabe des Königreich Polens an Russland fordern? Sollen wir darauf bestehen, dass Japan Tschio-Tschau zurückgibt an – Deutschland? Oder dass Italien den jetzt von ihm besetzten Teil von Südtirol an seine Eigentümer zurückgibt? Das wäre Unsinn! Wir wären Fanatiker des Legitimismus, das heißt Verteidiger von dynastischen and »historischen« Rechten im Geiste der reaktionärsten Diplomatie. Nebenbei verlangt dieses »Programm« ebenso eine Revolution zu seiner Verwirklichung. In all diesen aufgezählten und in anderen ähnlichen Fällen sollen wir angesichts der konkreten Wirklichkeit natürlich nur ein Prinzip vorbringen, nämlich die Befragung der betroffenen Völker. Dies ist gewiss kein absolutes Kriterium. Die französischen Mehrheits»sozialisten« machen aus der Befragung der Bevölkerung von Elsass-Lothringen eine schändliche Komödie: erst Besetzung (das heißt Aneignung mit Waffengewalt), dann die Annektierten um die Zustimmung der Bevölkerung fragen. Es ist ziemlich klar, dass eine wirkliche Befragung revolutionäre Verhältnisse voraussetzt, wo die Bevölkerung antworten kann, ohne dass ihr ein Revolver vorgehalten wird, egal ob es ein deutscher oder ein französischer ist.
Der einzige akzeptable Inhalt der Parole »ohne Annexionen« ist daher ein Protest gegen neue gewaltsame Annexionen, was darauf hinausläuft, dem Selbstbestimmungsrecht der Nationen einen negativen Ausdruck zu geben. Aber wir haben gesehen, dass dies demokratisch unbestreitbare »Recht« in das Recht der Starken Nationen umgewandelt wird, Aneignungen durchzuführen und Unterdrückung aufzuerlegen, während es für die schwachen Nationen einen ohnmächtigen Wunsch oder einen »Fetzen Papier« bedeuten wird. Das ist ganz unvermeidlich. Das wird der Fall sein, so lange die politische Landkarte von Europa Nationen und ihre Bruchstücke in ein Rahmenwerk von Staaten zwingt, die durch Zollschranken getrennt sind und ständig durch den imperialistischen Kampf in Konflikt gebracht werden.
Es ist nur durch die proletarische Revolution möglich, dieses Regie zu überwinden. So liegt das Schwergewicht der Frage in der Verbindung des Friedensprogramms des Proletariats mit dem Programm der sozialen Revolution.
Wir sahen oben, dass die Sozialdemokratie bei der Lösung der konkreten Fragen der Umgruppierung und Neubildung der nationalen Staatengruppen keinen Schritt ohne das Prinzip der nationalen Selbstbestimmung tun kann, das letztlich als die Anerkennung des Rechts jeder nationalen Gruppe erscheint, über die Art ihres Staats zu entscheiden, also des Rechts der Völker, sich von einem gegebenen Staat (wie zum Beispiel Russlands oder Österreichs) zu trennen. Das einzige demokratische Mittel, um den »Willen« einer Nation zu erkennen ist der Volksentscheid. Diese bindende demokratische Antwort bleibt dennoch, wie oben beschrieben, rein formell. Sie sagt uns nichts über die realen Möglichkeiten, die Formen und Mittel der nationalen Selbstbestimmung unter den modernen Bedingungen der kapitalistischen Wirtschaft; und dennoch liegt genau da der Sinn der Frage.
Für viele Völker, wenn nicht für die Mehrheit der unterdrückten Völker, Gruppen und Volksteile ist der Sinn der Selbstbestimmung die Beseitigung der bestehenden Grenzen und die Zerteilung der bestehenden Staaten, Das demokratische Prinzip gilt besonders für die Befreiung der Kolonien. Dennoch zielt die ganze Politik des Imperialismus ohne Rücksicht auf das nationale Prinzip auf die Ausdehnung der Staatsgrenzen, die zwangsweise Einbeziehung schwacher Staaten in die Zollgrenzen und die Aneignung neuer Kolonien. Der Imperialismus ist seiner ganzen Natur nach expansiv und aggressiv, und genau diese Eigenschaft macht den Imperialismus aus und nicht die verschiedenen Manöver seiner Diplomatie.
Daher kommt der ständige Konflikt zwischen dem Prinzip der nationalen Selbstbestimmung, das in vielen Fällen zur wirtschaftlichen und staatlichen Dezentralisierung (Aufteilung, Abspaltung) führt und den mächtigen Zentralisierungstendenzen des Imperialismus, die die Staatsorganisation und die Militärmacht zu ihrer Verfügung haben. Es ist wahr, dass eine nationale Lostrennungsbewegung oft eine Stütze in den imperialistischen Intrigen eines angrenzenden Staates findet. Dennoch kann diese Unterstützung nicht entscheidend werden, außer durch die Anwendung militärischer Macht. Und sobald die Dinge bei einem bewaffneten Konflikt zwischen zwei imperialistischen Organisationen anlangen, werden die neuen Staatsgrenzen nicht auf der Grundlage des nationalen Prinzips entschieden, sondern nach dem Prinzip des militärischen Kräfteverhältnisses. Einen siegreichen Staat zu zwingen, auf die Annexion neuer eroberter Gebiete zu verzichten, ist genauso schwierig, wie ihn dazu zu zwingen, früher erlangten Provinzen die Selbstbestimmungsfreiheit zu geben. Schließlich, selbst wenn durch ein Wunder Europa durch Waffengewalt in feste Nationalstaaten und kleine Staaten geteilt würde, wäre dadurch de nationale Frage überhaupt nicht entschieden und am folgenden Tag nach der »gerechten« nationalen Umverteilung würde die kapitalistische Expansion ihre Arbeit selbst wieder aufnehmen. Konflikte würden entstehen, würden zu neuen Kriegen und Einverleibungen unter völliger Verletzung des nationalen Prinzips in all den Fällen führen, wo die Beibehaltung des Zustands nicht durch eine ausreichende Zahl von Bajonetten gesichert werden könnte. All das gibt den Eindruck von erbitterten Spielern, die das Gold mitten im Spiel »gerecht« verteilen müssen, um dann das Spiel mit verdoppelter Wut wiederaufzunehmen.
Aus der Macht der Zentralisationstendenzen des Imperialismus folgt nicht, dass wir uns ihnen passiv unterwerfen müssen. Eine nationale Gemeinschaft ist das lebende Herz der Kultur, wie die nationale Sprache sein lebendes Organ ist und das wird seine Bedeutung über Geschichtsepochen von unbestimmter Länge hinweg bewahren. Die Sozialdemokratie ist bestrebt und verpflichtet, für die nationale Gemeinschaft ihre Entwicklungs- (und Auflösungs-)Freiheit im Interesse der materiellen und geistigen Kultur zu bewahren. In diesem Sinne hat sie das demokratische Prinzip der nationalen Selbstbestimmung von der revolutionären Bourgeoisie als Verpflichtung übernommen.
Das nationale Selbstbestimmungsrecht kann nicht aus dem proletarischen Friedensprogramm ausgeschlossen werden; aber es kann keine absolute Bedeutung annehmen. Im Gegenteil ist es für uns durch die zutiefst fortschrittlichen geschichtlichen Entwicklungstendenzen begrenzt. Wenn dieses »Recht« – mit revolutionärer Gewalt – der imperialistischen Zentralisierungsmethode entgegengesetzt werden muss, die schwache und zurückgebliebene Völker in Sklaverei bringt und das Herz aus der nationalen Kultur reißt, kann das Proletariat auf der anderen Seite dem nationalen Prinzip nicht erlauben, ein Hindernis bei der unwiderstehlichen und zutiefst fortschrittlichen Tendenz des modernen Wirtschaftslebens in Richtung auf eine geplante Organisation unseres ganzen Kontinentes und später unseres ganzen Erdballs zu sein. Der Imperialismus ist der räuberisch-kapitalistische Ausdruck dieser Tendenz der modernen Wirtschaft, die sich völlig von der Idiotie der nationalen Beschränktheit losreißt, wie es vorher mit den provinziellen und örtlichen Schranken der Fall war. Der Sozialismus nimmt in ständigem Kampf gegen die imperialistischen Formen der wirtschaftlichen Zentralisation überhaupt nicht Stellung gegen diese besondere Tendenz als solche, sondern macht diese Tendenz zu seinem eigenen Leitprinzip.
Aus dem Blickwinkel der geschichtlichen Entwicklung wie auch dem Blickwinkel der Aufgaben der Sozialdemokratie ist die Tendenz der modernen Wirtschaft grundlegend und man muss ihr völlige Möglichkeit garantieren, ihre geschichtliche Mission einer wirklichen Befreiung durchzuführen: eine vereinheitlichte Weltwirtschaft zu schaffen, unabhängig vom nationalen Rahmen, von Staatsgrenzen, von Zollgrenzen, nur den Besonderheiten der natürlichen Rohstoffe, des Klimas und der Bedürfnisse der Arbeitsteilung unterworfen. Polen, das Elsass, Dalmatien, Belgien, Serbien und andere europäische schwache Völker, die noch nicht annektiert sind, können nur in dem Maße wiederhergestellt werden oder zum ersten Mal die nationale Gestaltung, zu der sie hinstreben, erlangen, in dem sie aufhören, Wirtschaftsgruppen zu sein, wo sie nicht durch Staatsgrenzen verbunden sein und sie von einander nicht wirtschaftlich getrennt und einander entgegengesetzt sein werden. Vor allem können sie nur in diesen Gestaltungen bestehen bleiben und ihre kulturelle Existenz frei entwickeln. Anders gesagt, damit die Polen, Serben, Rumänen und andere fähig seien, wirklich ohne Hindernisse nationale Einheiten zu bilden, ist es notwendig, dass die Staatsgrenzen, die sie gegenwärtig in viele Teile trennen, beseitigt werden, dass der Staatsrahmen als Wirtschaftsorganisation – aber nicht als nationale Organisation – ausgedehnt werde, bis er das ganze kapitalistische Europa umfasst, das gegenwärtig durch Zölle und Grenzen geteilt ist und vom Krieg zerrissen wird. Wir erklären, dass die staatliche Einigung Europas klar die Vorbedingung der Selbstbestimmung der großen und der kleinen Nationen Europas. Eine national-kulturelle Existenz, frei von den nationalen wirtschaftlichen Gegensätzen und begründet auf wirkliche Selbstbestimmung, ist nur unter dem Dach eines demokratisch vereinigten, von allen Staats- oder Zollgrenzen freien Europas möglich.
Diese direkte und unmittelbare Abhängigkeit der nationalen Selbstbestimmung der schwachen Völker von einem kollektiven europäischen Regime, schließt die Möglichkeit aus, dass das Proletariat Fragen wie die Unabhängigkeit Polens oder die Einigung aller Serben außerhalb der europäischen Revolution stellt. Aber das zeigt andererseits, dass das Selbstbestimmungsrecht als Teil des proletarischen Friedensprogramms, keinen »utopischen«, sondern einen revolutionären Charakter hat. Diese Überlegung ist an zwei Adressen gerichtet: gegen die deutschen David und Landsberg, die wegen ihrem imperialistischen »Realismus« das Prinzip der nationalen Selbstbestimmung als reaktionäre Romantik verneinen; und gegen die Vereinfacher in unserem revolutionären Lager, die erklären, dass das Prinzip erst im Sozialismus verwirklichbar sei, und die sich damit um die Notwendigkeit drücken, eine prinzipienfeste Antwort auf nationale Fragen zu geben, die durch den Krieg auf Messers Schneide stehen.
Zwischen unseren gegenwärtigen sozialen Bedingungen und dem Sozialismus gibt es immer noch eine ausgedehnte Epoche der sozialen Revolution: das heißt die Epoche des offenen Kampfs des Proletariats um die Macht, die Eroberung und die Anwendung dieser Macht zum Zweck der völligen Demokratisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse und der systematischen Umgestaltung der kapitalistischen Gesellschaft in die sozialistische Gesellschaft. Das ist keine Epoche des Friedens und der Ruhe, sondern im Gegenteil der größten Intensität des Klassenkampfs, die Epoche der Volkserhebungen, der Kriege, ausgedehnter Experimente mit dem proletarischen Regime und der sozialistischen Reformen. Diese Epoche fordert vom Proletariat eine praktische Antwort: das heißt eine unmittelbar anwendbare Antwort auf die Frage des Weiterbestehens von Nationalitäten und ihren wechselseitigen Verhältnissen mit dem Staat und der Wirtschaft.
Wir haben oben versucht zu zeigen, dass die wirtschaftliche und politische Einheit Europas die unerlässliche Vorbedingung für die Möglichkeit der Selbstbestimmung ist. Wie die Parole der »nationalen Unabhängigkeit« der Serben, Bulgaren, Griechen und anderer eine hohle Abstraktion bleibt ohne die ergänzende Parole der »Föderation der Balkanrepubliken« – die in der ganzen Politik der Sozialdemokratie auf dem Balkan eine solche Rolle spielte –, so kann auf europäischer Ebene das Prinzip des Selbstbestimmungs»rechts« der Völker nur unter den Bedingungen einer »Föderation europäischer Republiken« völlig wirksam werden.
Aber wenn auf der Balkanhalbinsel die Parole einer demokratischen Föderation rein proletarisch geworden ist, gilt das in noch größerem Maße für Europa, wo die kapitalistischen Gegensätze unvergleichlich tiefergehend sind.
Die bürgerliche Politik der Beseitigung der Zollgrenzen zwischen den verschiedenen Ländern Europas ist eine unüberwindliche Schwierigkeit: aber ohne dies können die Schlichtungsverfahren zwischen Staaten und die Vorschriften des internationalen Rechts keine größere Dauer haben als zum Beispiel die Neutralität Belgiens. Der Drang zur Vereinigung des europäischen Marktes, der wie die Bemühung, sich der zurückgebliebenen nichteuropäischen Länder zu bemächtigen, sind durch die Entwicklung des Kapitalismus verursacht und stoßen auf die mächtige Opposition der Grundeigentümer und Kapitalisten, in deren Händen die Zolltarife in Verbindung mit dem Militarismus (ohne den sie nichts bedeuten) eine unverzichtbare Waffe der Ausbeutung und Bereicherung darstellen.
Die ungarische Finanz- und industrielle Bourgeoisie ist feindlich gegenüber ihrer wirtschaftlichen Vereinigung mit dem kapitalistisch entwickelteren Österreich. Die Bourgeoisie Österreich-Ungarns ist feindlich gegenüber der Idee einer Zollunion mit dem mächtigeren Deutschland. Auf der anderen Seite werden die Grundeigentümer Deutschlands niemals freiwillig einer Aufhebung der Getreidezölle zustimmen. Au-ßerdem können die wirtschaftlichen Interessen besitzenden Klassen der Mittelmächte nicht so leicht mit denen der französischen, englischen und russischen Kapitalisten und Grundeigentümer zur Übereinstimmung gebracht werden. Der gegenwärtige Krieg zeigt das mit ausreichender Deutlichkeit. Schließlich sind der Mangel an Harmonie und der unversöhnliche Charakter der kapitalistischen Interessen unter den Entente-Staaten selbst noch viel deutlicher als unter den Staaten Mitteleuropas. Unter diesen Bedingungen ist ein einigermaßen vollständiger wirtschaftlicher Zusammenschluss Europas von oben herab, durch Verständigung zwischen kapitalistischen Regierungen eine Utopie. Weiter als zu Teilkompromissen und halben Maßnahmen kann hier die Sache nicht niemals kommen. Daher wird eine wirtschaftliche Vereinigung Europas, welche sowohl für die Produzenten wie für die Konsumenten und für die kulturelle Entwicklung überhaupt von größtem Vorteil ist, zu einer revolutionären Aufgabe des europäischen Proletariats in seinem Kampf gegen den imperialistischen Protektionismus und dessen Waffe, den Militarismus.
Die Vereinigten Staaten Europas ohne Monarchien, stehende Heere und Geheimdiplomatie stellen folglich den wichtigsten Teil des proletarischen Friedensprogramms dar.
Die Ideologen und Politiker des deutschen Imperialismus brachten besonders am Beginn des Krieges häufig ihr Programm die europäischen Vereinigten Staaten vor – oder wenigstens mitteleuroäischen (ohne Frankreich und England auf der einen und Russland auf der anderen Seite). Dieses Programm einer Vereinigung Europas mit Gewalt ist so typisch für die Tendenzen des deutschen Imperialismus wie die gewaltsame Teilung Deutschlands die Tendenz des französischen Imperialismus ist.
Wenn die deutschen Armeen am Ende des Krieges den entscheidenden Sieg davontragen, auf den man in Deutschland während der ersten Phase des Krieges zählte, dann wird der deutschen Imperialismus ohne jeden Zweifel einen gewaltigen Versuch machen, den europäischen Staaten eine zwangsweise militärische und Zollunion zu errichten, die voller Ausnahmen, Kompromisse etc. wäre und daher den fortschrittlichen Sinn der Einigung des europäischen Marktes auf ein Minimum senken wird. Man braucht nicht hinzuzufügen, das unter diesen Bedingungen Autonomie für die so mit Gewalt in einer Karikatur der Vereinigten Staaten Europas vereinigten Völker nicht in Frage kommen würde. Nehmen wir einmal für einen Augenblick an, dass es der deutsche Imperialismus schafft, eine zwangsweise halbe Union Europas tatsächlich zu verwirklichen, wie der preußische Militarismus in der Vergangenheit die halbe Union von Deutschland geschafft hat. Was wäre dann die zentrale Parole des europäischen Proletariats? Wäre es die Auflösung des Zwangsbündnisses und die Rückkehr aller Völker unter die Obhut isolierter Nationalstaaten? Oder wohl die Wiederherstellung der Zollgrenzen, der »nationalen« Geldsysteme, der »nationalen« Sozialgesetzgebung und so weiter? Sicher nichts davon. Das Programm der revolutionären europäischen Bewegung wäre dann die Zerstörung der antidemokratischen Zwangsform des Bündnisses, bei der völligen Beibehaltung und Erweiterung seiner Basis in Form der völligen Aufhebung der Zölle, der Vereinigung der Gesetzgebung und vor allem der Arbeitsgesetze etc. Mit anderen Worten, die Parole der Vereinigten Staaten Europas »ohne Zölle, ohne ständige Heere« würde unter diesen Bedingungen die vereinigende und leitende Parole der europäischen Revolution.
Untersuchen wir jetzt die zweite Möglichkeit, das heißt ein »unentschiedenen« Ergebnis des Krieges. Schon am Beginn des Krieges zeigte der bekannte Professor und Anhänger des »Vereinigten Europas« Liszt, dass selbst in dem Fall, dass die Deutschen ihre Gegner nicht besiegen würden, die europäische [Vereinigung] trotzdem verwirklicht würde und nach Liszts Meinung sogar vollständiger wäre als im Falle eines deutschen Sieges. Die europäischen Staaten, die einander feindlich sind, aber unfähig, mit einander fertig zu werden, würden einander bei ihrem Bedürfnis nach zunehmender Ausdehnung sich weiter bei der Durchführung ihrer »Mission« im Nahen Osten, in Afrika und Asien Knüppel zwischen die Beine werfen und dann überall von den Vereinigten Staaten und Japan zurückgedrängt werden. Liszt denkt, dass gerade bei einem »unentschiedenen« Ergebnis des Krieges sich die absolute Notwendigkeit eines wirtschaftlichen und militärischen Bündnisses der europäischen Großmächte gegen die schwachen und zurückgebliebenen Völker und vor allem gegen ihre eigenen arbeitenden Massen durchsetzen würde. Wir haben oben auf die ungeheuren Hindernisse hingewiesen, die bei der Verwirklichung dieses Programms im Wege stehen. Aber selbst die teilweise Überwindung dieser Hindernisse würde die Schaffung eines imperialistischen Trusts der europäischen Staaten bedeuten, einer Aktiengesellschaft von Räubern. Und diese Perspektive wird gelegentlich zu Unrecht als »Beweis« für die Gefahr der Parole der Vereinigten Staaten von Europa angeführt, während sie in Wirklichkeit der plastischste Beweis ihrer realistischen und revolutionären Bedeutung ist. Wenn die kapitalistischen Staaten Europas es schaffen würden, zu einem imperialistischen Trust zu fusionieren, wäre das gegenüber der bestehenden Lage ein Fortschritt, denn es würde vor allem eine vereinigte, gesamteuropäische materielle Basis für die Arbeiterbewegung schaffen. In diesem Fall müsste das Proletariat nicht für die Rückkehr zu »autonomen« Nationalstaaten kämpfen, sondern für die Verwandlung des imperialistischen Trust in eine Europäische Republikanische Föderation.
Aber je mehr der Konflikt fortschreitet und die absolute Unfähigkeit des Militarismus zur Lösung der Probleme enthüllt, die der Krieg auf die Tagesordnung setzt, desto weniger wird über diese großen Pläne zur Vereinigung Europas von oben gesprochen. Der Plan der imperialistischen »Vereinigten Staaten Europas« hat auf der einen Seite Plänen einer Wirtschaftsunion zwischen Deutschland und Österreich Platz gemacht, auf der anderen Seite der Perspektive eines Vierbundes mit seinen Zöllen und seinen Kriegssteuern, vervollständigt durch den Militarismus der einen gegen die anderen.
Nach dem Gesagten scheint es überflüssig, mit der sehr großen Bedeutung fortzufahren, die bei der Durchführung dieser Pläne die Politik des Proletariats der beiden Staats»trusts« mit seinem Kampf gegen die eingeführten Zölle und gegen die militärischen und diplomatischen Bollwerke und für die wirtschaftliche Einigung Europas hat.
Jetzt, nach dem so vielversprechenden Beginn der russischen Revolution haben wir allen Grund zu erwarten, dass im Verlauf des gegenwärtigen Krieges eine mächtige revolutionäre Bewegung über ganz Europa branden wird. Es ist klar, dass eine solche Bewegung nur Erfolg haben, sich entwickeln und den Sieg erringen wird als allgemeine europäische Bewegung. Isoliert in den nationalen Grenzen wäre sie dem Untergang geweiht. Unsere Sozialpatrioten verweisen auf die Gefahr, die die russische Revolution von Seiten des deutschen Militarismus bedroht. Diese Gefahr ist unbestreitbar, aber sie ist nicht die einzige. Der englische, französische, italienische Militarismus sind nicht weniger schlimme Feinde der der russischen Revolution als die Kriegsmaschine der Hohenzollern. Das Heil der russischen Revolution liegt in ihrer Verbreitung über ganz Europa. Wenn sich die revolutionäre Bewegung in Deutschland entwickeln wird, wird das deutsche Proletariat ein revolutionäres Echo in den »feindlichen« Ländern des Westens suchen und finden. Und wenn in einem europäischen Land das Proletariat die Macht aus den Händen der Bourgeoisie entreißt, wäre es, nur um sie zu erhalten, verpflichtet, sie sofort in den Dienst der revolutionären Bewegung der anderen Länder zu stellen. Mit andren Worten, die Errichtung eines stabilen Regimes der Diktatur des Proletariats wäre nur denkbar auf ganz Europa ausgedehnt und folglich in der Form einer Europäischen Republikanischen Föderation. Die Vereinigung der Staaten Europas, die weder durch Waffengewalt noch durch industrielle oder diplomatische Verträge verwirklicht werden konnte, wird in so einem Fall die unaufschiebbare Hauptaufgabe der siegreichen proletarischen Revolution darstellen.
Die Vereinigten Staaten Europas sind die Parole der revolutionären Periode, in die wir eingetreten sind. Egal welche Wendungen die militärischen Operationen in der Zukunft nehmen werden, welche Bilanz die Diplomatie von dem gegenwärtigen Krieg machen wird und welches Tempo der Fortschritt der revolutionären Bewegung in der nahen Zukunft haben wird, die Parole der Vereinigten Staaten Europas bewahrt in jedem Fall eine ungeheure Bedeutung als politische Formel für den Kampf des europäischen Proletariats um die Macht. In diesem Programm ist die Tatsache ausgedrückt, dass der Nationalstaat überholt ist, sowohl als Rahmen für die Entwicklung der Produktivkräfte als auch als Grundlage für den Klassenkampf und folglich auch als Staatsform für die Diktatur des Proletariats. Wir lehnen die »Vaterlandsverteidigung« als überlebtes politisches Programm des Proletariats ab. Aber das hört auf, ein rein negativer Akt der ideologisch-politischen Selbstverteidigung zu sein und erlangt seinen ganzen revolutionären Inhalt nur in dem Fall, dass wir der konservativen Verteidigung des überholten nationalen Vaterlandes eine fortschrittliche Aufgabe gegenüberstellen, das heißt die Schaffung eines neuen, größeren »Vaterlandes« der Revolution, eines republikanischen Europa, das allein der Ausgangspunkt sein wird, von dem aus das Proletariat die ganze Welt revolutionieren und umorganisieren kann.
Darin liegt beiläufig die Antwort auf die, die dogmatisch fragen: »Warum die Einigung Europas und nicht der ganzen Welt?« Europa ist nicht nur eine geographische, sondern eine gewisse wirtschaftliche und kulturell-historische Gemeinschaft. Die europäische Revolution muss nicht auf die Revolutionen in Asien und Afrika warten, nicht mal auf die in Australien und Amerika. Und doch ist eine völlig siegreiche Revolution in Russland oder England undenkbar ohne eine Revolution in Deutschland, und umgekehrt. Der gegenwärtige Krieg wird Weltkrieg genannt, aber selbst nach dem Eingreifen der Vereinigten Staaten ist Europa der Schauplatz des Krieges. Und in erster Linie steht das europäische Proletariat den revolutionären Problemen gegenüber.
Natürlich sind die Vereinigten Staaten Europas nur eine der beiden Achsen der Weltorganisation der Wirtschaft. Die Vereinigten Staaten von Amerika werden de andere darstellen.
Die einzige konkrete historische Überlegung gegen die Parole der Vereinigten Staaten von Europa wurde im Schweizer Sotsial-Demokrat folgendermaßen formuliert: »Die Ungleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung ist ein unbedingtes Gesetz des Kapitalismus.« Daraus zieht der Sotsial-Demokrat die Schlussfolgerung, dass der Sieg des Sozialismus in einem Lande möglich sei und dass es daher unnötig sei, die Diktatur des Proletariats in jedem isolierten Staat von der Bedingung der Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa abhängig zu machen. Dass die kapitalistische Entwicklung der verschiedenen Länder ungleichmäßig ist, ist ziemlich unbestreitbar. Aber diese Ungleichmäßigkeit ist selbst äußerst ungleichmäßig. Die kapitalistischen Niveaus von England, Österreich, Deutschland und Frankreich sind nicht die selben. Aber im Vergleich zu Afrika und Asien stellen alle diese Länder das kapitalistische »Europa« dar, das für die sozialistische Revolution herangereift ist. Es ist nützlich und notwendig, den elementaren Gedanken zu wiederholen, dass kein einziges Land in diesem Kampf auf die andren zu »warten« hat, wenn nicht die Idee der parallelen internationalen Aktion durch die Idee der zaudernden internationalen Untätigkeit ersetzt werden soll. Ohne auf die anderen zu warten, beginnen wir den Kampf auf unserem eigenen nationalen Boden und setzen ihn fort, in der völligen Gewissheit, dass unsere Initiative den Impuls für den Kampf in anderen Ländern liefern wird; und wenn das nicht so wäre, dann wäre es hoffnungslos zu denken – das belegt obwohl geschichtliche Erfahrung als auch theoretische Überlegungen –, dass zum Beispiel das revolutionäre Russland sich angesichts eines konservativen Europas halten könnte oder dass ein sozialistisches Deutschland in einer kapitalistischen Welt isoliert bleiben könnte
Die Perspektive der sozialen Revolution in nationalen Rahmen zu sehen, bedeutet, der selben nationalen Beschränktheit zum Opfer zu fallen, die den Inhalt des Sozialpatriotismus darstellt. Vaillant betrachtet bis zum Ende seines Lebens Frankreich als das gelobte Land der sozialen Revolution und genau aus diesem Grund bestand er auf seiner Verteidigung bis aufs Messer. Lensch und andre glauben, die einen heuchlerisch, die andren ehrlich, dass die Niederlage Deutschland vor allem die Zerstörung der Grundlage der sozialen Revolution darstellen würde. Und schließlich unser Zeretelli und unser Tschernow, die unter unseren nationalen Bedingungen die traurige Erfahrung des französischen Ministerialismus wiederholt haben, schwören, dass ihre Politik den Zielen der Revolution diene und folglich nichts mit der Politik von Guesde und Sembat gemein habe.
Allgemein sollte man nicht vergessen, dass im Sozialpatriotismus zusätzlich zu jenem vulgären Reformismus, ein nationaler revolutionären Messianismus wirksam ist, der darin besteht das eigene Land für den Auserwählten Staat zu halten, der die Menschheit zum »Sozialismus« oder zur »Demokratie« führen kann, sei es wegen seiner industriellen Entwicklung oder seiner demokratischen Form und revolutionären Errungenschaften. (Wenn eine völlig siegreiche Revolution tatsächlich in den Grenzen einer einzigen besser vorbereiteten Nation denkbar wäre, hätte dieser Messianismus in Verbindung mit dem Programm der Vaterlandsverteidigung eine relative historische Berechtigung. Aber in Wirklichkeit hat er sie nicht.) Kampf für die Bewahrung der nationalen Basis der sozialen Revolution durch solche Methoden, die die internationalen Verbindungen des Proletariats untergraben, bedeutet die Untergrabung der sozialen Revolution, die auf einer nationalen Basis beginnen muss, die aber bei der gegenwärtigen wechselseitigen wirtschaftlichen und militär-politischen Abhängigkeit der europäischen Staaten (die sich nie zuvor mit solcher Kraft enthüllte, wie gerade in diesem Krieg) nicht auf sie beschränkt werden kann. Die Parole der Vereinigten Staaten von Europa drückt diese wechselseitige Abhängigkeit aus, die unmittelbar und direkt die Bedingungen für die Koordinierung der Aktion des europäischen Proletariats schaffen wird.
Der Sozialpatriotismus, der im Prinzip, wenn auch nicht immer in Taten, die Anwendung des Sozialreformismus in reinster Form und seine Anpassung an die imperialistische Epoche ist, schlägt in der gegenwärtigen Weltkatastrophe der Politik des Proletariats vor, den Weg des »kleineren Übels« zu wählen, das heißt, einem der beiden gegensätzlichen Lager beizutreten. Wir weisen diese Methode zurück. Wir beharren darauf, dass der durch de vorherige Entwicklung vorbereitete Krieg die grundlegenden Probleme der gegenwärtigen kapitalistischen Entwicklung in ihrer Gesamtheit auf völlig klare Weise gestellt hat. Darüber hinaus darf die Linie, der das internationale Proletariat und seine nationalen Sektionen folgen, nicht durch zweitrangige politische und nationale Züge bestimmt werden, auch nicht durch fragwürdige Vorteile des militärischen Übergewichts der einen Seite über die andere (während darüber hinaus diese fragwürdigen Vorteile im Voraus mit der völligen Aufgabe jeder politischen Unabhängigkeit des Proletariats bezahlt werden müssen), sondern durch den grundlegenden Gegensatz zwischen dem internationalen Proletariat und dem kapitalistischen Regime in seiner Gesamtheit.
Dies ist die einzige prinzipienfeste Formulierung der Frage und sie hat ihrem Wesen nach einen revolutionär-sozialistischen Charakter. Sie allein liefert die theoretische und historische Rechtfertigung für die Taktik des revolutionären Internationalismus.
Indem der Internationalismus dem Staat in der Periode der größten Katastrophe die Unterstützung verweigert – nicht im Namen eines Propagandazirkels, sondern im Namen der wichtigsten Klasse der Gesellschaft – will er nicht einfach passiv vermeiden, »sich die Hände schmutzig zu machen«, sondern bekräftigt, dass das Schicksal der Weltentwicklung für uns nicht länger mit dem Schicksal des Nationalstaats verbunden ist; mehr als das: dass letzterer ein Hindernis für die Entwicklung geworden ist und überwunden, das heißt durch eine höhere wirtschaftlich-kulturelle Organisation auf einer breiteren Grundlage ersetzt werden muss. Wenn das Problem des Sozialismus mit dem Rahmen des Nationalstaats vereinbar wäre, würde es daher mit nationaler Verteidigung vereinbar werden. Aber das Problem des Sozialismus tritt uns auf der Grundlage de Imperialismus entgegen, das heißt unter Bedingungen, unter den der Kapitalismus selbst gezwungen ist, den Rahmen das Nationalstaats gewaltsam zu zerstören, den er selbst geschaffen hat.
Die imperialistische halbe Einigung Europas mag vielleicht als Ergebnis des entscheidenden Sieges der einen Gruppe von Großmächten oder auch als Ergebnis eines unentschiedenen Ausgangs des Krieges erreicht werden, wie wir zu zeigen versucht haben. In beiden Fällen würde die Vereinigung Europa das völlig niedertrampeln des Prinzips des Selbstbestimmungsrechtes bezüglich aller schwachen Nationen und die Bewahrung und Zentralisierung aller Kräfte und Waffen der europäischen Reaktion bedeuten: Monarchien, stehende Heere und Geheimdiplomatie.
Die demokratisch-republikanische Vereinigung von Europa, eine Vereinigung, die wirklich die freie nationale Entwicklung garantieren kann, ist nur auf dem Weg des revolutionären Kampfes gegen den Militarismus, Imperialismus, dynastischen Zentralismus mit dem Mittel der Aufstände in einzelnen Ländern und dem darauf folgenden Zusammenfließen aller Erhebungen zu einer allgemeinen europäischen Revolution möglich. Unabhängig von ihrem Verlauf in einzelnen Ländern kann die siegreiche europäische Revolution wegen Abwesenheit anderer revolutionärer Klassen die Macht nur dem Proletariat übergeben. Also stellen die Vereinigten Staaten von Europa die Form – die einzig denkbare Form – der Diktatur des europäischen Proletariats dar.
Die mehrmals in »Friedensprogramm« wiederholte Behauptung, wonach die proletarische Revolution nicht im nationalen Rahmen siegreich vollendet werden könne, mag vielleicht manchen Lesern durch die fünfjährige Erfahrung unserer Sowjetrepublik wiederlegt scheinen. Aber so eine Schlussfolgerung wäre unbegründet. Dass der Arbeiterstaat sich gegen die ganze Welt in einem einzigen und obendrein rückständigen Land gehalten hat, legt Zeugnis für die kolossale Macht des Proletariats ab, eine Macht, die in anderen, fortgeschritteneren, zivilisierteren Ländern wahre Wunder vollbringen wird. Aber wir haben uns als Staat im politischen und militärischen Sinne verteidigt, aber die sozialistische Gesellschaft nicht erreicht, uns ihr nicht einmal genähert. Der Kampf um revolutionäre/staatliche Selbstverteidigung führte in diesem Zeitraum zu einem extremen Rückgang der Produktivkräfte, während Sozialismus nur vorstellbar ist auf der Grundlage ihres Wachstums und Blühens. Handelsverhandlungen mit bürgerlichen Staaten, Konzessionen, die Genfer Konferenz und so weiter zeigen nur zu plastisch die Unmöglichkeit des isolierten sozialistischen Aufbaus im nationalstaatlichen Rahmen. So lange die Bourgeoisie in anderen europäischen Staaten an der Macht bleibt müssen wir im Kampf gegen wirtschaftliche Isolierung Vereinbarungen mit der kapitalistischen Welt suchen; gleichzeitig kann mit Gewissheit erklärt werden, dass diese Vereinbarungen im besten Fall uns helfen werden, diese oder jene wirtschaftliche Wunde zu heilen, diesen oder jenen Schritt nach vorne zu machen, aber der wirkliche Aufstieg der sozialistischen Wirtschaft in Russland wird nur nach dem Sieg des Proletariats in den wichtigsten Ländern Europas möglich werden.
Dass Europa nicht nur einen geographischen, sondern auch einen wirtschaftspolitischen Begriff darstellt, zeigt sich plastisch an den Ereignissen der jüngsten Jahre: der Niedergang Europas, das Wachstum der Macht der vereinigten Staaten, der Versuch von Lloyd George Europa durch kombinierte imperialistische und pazifistische Methoden zu retten.
Heute ist die europäische Arbeiterbewegung in einer Periode von Abwehraktionen, der Kräftesammlung und Vorbereitung. Eine neue Periode von offen revolutionären Schlachten um die Macht wird die Frage der staatlichen Beziehungen zwischen den Völkern des revolutionären Europas unvermeidlich in den Vordergrund schieben. In dem Maß, in dem die Erfahrung Russlands den Sowjetstaat als natürlichste Form der proletarischen Diktatur gezeigt hat, und in dem Ausmaß, in dem die proletarische Vorhut der anderen Länder diese Staatsform im Prinzip übernommen hat, könne wir annehmen, dass mit der Wiederkehr des direkten Kampfes um die Macht das europäische Proletariat das Programm der föderativen europäischen Sowjetrepublik aufstellen wird. Die Erfahrung Russlands in dieser Hinsicht ist sehr lehrreich. Sie bezeugt die völlige Vereinbarkeit der breitesten nationalen und kulturellen Autonomie und des wirtschaftlichen Zentralismus unter dem proletarischen Regime. In diesem Sinn bewahrt die in die Sprache des Sowjetstaats übersetzte Parole der Vereinigten Staaten von Europa nicht nur ihren Sinn, sondern verspricht noch, in der bevorstehende Epoche der sozialen Revolution ihre kolossale Bedeutung zu enthüllen.
1. Der Broschüre Das Friedensprogramm von Leo Trotzki lag eine 1915-16 geschriebene Artikelserie in der internationalistischen Zeitschrift Nasche Slowo zugrunde, die Trotzki in Paris herausgab. Trotzki überarbeitete diese Artikel im Mai 1917 und veröffentlichte sie im Juni 1917 als programmatische Broschüre in der bolschewistischen Presse in Russland. Zu dieser Zeit verwendete Trotzki noch wie Lenin den Ausdruck »Sozialdemokratie« zur Bezeichnung der marxistischen Bewegung.
2. Zustand vor dem Krieg.
1*. In dieser Version wurde die geschlechtsneutrale Endung “Innen” in einer etwas inkonsequenten Weise benutzt, die den damaligen Gepflogenheiten nicht passt. Wir haben sie deshalb zur damals üblichen männlichen Form geändert.
Zuletzt aktualiziert am 21.7.2008