Karl Kautsky


Terrorismus und Kommunismus



7. Die Milderung der Sitten.

a) Bestialität und Humanität

Wir haben gesehn, daß die Bluttaten der großen französischen Revolution sich bei ihren Nachfolgern nicht wiederholen, daß von 1830 bis 1871 die revolutionären Kämpfer selbst dort, wo sie unter dem Einfluß der Traditionen der Schreckensherrschaft stehen, doch in ihrer Praxis nach möglichster Humanität trachten, im Gegensatz zu ihren Gegnern, die nach wie vor die größte Brutalität entfalten, sowohl im Juni 1848, wie im Mai 1871.

Während des ganzen 19. Jahrhunderts können wir bei den arbeitenden Klassen eine fortschreitende Humanisierung bemerken.

Da kommt jetzt im Beginn des 20. Jahrhunderts die Revolution in Rußland und Deutschland und entfesselt wieder Bluttaten, die an die der französischen Revolution des 18. Jahrhunderts erinnern. Wie ist dieser Umschwung zu erklären?

Nach der allgemeinen Anschauung ist die Humanität ein Produkt der Kultur. Man nimmt an, der Mensch sei von Natur aus ein bösartiges, unsoziales Geschöpf mit Raubtierinstinkten, stets bereit, seinen Nächsten zu überfallen, zu vergewaltigen, zu quälen, zu töten. Erst der Fortschritt der Bildung und der Technik, also der Kultur, bringe dem Menschen soziales Empfinden, Hilfsbereitschaft und Milde, Abscheu vor Grausamkeit und Blutvergießen. Diese Anschauung drückt sich auch im Sprachgebrauch aus, der die Eigenschaften letzterer Art als Humanität, Menschlichkeit, von denen der ersteren Art unterscheidet, die als tierischer Zustand, Bestialität (bestia, das Tier) und Brutalität (brutum, das Vieh) gebrandmarkt werden. Ein großer Teil unserer Ethnologen teilt noch diesen Standpunkt, der auch die Schule Lombrosos beherrscht, die in gewalttätigen Verbrechen einen Atavismus sieht, einen Rückfall in das Empfindungsleben der tierischen Vorgänger des Menschen.

Indes selbst blutgierige Raubtiere töten in der Regel nicht ihresgleichen. Und nichts berechtigt uns zur Annahme, der Mensch sei von Natur aus ein Raubtier mit gewalttätigen, blutdürstigen Instinkten. Wir kennen nicht die tierischen Vorfahren des Menschengeschlechts, müssen aber annehmen, daß unter den heute lebenden Tieren die Menschenaffen ihnen am nächsten kommen. So wie diese, wird der Urahn des Menschen wohl vorwiegend von Pflanzennahrung gelebt haben, die er hie und da durch kleinere Tiere, Raupen, Würmer, Reptilien, eventuell auch nicht flügge kleine Vögel ergänzte, daß er aber kein größeres Säugetier tötete, um es zu verzehren. Kein Affe tut derartiges.

Schon gar nicht führt er mörderische Kriege gegen seinesgleichen. Dazu fehlen ihm von vornherein die nötigen Organe. Einzelne Individuen mögen um einer Beute oder eines Weibchens willen in Kampf miteinander geraten, bei dem sie Haare lassen müssen. Lebensgefährlich werden ihre Raufereien nicht.

Das ändert sich beim Menschen, sobald seine Technik ihm zu seinen natürlichen Organen neue verleiht, Werkzeuge und Waffen, stechende und schneidende. Damit bekommt er Raubtierorgane, und es entwickeln sich bei ihm auch Raubtierfunktionen und Raubtierinstinkte. Nun vermag er größere Tiere zu töten und zu zerlegen. Die Pflanzenkost tritt für ihn an Bedeutung zurück. Jagd und Blutvergießen werden eine alltägliche Beschäftigung.

Jetzt mochten Konflikte zwischen einzelnen Individuen zu Totschlag und Mord führen. Doch der Massenmord, der Krieg, wird durch das Aufkommen der Waffe allein nicht erklärt.

Dieser setzt einen weiteren kulturellen Fortschritt voraus, den Zusammenschluß des Menschen in geschlossenen Gesellschaften. Da dieser Punkt bisher zu wenig beachtet wurde, ich selbst ihn bisher nicht genügend hervorgehoben habe, seien hier einige Bemerkungen darüber gemacht, obwohl sie uns etwas von unserem Thema ablenken.

Der Mensch stammt zweifellos von sozialen Tieren ab, aber er unterscheidet sich von diesen dadurch, daß er geschlossene Gesellschaften bildet. Die sozialen Tiere leben in der Regel in Rudeln oder Herden, die nur einen losen Zusammenhang untereinander aufweisen. Je nach den Lebensbedingungen, Futtermenge, Zahl der Feinde u. dgl. finden sich dieselben Individuen einmal in riesigen Herden zusammen, ein andermal spalten sich diese in kleinere Trupps, ja mitunter sogar in einzelne Paare, die bei günstiger Gelegenheit sich wieder in größeren Mengen zusammenfinden. Ohne Schwierigkeit kann ein Individuum von einer Gruppe zur andern übergehn.

Ganz anders beim Menschen. Es würde hier zu weit führen, zu erörtern, worauf diese Änderung zurückzuführen ist, nur kurz sei folgendes angedeutet.

Die Verständigungsmittel der Tiere untereinander beruhen auf Naturlauten, die sie ebenso wie die Sprache des Gebärden- und des Mienenspiels instinktiv äußern, die sie nicht eines vom andern zu erlernen brauchen, die ihnen angeboren sind und daher von jedem Mitglied der ganzen Art in gleicher Weise geäußert, von jedem verstanden werden.

Was den Menschen über das Tier erhebt, ist neben dem Werkzeug die artikulierte Sprache. Neben dem Organ, das nicht mit ihm geboren wird, sondern das er selbst erst fabriziert und dessen Fabrikation er erst von seinen Genossen lernen muß, zeichnet den Menschen ein Verständigungsmittel aus, das ebenfalls nicht mit ihm geboren wird, sondern das die Mitmenschen seiner Umgebung erst entwickelt haben und das er von ihnen erlernen muß. Dieses Verständigungsmittel ist nicht für die ganze Art von vornherein gegeben, es formt sich in verschiedenen Gegenden verschieden. Durch diese Sprache wird der soziale Zusammenhalt ein festerer, innigerer, da sie die Verständigung und das Zusammenwirken leichter und mannigfaltiger macht. Durch ihre Verschiedenheiten werden aber auch die verschiedenen Herden und Gruppen von Menschen dauernd voneinander getrennt. Jeder wird nun getrieben, bei jener Herde oder Horde zu bleiben, deren Sprache er gelernt hat. Mit den andern kann er sich nicht verständigen, bei ihnen fühlt er sich fremd und unbehaglich.

Dazu kommt noch ein anderes Moment. Die Sprache erlaubt es, die einzelnen Individuen und ihre Stellung zueinander zu bezeichnen. Sie erlaubt es auch, Erinnerungen festzuhalten. So wird sie ein konservierendes Element. Das herangewachsene Tier vergißt seine Eltern und Geschwister, die es von den andern Mitgliedern seiner Art nicht unterscheidet. Der Mensch vermag diese Beziehungen sein Leben lang festzuhalten, er vermag auch die Eltern seiner Eltern, die Kinder seiner Kinder, die Kinder seiner Geschwister usw. zu erkennen.

Man nimmt an, die Familie sei etwas von Natur aus Gegebenes. Die „Stimme des Blutes“ spreche aus ihr. In Wirklichkeit ist es die Stimme der Sprache, die sie geschaffen hat. Ohne Verwandtschaftsbezeichnungen keine Familie als dauernde Einrichtung. Die Stimme des Blutes bei den Tieren hört auf, sobald die Jungen flügge und selbständig geworden sind. Um so lächerlicher, wenn man heut nicht nur familiale, sondern sogar nationale Zusammenhänge aus der Stimme des Blutes erklären will, zum Beispiel den Drang der Deutschösterreicher zur Vereinigung mit den Reichsdeutschen mit dem Gebot dieser geheimnisvollen Stimme erklärt. Dabei leben in Deutschösterreich sicher mehr Menschen nichtdeutscher, etwa tschechischer, als wie reichs-deutscher Abstammung.

Die Geschlossenheit der Familie wurde vermehrt durch die Bildung von Haushaltungen und die Entwicklung des Privateigentums an Werkzeugen, Waffen, Vorräten aller Art, das seinen Besitzer überdauerte. Es fiel nach seinem Tode am ehesten denjenigen zu, die mit ihm in steter Gemeinschaft gelebt hatten, und wurde dadurch ein Grund, die Dauer dieser Gemeinschaft bis zu seinem Tode aufrechtzuerhalten.

Die Geschlossenheit des Stammes aber wurde gefördert durch Eigentum anderer Art, durch das Gemeineigentum an dem von Natur gegebenen Boden.

Auch die Tiere bevorzugen schon die Reviere, in denen sie aufwachsen und zu Hause sind, in denen sie jede Futterquelle, jeden Schlupfwinkel, jede gefährliche Ecke genau kennen. Doch sind die Grenzen dieses Reviers nicht genau gezogen, und Individuen, die dort nicht genügend Futter finden oder auf zu große Gefahren stoßen, können ohne weiteres die Grenzen seines Bereichs immer weiter ziehn, bis sie schließlich in ein ganz anderes Revier kommen, das ihnen besser zusagt. Dort schließen sie sich ohne weiteres einem andern Rudel an. Das ändert sich bei den geschlossenen Gesellschaften der Menschen. Wer in ein anderes Revier zieht, stößt dort auf eine Gruppe von Menschen, mit denen er sich nicht verständigen kann. Die Anpassung der Bevölkerung an die Lebensquellen findet da nicht in der Weise statt, daß einzelne Individuen aus übersetzten Revieren in schwächer bevölkerte hinüberziehn – derartiges findet erst wieder auf einer höheren Kulturstufe, und auch da nur unvollkommen statt. Nein, die Herde oder der Stamm bleibt zusammen und sucht sein Revier auf Kosten der Nachbarn zu erweitern. Damit haben wir den Anfang des Krieges und des Massenmordes, sobald die Waffentechnik genügend hoch entwickelt ist.

So sehn wir, daß das, was wir Bestialität nennen, nicht die tierischen Vorfahren des Menschen kennzeichnet, sondern erst das Produkt seiner Kulturentwicklung ist.

Die ethischen Empfindungen selbst, die Gefühle der Solidarität, der Hilfsbereitschaft, des Mitleids ändern dabei ihren Charakter. Bei den sozialen Tieren erstrecken sie sich auf alle Individuen der gleichen Art, beim Menschen verengert sich ihr Bereich auf die Mitglieder der eigenen Gesellschaft. Wer außer ihr ist, dem steht er meist gleichgültig, mitleidslos, oft direkt feindselig gegenüber.

Mit der Entwicklung des Verkehrs wächst jedoch der Umfang der Gesellschaft, als deren Mitglied der einzelne Mensch sich fühlt. Heute nähern wir uns wieder dem Ausgangspunkt der menschlichen Entwicklung, fängt der Geltungsbereich unserer sozialen, ethischen Empfindungen wieder an, sich auf alle Individuen der gleichen Art, auf die ganze Menschheit, zu erstrecken. Doch gilt das im allgemeinen noch mehr als Ideal, dem wir uns nur langsam nähern.

Gleichzeitig hat die ökonomische Entwicklung durch die Arbeitsteilung und die wachsende Mannigfaltigkeit der sozialen Beziehungen dahin geführt, daß jede einzelne der geschlossenen Gesellschaften, die sich schließlich als Staat konstituieren, wieder in Gruppen verschiedenster Art zerfällt, die ebenfalls zu mehr oder weniger geschlossenen Gesellschaften werden, Gentes, Familien, kirchliche Vereinigungen, Zünfte usw. Jede von ihnen entwickelt wieder ihre besondere Ethik, die sich nur auf die Genossen der eigenen Unterabteilung bezieht. Auch diese Unterabteilungen können in Kampf miteinander geraten. Sie können die größte Solidarität, Hilfsbereitschaft, Mitleid innerhalb des eigenen engeren Bereichs entwickeln und die größte Erbarmungslosigkeit gegen die andern. Jedes Individuum gehört da mehreren sozialen Gemeinschaften mit verschiedenen, oft gegensätzlichen Interessen und ethischen Grundsätzen an. Je schroffer die Widersprüche innerhalb der Gesellschaft, desto größer daher die Widersprüche innerhalb des einzelnen Menschen. Die Damen der Sklavenbarone der Südstaaten waren die liebenswürdigsten, bezauberndsten Geschöpfe unter ihresgleichen, voll Freigebigkeit und Hilfsbereitschaft; und die grausamsten Quälerinnen gegenüber ihren Sklaven. Derselbe Mensch kann das weichste Gemüt in seiner Familie haben und in seinen Geschäftsbeziehungen der hartherzigste Gläubiger und Arbeiterschinder sein.

Die Kultur entwickelt durchaus nicht geradlinig fortschreitende Milderung der Sitten. Doch wäre es nicht minder verkehrt, das Gegenteil anzunehmen und den Naturzustand als eine Idylle des goldenen Zeitalters zu zeichnen, aus dem wir allmählich immer tiefer ins eiserne hineingeraten.

Wir können vielmehr in dieser Beziehung in der Menschengeschichte zwei gegensätzliche Tendenzen unterscheiden, von denen je nach den Verhältnissen bald die eine, bald die andere überwiegt.
 

b) Zwei Tendenzen

Die eine Tendenz haben wir schon kennengelernt. Sie geht im Fortschritt der Kultur nach steter Verbesserung der Mordwaffen sowie nach Vermehrung der Gegensätze unter den Menschen. Nach Vermehrung ihrer nationalen Gegensätze: zu dem anfänglichen Gegensatz zwischen übervölkerten und wenig bevölkerten Gebieten fügt sie Gegensätze zwischen reichen und armen Völkern, solchen, die Naturschätze monopolisieren und andere, die in unfruchtbare Einöden verdrängt sind; zwischen industriell hochentwickelten und rückständigen. Endlich innerhalb der Nationen die verschiedenen Arten der Ausbeutung und Knechtung von Menschen durch Menschen, und daher Haß und Grausamkeit unter ihnen.

Eine Gegentendenz kommt auf mit dem Beginn des Ackerbaues. Bei den vorhergehenden Produktionsweisen überwiegen Jagd und Viehhaltung, welche letztere bei der Viehwirtschaft nicht minder, als die Jagd die Übung in der Waffe und Blutvergießen als Mittel des Lebenserwerbs notwendig macht, bei der Abwehr der reißenden Tiere, die das Herdenvieh in den Anfängen der Kultur massenhaft bedrohen. Der Ackerbau macht den Gebrauch der Waffe nicht nötig. In den Raubtieren sieht er oft seinen Freund, weil sie dem Wild zusetzen, das seine Saaten bedroht. Und die Hegung des Wildes, die dem Jäger wichtig, ist ihm verhaßt.

Noch mehr als für den Ackerbau ist für den Handwerker und späten den Intellektuellen in den aufkommenden Städten die Waffe im Produktionsprozeß überflüssig; der Zeit- und Materialaufwand, der erforderlich ist, sie herbeizuschaffen und sich in ihr zu üben, ist ihnen, im Gegensatz zum Jäger und Viehzüchter, eine ökonomische Verschwendung, die sie nach Möglichkeit reduzieren.

So werden Landmann, Handwerker und Intellektuelle immer mehr friedlicher Natur. Am meisten die letzteren. Denn Bauer und Handwerker brauchen Muskelkraft, um ihre Geschäfte zu verrichten. Sie steht daher bei ihnen hoch in Ehren, wird gern angerufen nicht bloß bei der Arbeit, sondern auch im Spiel, und erst recht in Konflikten.

Der Intellektuelle bedarf ihrer nicht. Die Zeit, die andere der Entwicklung ihrer Muskeln widmen, verwendet er auf Vermehrung seines Wissens oder die Übung seines Witzes. Wer von ihnen eine literarische Fehde mit anderen Waffen als denen des Geistes auszufechten versucht, zeigt damit von vornherein seine Minderwertigkeit an. Das wird nicht dadurch widerlegt, daß in der deutschen Studentenschaft zeitweise Raufboldmanieren aufkommen unter dem Einfluß der Rohheit, die aus den im Dreißigjährigen Krieg gipfelnden Religionskriegen hervorging.

Schon die Priesterkasten des Altertums sowie die Geistlichkeit des Christentums, solange sie nicht herrschende und ausbeutende Klasse geworden war, zeigten im allgemeinen Abneigung vor Blutvergießen und Gewalttat. Ebenso die Intellektuellen des 18. Jahrhunderts.

Wo die Intellektuellen Ausbeuter werden, da entwickeln sie nicht immer dieselbe Friedfertigkeit. Wo sie es nicht sind, da gilt für sie das gleiche wie für die Bauern, Handwerker, Proletarier. Der Mensch kommt für sie nicht als Mittel für fremde Zwecke, sondern als Selbstzweck oder als Mittel für Zwecke der Gesamtheit, nicht aber für Zwecke anderer Individuen in Betracht. Die Ethik Kants entspricht genau diesem Standpunkt, nur tritt sie bei ihm nicht als Ethik bestimmter Klassen und Zeiten, sondern als ein jenseits der Welt der Erscheinungen stehendes Sittengesetz auf, dem der liebe Gott selbst unterworfen ist, da auch ihm untersagt wird, den Menschen als Mittel (wozu ?) zu gebrauchen. (Vgl. Kants Kritik der praktischen Vernunft, 2. Hauptstück, V. Das Dasein Gottes als ein Postulat der reinen praktischen Vernunft.)

Wie immer man diesen Standpunkt begründen mochte, es folgte aus ihm der größte Respekt vor der menschlichen Persönlichkeit, die Heiligkeit des Menschenlebens und Menschenglücks. Doch diese friedfertigen Tendenzen zogen schon in den Anfängen von Landwirtschaft und Städtewesen ihre Nachteile nach sich, denn die friedfertigsten Klassen und Nationen waren die wehrlosesten. Sie wurden unterjocht und ausgebeutet von wehrhafteren Gruppen, die sich als kriegerische Aristokratie über sie erhoben und sich nun ihrerseits mit noch größerer Ausschließlichkeit, als es ehedem Jäger- und Hirtenvölker getan, der Jagd und der Kriegführung, also dem Blutvergießen hingaben und so die Raubtiermethoden und Raubtierinstinkte gegenüber den feindlichen Mitmenschen erst recht zum Prinzip erhoben. So wurden Brutalität und Humanität zu zwei Seiten derselben zivilisierten Gesellschaft.

Je nach den wechselnden Verhältnissen überwog einmal die eine, einmal die andere Seite.

Im antiken Rom wurde die ganze Bevölkerung in den Bann der Eroberungspolitik hineingezogen. Es gelang den Römern durch ihre kriegerische Überlegenheit alle Länder um das Mittelmeer herum sich dienstbar zu machen. Die ganze Bevölkerung lebte von der Ausbeutung dieser Länder, sie begeisterte sich für den Krieg und seine schonungsloseste Führung. Und da das Kriegsglück zahllose Scharen billigster Sklaven den Römern zur Verfügung stellte, gehörte es schließlich zu ihren Vergnügungen, Sklaven dazu anzuwenden, in Amphitheatern Krieg gegeneinander zu führen und sich gegenseitig totzuschlagen zum Gaudium des Publikums. Die Gladiatorenspiele, die Ermordung von Menschen als Zeitvertreib für einen müßigen höheren und niederen Pöbel, bedeuten wohl den Gipfel gemeinster Grausamkeit. Und doch kennzeichneten sie den antiken römischen Staat nicht im Zustand der Barbarei, sondern auf dem Gipfel seiner Zivilisation. Die Gladiatorenspiele nahmen erst ein Ende, als der Staat von seiner Kulturhöhe durch den Andrang der an seinen Grenzen wohnenden Barbaren herabgedrängt wurde.

Neben dem Kriegsadel bildete sich im Laufe der ökonomischen Entwicklung eine Kapitalistenklasse mit zwiespältigen Tendenzen. Als Ausbeuter betrachtet der Kapitalist die Menschen, von deren Ausbeutung er lebt, nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel für seine Zwecke. Das birgt schon den Keim zu Inhumanität und Grausamkeit in sich, und es hängt von den Verhältnissen ab, wie weit diese Keime sich entwickeln. Die Kolonialpolitik ließ ihnen die blutigsten und furchtbarsten Greueltaten entsprießen. Anderseits aber bildete sich zur Zeit der Handelsmonopole ein Gegensatz zwischen dem Handels- und Industriekapital. Das Handelskapital zeigt sich in diesem Zeitraum kriegerisch und skrupellos. Es massakriert und plündert die Bevölkerung Indiens, treibt Menschenhandel mit Negern, drängt seine Regierungen zu blutigen und erschöpfenden Handelskriegen.

Das industrielle Kapital hat zum großen Teil die Kosten dieser Kriege zu zahlen, wird durch sie gehemmt, steht ihnen daher ablehnend, ja entrüstet gegenüber. Sein Mitgefühl regt sich aufs stärkste für die schwarzen Sklaven in Westindien, während es in England weiße Frauen und Kinder mit Überarbeit bei Hungerlöhnen aufs grausamste quält.

Aber nicht einmal das Proletariat zeigt in diesem Stadium eine einheitliche Tendenz. Wir haben gesehn, daß seine Lebensbedingungen es drängen, das Menschenleben für heilig zu halten, da es ja nicht nur nicht eine ausbeutende, sondern vielmehr eine ausgebeutete Klasse ist, die unter der Mißachtung der Menschenleben am meisten leidet. Auch der Krieg bringt ihm, abgesehen von Ausnahmefällen, wie dem alten Rom, nur Lasten und Gefahren, die Erfolge und die Beute nur den Machthabern. Das alles treibt das Proletariat zum Abscheu vor allem Blutvergießen, jeder Grausamkeit.

Indes tritt das Proletariat nicht gleich auf die geschichtliche Bühne als industrielles Proletariat. Es wird zu einer Massenerscheinung, ehe noch die moderne Großindustrie sich entwickelt, durch den Verfall des Feudalismus, der den Bauern immer stärkere Abgaben auferlegt, so daß der bäuerliche Betrieb verkommt und seine Produktivität sinkt. Das Resultat ist, daß die Landwirtschaft immer mehr Arbeitskräfte abstößt, indes die Arbeitslast der Zurückbleibenden steigt. In der Industrie jener Zeit finden die überschüssigen Arbeitskräfte nur zu geringem Teil Aufnahme, da sie selbst durch die Zunftschranken beengt ist. Unzählige Massen eines arbeitslosen, hungernden, verzweifelnden Proletariats ergießen sich über das Land, die nicht von produktiver Arbeit zu leben vermögen und daher ihre Zuflucht in den verschiedensten parasitischen Auskunftsmitteln suchen, vom Betteln und Stehlen bis zum Rauben. In schmutzigster Dürftigkeit lebend, ausgeschlossen, verachtet von der Gesellschaft, und schon dadurch von wildem Haß gegen sie erfüllt, steigert sich dieser noch dadurch, daß die Machthaber, unfähig und unwillig, diese Landplage durch gesellschaftliche Reformen zu beseitigen, zu dem Mittel greifen, das dieser Unfähigkeit und Unwilligkeit immer am nächsten liegt: zum Terrorismus. Durch den Schrecken sollten die Verhungernden abgehalten werden, zu betteln, zu stehlen, zu betrügen, sich zu prostituieren, zu rauben. Die furchtbarsten Strafen wurden gegen die Unglücklichen verhängt, eine wahrhafte „Blutgesetzgebung gegen Vagabundage“, wie Marx sich ausdrückt, der in seinem Kapital zahlreiche Belege für jene Gesetzgebung vorführt. (Volksausgabe, S. 664 ff.)

Das Ergebnis war dasselbe, das jeder Schreckensherrschaft winkt, die soziale Produkte beseitigen will, ohne fähig zu sein, den Boden zu ändern, dem sie entsprossen. Die Zahl der Verbrecher nahm nicht ab, wie viele man auch auf die Galeeren schicken, hängen und rädern mochte. Den Zurückbleibenden blieb keine andere Wahl, als das Gaunerhandwerk weiter zu betreiben. Es wurde nun betrieben in stetem Kampf mit der Polizei. Das einzige merkliche Ergebnis war die stete Verwilderung des Proletariats, dessen Haß und Wut, dessen Blutdurst und Grausamkeit durch die Grausamkeit und Erbarmungslosigkeit der Hinrichtungen aufs äußerste gesteigert wurde.

Das galt zunächst freilich nur vom kriminellen Teil des Proletariats. Aber der war damals so zahlreich, hing durch so viele Bande der Verwandtschaft, der Nachbarschaft, der Kameradschaft mit den Anfängen des Lohnproletariats sowie mit den unteren Schichten des Kleinbürgertums und der Bauernschaft zusammen, die alle mit einem Fuß im Lumpenproletariat standen, daß dessen Gefühls- und Denkweise auch auf sie abfärbte.

So waren die Gefühle der Humanität zur Zeit des Ausbruchs der französischen Revolution beschränkt auf die Intelligenz und die von ihr beeinflußten Schichten des wohlhabenden Teils des Kleinbürgertums sowie der Kapitalisten, namentlich der Industriellen. Im Proletariat und und den ihm nahestehenden Schichten mußte die durch die Blutgesetzgebung gezüchtete Verwilderung und Verrohung offen zutage treten, sobald die Staatsgewalt zusammenbrach, unter deren Druck sie sich nur unterirdisch geäußert hatten.
 

c) Bluttaten und Schreckensherrschaft

Angesichts dieser Erziehung der ärmsten Volksschichten durch die Politik der herrschenden Klassen ist nicht zu verwundern, daß die revolutionären Elemente, sobald sie sich freier rühren konnten, ihren Kämpfen sehr oft einen wilden und grausamen Charakter verliehen und damit die große Revolution zu einer besonders blutigen machten.

Doch darf man nicht alle revolutionären Bluttaten in einen Topf werfen. Man muß genau unterscheiden zwischen den Exzessen, zu denen sich eine verrohte Volksmasse in der Leidenschaft des Kampfes aus Verzweiflung oder auch aus sinnloser Angst hinreißen läßt, und einem wohlüberlegten Abschreckungssystem, das planmäßig in gesetzlichen Formen von den Machthabern im Staate eingeführt wird, um Elemente, die ihnen gefährlich erscheinen, gewaltsam niederzuhalten.

Blutige Exzesse, die spontan der Volksmasse entspringen, finden wir von Anfang der Revolution an. Den Beginn der Schreckensherrschaft dagegen kann man erst in den Sommer des Jahres 1793 setzen, als die Girondisten verhaftet und hingerichtet wurden.

Brutalitäten der Volksmasse zeigten sich schon am Tage des Bastillesturms. Von der Besatzung, die kapitulierte, wurde ein Teil nicht nur getötet, sondern obendrein ihnen die Köpfe abgeschlagen und triumphierend auf Piken herumgetragen. Das Paradieren von Köpfen auf Piken ereignete sich noch öfter im Laufe der Revolution.

Blutdurst und Grausamkeit steigerten sich, als es zum Krieg der Revolution mit den Monarchen Europas kam, das preußische Heer im Vormarsch auf Paris war, der preußische Oberbefehlshaber, Herzog von Braunschweig, in einem Manifest Paris mit gänzlicher Vernichtung bedrohte und Gerüchte über eine Verschwörung der Aristokraten im Lande zur Unterstützung des äußeren Feindes im Schwange waren. Da erhoben sich die Pariser in maßloser und angstvoller Wut, um die politischen Gefangenen in den Gefängnissen zu morden, am 2. September 1792. Diese Bluttat, die 3.000 Menschen das Leben kostete, bildete den Gipfel der Gräßlichkeiten der großen Revolution. Ein förmlicher Blutrausch erfaßte die Massen von Henkern; sie begnügten sich nicht damit, zu töten, sie wateten mit Behagen im Blute.

Die Prinzessin von Lamballe, deren ganzes Verbrechen darin bestand, die Freundin der Königin zu sein, wurde nicht nur getötet, sondern der Toten auch noch der Leib aufgeschlitzt, das Herz herausgerissen. Ja, Mercier berichtet sogar (Le nouveau Paris, an VII, S. 111), einer der Unmenschen, der sie verstümmelte, habe ihr die Schamhaare ausgeschnitten, um sich aus ihnen einen Bart zu machen.

Auch ihr Kopf wurde, wie so mancher andere, auf eine Pike gesteckt und der gefangenen Königin vors Fenster gebracht, die über den Anblick in Ohnmacht fiel. Selbst die Milde nahm grauenhafte Formen an. Ein Beispiel bildet das Erlebnis des Fräuleins von Sombrueil, das zur Zeit der Septembermorde bei dem verhafteten Vater im Gefängnis war. Einem Herrn von Saint Mart wurde neben ihrem Vater der Schädel gespalten. Dem Vater sollte das gleiche geschehn. Da deckte sie ihn verzweifelt mit ihrem Körper, kämpfte lange, bis es ihr endlich gelang, nachdem sie drei Wunden erhalten:

„diese Menschen zu rühren. Einer von ihnen nahm ein Glas, goß Blut hinein, das aus dem Kopfe des Herrn Saint-Mart geströmt war, mischte es mit Wein und Pulver und sagte, wenn sie das auf das Wohl der Nation trinke, sollte sie ihren Vater gerettet haben. Sie tat es, ohne zu zaudern – und wurde alsdann von diesen selben Menschen herausgetragen.“ (Der Bericht ist abgedruckt in der von Gustav Landauer herausgegebenen Sammlung Briefe aus der französischen Revolution, II, S. 176, einer Sammlung, die im Sommer vor der jüngsten deutschen Revolution fertig wurde. Das Vorwort, datiert vom Juni 1918, schließt mit dem Wunsche:

„Die intime Kenntnis des Geistes und der Tragik der Revolution möchte uns in den ernsten Zeiten, die vor uns stehen, eine Hilfe sein.“

Der Unglückliche ahnte nicht, wie bald sich in diesen „ernsten Zeiten“ die „Tragik der Revolution“ an ihm selbst erfüllen sollte.)

Kein Zweifel, die Greuel der empörten und verzweifelnden Masse in der Revolution waren furchtbar. Aber nicht die Revolution darf man darob anklagen, wenn man gegen Elementarereignisse dieser Art überhaupt Anklagen erheben will. Sie waren Produkte der Erziehung, die dem Volke eine hohe Obrigkeit lange Zeit hindurch hatte erteilen lassen. Nur eine Probe davon:

Im Jahre 1757 versuchte ein Mann, namens Damiens, ein Attentat auf Ludwig XV., versetzte ihm einen Stich mit einer Art Federmesser, der sich als gänzlich ungefährlich erwies. Aber die Rache dafür war furchtbar. Damiens’ rechte Hand wurde ihm abgehackt und vor seinem Antlitz verbrannt; Wunden wurden ihm an Armen, Beinen, der Brust beigebracht, in die siedendes Öl und geschmolzenes Blei gegossen wurde. Dann band man an jedes seiner Glieder ein Pferd und trieb diese nach verschiedenen Richtungen an, so daß sie seinen Körper zerfetzten.

Diese infame Folterung wurde vor aller Öffentlichkeit vollzogen, um auf sie einzuwirken. Wie es wirkte, wissen wir jetzt.

Und solche Greueltaten wurden vollzogen bis in die Zeit der Revolution hinein. Erst sie machte ihnen ein Ende. Noch am 13. August 1789 berichtete Gaultier v. Biauzat aus Versailles:

„Am letzten Dienstag gegen Mittag hat die Bevölkerung von Versailles die Exekution eines Verbrechers verhindert, der verurteilt war, wegen Vatermordes lebendig aufs Rad geflochten und verbrannt zu werden.“ (Landauer, Briefe usw., 1, S. 315)

Diese Brutalitäten von oben gingen denen von unten voraus. Die Bluttaten, die spontan von der Masse verübt wurden, fanden durchaus nicht den Beifall der bewußten Führer der Revolution. Sie beklagten sie vielmehr aufs tiefste. So auch die Septembermorde, deren Anstiftung man ihnen fälschlicherweise in die Schuhe geschoben hat. Wenn man ihnen darob einen Vorwurf machen könnte, wäre es höchstens der, daß sie sich der Volkswut nicht widersetzten. Aber diese wirkte so entsetzenerregend und einschüchternd, daß niemand es wagte, ihr in den Arm zu fallen, auch die Girondisten nicht. Die Kommissäre der Kommune versuchten mit eigener Lebensgefahr die Damen der Umgebung der Königin zu retten, was ihnen auch bei allen gelang, mit Ausnahme der schon erwähnten Prinzessin von Lamballe. (Krapotkin, französische Revolution, II, S. 5)

Zu denjenigen, die am meisten über die Septembermorde entsetzt waren, gehörte Robespierre. Schmerzvoll rief er aus:

„Blut, immer Blut! Ach, die Unglücklichen werden damit enden, die Revolution im Blut zu ersäufen!“ (Louis Blanc, Revolution française, II, S. 207)

Selbst Marat schauderte vor den Septembermorden zurück:

„Es ist charakteristisch, was meines Wissens noch kein Historiker hervorgehoben hat, daß Marat selbst die Septembermorde desavouiert oder doch zum mindesten bedauert hat, derselbe Marat, der sie in seiner Nummer vom 1.9. August empfahl und deren Wohltat er am 2. September auf ganz Frankreich ausdehnen wollte.“ (Jean Jaurès, La Convention, I, S. 75)

Allerdings waren es bei Marat mehr politische Erwägungen als Rücksichten der Menschlichkeit, die gegen die Septembermorde sprachen. Robespierre dagegen gehörte zu den Intellektuellen, die jedes Blutvergießen grundsätzlich verabscheuten. Das bewies er schon in der konstituierenden Nationalversammlung, als dort bei der Diskutierung des neuen Strafgesetzes am 30. Mai 1791 die Todesstrafe zur Beratung kam. Robespierre gehörte zu denjenigen, die sie am entschiedensten bekämpften, weil sie von Verbrechen nicht abschrecke, die Bevölkerung bloß noch roher und gewalttätiger mache.

Seine Bemühungen waren vergeblich. Die Todesstrafe blieb, nur wurden ihre grausamsten Formen beseitigt. Das Köpfen allein wurde beibehalten.

Dieser Beschluß bildete eine der seltenen Gelegenheiten, die Marat veranlaßten, der Nationalversammlung Beifall zu spenden, im Gegensatz zu Robespierre. Zwei Jahre später sah sich dieser an Marats Seite gedrängt und veranlaßt, seinen Abscheu vor der Todesstrafe aufzugeben. Sie wurde nun sein vornehmstes politisches Kampfmittel, sogar seinen eigenen politischen Freunden gegenüber.

Wir haben schon darauf hingewiesen, daß die wohlüberlegte und planvoll durchgeführte Schreckensherrschaft nicht zusammengeworfen darf mit den Exzessen einer erregten Volksmasse. Diese Exzesse entsprangen den unkultiviertesten, rohesten Teilen der Bevölkerung, das Schreckensregiment wurde getragen durch höchst kultivierte, von den humansten Empfindungen erfüllte Menschen.

Es entsprang in ganz anderer Weise aus den Verhältnissen, als jene spontanen Gräueltaten. Waren diese eine Nachwirkung der Blutgesetzgebung des alten Regimes gegen die arme Bevölkerung, so wurde das Schreckensregiment den Jakobinern aufgezwungen dadurch, daß sie unter den erschwerendsten Umständen, mitten im Kriege durch das Elend der darbenden Massen, das mit ihrer Herrschaft zusammenfiel, vor eine Aufgabe gestellt wurden, die unlösbar war: die bürgerliche Gesellschaft und das Privateigentum zu befestigen und das Massenelend abzuschaffen. Sie kamen dadurch in die verzweifeltste Lage, aus der sie sich schließlich nicht anders herauszuhelfen wußten, als durch Anwendung des Mittels, das sie selbst verabscheuten, dessen Nutzlosigkeit sie selbst verkündet hatten. Durch das Massenelend war das alte Regime zu seiner Blutgesetzgebung, zu seinem Terrorismus veranlaßt worden. Das Massenelend erzeugte auch die Blutgesetzgebung, den Terrorismus des neuen Regimes. Der Unterschied war nur der, daß der alte Staat der elenden Massen Herr zu werden suchte durch das Köpfen und Mißhandeln der Armen. Der neue Staat suchte das Elend der Massen zu bannen durch das Köpfen – ohne Mißhandlungen – der Reichen und ihrer Diener.

Doch der eine erreichte sein Ziel ebensowenig wie der andere. Aber auch da wieder gab es einen Unterschied. Die Existenz des alten Regimes hing nicht davon ab, ob sein Schreckensregiment das Proletariat beseitigte oder nicht. Das Mißlingen des Schreckens bildete wohl eine Unbequemlichkeit, aber keine Gefahr für den alten Staat, denn die Klasse, die er niederhalten wollte, das Lumpenproletariat, konnte aus eigener Kraft auf keinen Fall zur Herrschaft kommen und war ökonomisch vollständig entbehrlich.

Das neue Regime dagegen wurde bankerott und brach zusammen, sobald sein Terrorismus versagte, denn die Klasse, die es niederhalten wollte, die Bourgeoisie, war die unter den gegebenen Verhältnissen zur Herrschaft am besten geeignete. Und sie war damals auch ökonomisch unentbehrlich. Ihre Vergewaltigung hemmte die gesellschaftliche Entwicklung, die Produktion, und erzeugte daher schließlich vermehrtes Elend selbst derjenigen, denen durch das Schreckensregiment geholfen werden sollte.

Und noch ein weiterer Unterschied besteht zwischen dem alten und dem neuen Schreckensregiment. Dieses entsprach vollständig der Ethik der Kreise, die es handhabten. Sie brauchten sich nicht selbst untreu zu werden, um es durchzuführen. Es erschien ihnen als eine ganz selbstverständliche Sache.

Das neue Schreckensregiment wurde aufgerichtet in schroffem Widerspruch zu der Ethik der Klasse, von der es getragen wurde. So hatten die Schreckensmänner von Anfang an ein schlechtes Gewissen, das sie durch Sophistereien beschwichtigten, das aber doch ihren moralischen Halt untergrub, ihre Zuversicht lähmte, ihre Reizbarkeit und Unsicherheit vermehrte, manchen von ihnen korrumpierte.

Gibt es auch keine absolute Moral, die über den Sternen wohnt, ist die Moral jeder Zeit, jedes Landes, jeder Klasse etwas relatives, so bleibt doch die Ethik das festeste gesellschaftliche Band und der stärkste Halt in allen Problemen und Konflikten des Lebens. Nichts schlimmer, als sich selbst untreu zu werden, den ethischen Geboten zuwiderzuhandeln, die man selbst als kategorischen Imperativ anerkennt.

Nicht zum mindesten dieser Wirkung dürfte es zuzuschreiben sein, daß das Schreckensregiment, sobald es einmal auf energischen Widerstand stieß, so rasch und kampflos zusammenbrach. Und wie rasch bekehrten sich die überlebenden Schreckensmänner zu anderen Anschauungen! Die legitimistischen Monarchisten wurden Napoleon viel gefährlicher als die alten Republikaner. Ein Zeichen, wie sehr die Moral der letzteren unter dem Schreckensregiment gelitten hatte.
 

d) Die Milderung der Sitten im 19. Jahrhundert

Die große französische Revolution gehört zu den blutigsten Epochen der Weltgeschichte. Viele haben daraus geschlossen, daß das Blutvergießen zu den unerläßlichen Funktionen einer richtigen Revolution gehöre und daraufhin entweder die Revolution verdammt oder das Blutvergießen verherrlicht. In Wirklichkeit hat die Revolution von 1789 selbst die wichtigsten Ursachen beseitigt, die ihr einen so grausamen und gewalttätigen Charakter gaben, und mildere Formen künftiger Revolutionen vorbereitet. Sie hat dies erreicht einerseits durch Beseitigung des Feudalismus und Förderung des industriellen Kapitals, das die Massen von Proletariern aus Lumpenproletariern in Lohnarbeiter verwandelte. Anderseits durch Entfesselung einer Bewegung, die überall früher oder später mit dem Sieg der Demokratie endete, und endlich dadurch, daß aus dem Studium der Revolution ebenso wie des Kapitalismus eine Theorie entstand, die es ermöglicht, daß die Partei des Proletariats sich in jedem Moment stets nur solche Ziele praktischer Aktion stellt, die sie zu erreichen vermag, so daß sie nicht in eine jener Sackgassen zu geraten braucht, in denen sie sich zu einem Schreckensregiment gedrängt sieht.

Durch die Revolution wurde der Bauer befreit und Herr seines Bodens. Dadurch kam die bäuerliche Wirtschaft auf eine höhere Stufe, lieferte größere Erträge, die dem Bauern verblieben. So minderte sich die Zahl der überschüssigen Arbeitskräfte, die die Landwirtschaft abgab.

Anderseits fand der Zustrom Arbeitsuchender vom Lande jetzt in der Stadt eher Beschäftigung. Die zünftigen Schranken waren gefallen, das Handwerk konnte sich frei entwickeln. Wohl wurde es in einem Zweig nach dem andern bald von dem aufkommenden industriellen Kapital bedrängt, aber dieses selbst entwickelte mit seinem raschen Wachstum eine starke Nachfrage nach Arbeitskräften.

Das industrielle Proletariat wurde jetzt eine besondere Klasse mit besonderem Klassenbewußtsein, die sich vom Lumpenproletariat immer schärfer schied. Das Kapital hat die Lage des industriellen Proletariats gegenüber der des selbständigen Handwerkers und des Handwerksgesellen aus der Blütezeit des Handwerks verschlechtert; es hat sie aber gegenüber der des Lumpenproletariats unzweifelhaft verbessert. Das Lumpenproletariat ist keines Klassenkampfes fähig. Das industrielle Proletariat hat durch den Klassenkampf, durch seine Organisationen, seine Erfolge einen geradezu wunderbaren intellektuellen und moralischen Aufschwung erzielt.

In seinen Anfängen freilich wurde das industrielle Proletariat durch das Kapital nicht nur ökonomisch, sondern auch moralisch aufs tiefste herabgedrückt. In seinen Wohnungsbedingungen, der Dürftigkeit und Unsicherheit der Existenz, in seiner Unwissenheit, erhob es sich vielfach nicht über das Lumpenproletariat, es stand unter ihm durch die Monotonie seines Lebens, durch den steten Zwang der Fabrikdisziplin, die jede Freiheit ausschloß, durch die qualvollste Abrackerung von Frauen und Kindern. Die Kühnheit der kraftvolleren Teile des Lumpenproletariats wurde dadurch dem Lohnproletariat genommen, sein Stumpfsinn vergrößert, aber seine Rohheit nicht vermindert.

In jenem Stadium wäre es unfähig gewesen, sich selbst zu befreien. Nur langsam gelang es einer seiner Schichten nach der andern, in stetem Klassenkampf sich aus dem anscheinend hoffnungslosen Sumpf zu erheben. Je mehr dieser Prozeß fortschritt, um so mehr vermochten die in seiner Klassenlage begründeten Tendenzen zur Humanität sich zu entfalten, was noch begünstigt wurde dadurch, daß unter dem Einfluß der Revolution und ihrer Nachwirkungen auch die Strafgesetze gegen das Proletariat ihren früheren grausamen Charakter nach und nach milderten.

Das sind die Ursachen der Erscheinung, auf die wir bereits hingewiesen haben, daß sich der revolutionäre Teil des Proletariats in den Bewegungen des 19. Jahrhunderts als eine von größter Humanität erfüllte Klasse zeigt, die sich immer mehr entfernt von der brutalen Wildheit, die ihre Vorgänger zur Zeit der großen französischen Revolution kennzeichnete und die Engels auch noch in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts beim Fabriksproletariat Englands konstatierte.

Gleichzeitig schwanden die Ursachen, die zur Schreckensherrschaft geführt hatten. Schon bald nach ihrem Zusammenbruch erkannten tiefer forschende Freunde des Proletariats, daß es auf der Grundlage der bürgerlichen Gesellschaft nicht zu befreien sei. Sie kamen zu dem Schluß, daß dieses Ziel nur erreicht werden könne durch Aufhebung des Privateigentums an den Produktionsmitteln und Einführung gesellschaftlicher Produktion. Doch fanden sie weder die nötigen materiellen Vorbedingungen dazu im Kapital, noch die psychischen im Proletariat vor, und sie sahn auch nicht, daß die ökonomische Entwicklung und der Klassenkampf daran waren, diese Bedingungen zu schaffen. Sie suchten daher nach einer „Lösung der sozialen Frage“, einem Plan oder einer Formel, die unter allen Umständen sofort durchführbar waren, sobald nur die dazu nötige Macht zur Verfügung stand.

Wenn sich revolutionäre Proletarier dieser Idee bemächtigten und jene Macht nicht etwa in einem edelmütigen Millionär, sondern in der politischen Diktatur nach dem Muster der ersten Pariser Kommune suchten, mußte jeder derartige Versuch, wenn er von einer Minderheit im Staate unternommen wurde, ebenso zu einer Schreckensherrschaft führen, wie die Herrschaft jener ersten Pariser Kommune. Wohl war das Streben jetzt ein rationelleres; es ging nicht mehr dahin, die Konsequenzen der bürgerlichen Gesellschaft loszuwerden und diese selbst zu erhalten, sondern dahin, diese Konsequenzen durch Aufhebung ihrer Grundlage zu beseitigen. Aber auch dieses Streben hätte bei dem Versuch, es praktisch zu realisieren, scheitern müssen, solange für die Beseitigung der Grundlage die gesellschaftlichen Vorbedingungen fehlten. Es hätte den Versuch einer Minderheit bedeutet, der Mehrheit Unmögliches oder doch Unzweckmäßiges, ihren Interessen Widersprechendes aufzuzwingen, und das wäre nur durch die gewaltsamsten Methoden tu erreichen gewesen, die schließlich mit Notwendigkeit in blutigem Schrecken gipfeln mußten.

Daß es dazu nicht kam, lag, ganz, abgesehen davon, daß die Masse der Arbeiter den Gedanken des Sozialismus nur allmählich erfaßte, daran, daß das Proletariat viele Jahrzehnte hindurch nirgends mehr eine so beherrschende Position errang, wie es sie im Verein mit den ihn nahestehenden Schichten des Kleinbürgertums in Paris nach 1789 in mehr erreicht und bis 1794 festgehalten hatte.

Die zweite Kommune brachte ihm dann wohl die Herrschaft über Paris, doch nicht die über Frankreich. Und auch in Paris überwogen damals noch nicht die Sozialisten. Endlich besaßen diese gerade damals keine feste theoretische Unterlage, waren daher sehr vorsichtig und zurückhaltend.

Eine feste Grundlage bekamen sie nach der Kommune, als der Marxismus anfing, in die Massen einzudringen. Es war die Auffassung, die Marx und Engels in den vierziger Jahren begründet, in den fünfziger und sechsziger Jahren vertieft hatten, die materialistische Geschichtsauffassung. Sie trugen den Gedanken der gesetzmäßigen Entwicklung in die Geschichte hinein, die nach ihrer Auffassung bedingt wird durch die Entwicklung der ökonomischen Verhältnisse. Von diesem Standpunkt aus erkannten sie, daß die kapitalistische Produktionsweise Zustände erzeuge, die schließlich eine sozialistische Produktionsweise notwendig und unvermeidlich machen, erkannten sie aber auch die Unfruchtbarkeit jedes Versuchs, diese zweite Produktionsweise an Stelle der ersten zu setzen, solange die Verhältnisse nicht genügend reif sind.

Für sie war nun die Aufgabe der Sozialisten nicht mehr die, einen Plan oder eine Formel der Sozialisierung zu finden, die überall, unter allen Umständen sofort den Sozialismus herbeiführen, sondern die ökonomischen Verhältnisse zu studieren und auf Grund dieser Erkenntnis das jeweilig für die Gesellschaft Notwendige klarzulegen und zu verfechten.

Die Aufgabe der Sozialisten bestand also nun nicht bloß darin, den Sozialismus durchzuführen. Sie mußten, wo dieser noch nicht möglich war, auch in die Verhältnisse der kapitalistischen Wirtschaft eingreifen, deren Entwicklung im proletarischen Sinne fördern.

Das wurde keineswegs sofort von den Sozialisten begriffen.

Selbst in der Internationale, ja noch einige Jahre später, iahen Sozialisten auf Erscheinungen, wie den Freihandel oder den Streik, mit Verachtung herab, weil solche Erscheinungen das Lohnsystem nicht an tasteten. Marx und Engels lehrten die Arbeiter die Bedeutung der ökonomischen Probleme und Konflikte der kapitalistischen Gegenwart für den proletarischen Emanzipationskampf begreifen.

Der Sozialismus hörte für das marxistisch geschulte Proletariat nun auf, etwas zu sein, das überall sofort und unter allen Umständen zu realisieren sei. Auch wo es die politische Macht eroberte, hatte es zunächst nur soviel an Sozialismus durchzuführen, als unter den gegebenen Verhältnissen möglich war, in Formen, die den besonderen Verhältnissen entsprachen. Die Durchführung des Sozialismus konnte nach dieser Auffassung nicht das Werk eines Handstreichs sein; sie wurde das Ergebnis eines längeren historischen Prozesses. Dabei wurden die Sozialisten stets darauf hingewiesen, in jedem Moment nur solche Aufgaben in Angriff zu nehmen, die bei den gegebenen Kräfteverhältnissen und materiellen Bedingungen lösbar seien. Wurde stets demgemäß sachkundig verfahren, dann war es ausgeschlossen, daß die Sozialisten bei einer ihrer Unternehmungen scheiterten, oder aber, daß sie in eine verzweifelte Situation gerieten, die sie wider den Geist des Proletariats und des Sozialismus zu blutigem Massenterror zwang.

In der Tat ist, seitdem der Marxismus die sozialistische Bewegung beherrscht, diese bis zum Weltkrieg fast bei jeder ihrer bewußten großen Bewegungen vor einer großen Niederlage bewahrt geblieben, und der Gedanke, sich durch eine Schreckensherrschaft durchzusetzen, war aus ihren Reihen vollständig verschwunden.

Viel trug dazu bei der Umstand, daß in derselben Zeit, in der der Marxismus die herrschende sozialistische Lehre wurde, die Demokratie sich in Westeuropa einwurzelte und dort begann, aus einem Kampfobjekt eine feste Basis des politischen Lebens zu werden. Damit wurde nicht nur die Aufklärung und Organisation des Proletariats erleichtert, sondern auch seine Einsicht in die ökonomischen Bedingungen sowie in die Kraftverhältnisse der Klassen vermehrt, dadurch phantastischen Abenteuern vorgebeugt, und zugleich der Bürgerkrieg als Methode des Klassenkampfes ausgeschaltet.

Im Jahre 1902 schrieb ich in meiner Schrift über Die soziale Revolution (6. Kapitel, Die Demokratie):

„Die Demokratie ist von höchstem Wert schon deswegen, weil sie höhere Formen des revolutionären Kampfes möglich macht. Dieser wird nicht mehr wie 1789 oder noch 1848 ein Kampf unorganisierter Massen ohne jede politische Bildung, ohne jede Einsicht in die Kraftverhältnisse der kämpfenden Faktoren, ohne tiefere» Verständnis für die Aufgaben des Kampfes und die Mittel ihrer Lösung sein, nicht mehr ein Kampf von Massen, die sich durch jedes Gerücht, jeden Zufall fortreißen und verwirren lassen. Es wird ein Kampf organisierter, aufgeklärter Massen, von Stetigkeit und Besonnenheit, die nicht jedem Anstoß folgen, nicht ob jeder Unbill explodieren, sich aber auch nicht durch jeden Mißerfolg niederdrücken lassen.

Andererseits sind die Wahlkämpfe Mittel, sich und die Feinde zu zählen, sie gewähren dadurch klare Einsicht in die Stärkeverhältnisse der Klassen und Parteien, ihre Fortschritte und Rückschritte; sie halten so von übereilten Ausbrüchen ab und bewahren vor Niederlagen; sie gewähren aber auch die Möglichkeit, daß der Gegner die Unhaltbarkeit mancher Position selbst erkennt und sie freiwillig aufgibt, wenn ihre Behauptung keine Lebensfrage für ihn ist. So wird der Kampf weniger opfervoll und grausam, weniger von blinden Zufällen abhängig.“

Dem vereinten Zusammenwirken aller dieser Umstände, der Bildung eines industriellen Proletariats und dessen Erhebung über das Niveau des Lumpenproletariats, Entwicklung der sozialistischen Theorie und Befestigung der Demokratie, diesen Faktoren vereint gelang es, die düstere Befürchtung immer mehr zurückzudrängen, die Engels noch 1845 in seiner Lage der arbeitenden Klasse in England äußerte, wo er meinte:

„Wenn sich die englische Bourgeoisie nicht besinnt – und das tut sie allem Anschein nach gewiß nicht –, so wird eine Revolution folgen, mit der sich keine vorhergehende messen kann. Die zur Verzweiflung getriebenen Proletarier werden die Brandfackel ergreifen, die Volksrache wird mit einer Wut geübt werden, von der uns das Jahr 1793 noch keine Vorstellung gibt. Der Krieg der Armen gegen die Reichen wird der blutigste sein, der je geführt worden ist.“ (2. Aufl., S. 298)

Indes hegte Engels diese Befürchtungen nur für den Fall, daß die Revolution sofort ausbrach, wie er erwartete. Sie waren auch in den vierziger Jahren schon etwas übertrieben, trotz des massenhaften Zustroms höchst unentwickelter, namentlich irischer, dem Lumpenproletariat noch sehr nahestehender Elemente zur Industrie. Aber Engels selbst erwartete, daß, wenn die Revolution nicht rasch kam, das Proletariat also Zeit hatte, sich zu entwickeln und mit sozialistischem Geiste zu erfüllen, die Revolution mildere Formen annehmen werde:

– „In demselben Verhältnis, in welchem das Proletariat sozialistische und kommunistische Elemente in sich aufnimmt, genau in demselben Verhältnis wird die Revolution an Blutvergießen, Rache und Wut abnehmen.“

Die Revolution, die Engels erwartete, kam 1848, aber nicht in England. Nach ihrem Zusammenbruch begann in allen Ländern Europas eine Epoche kapitalistischer Entwicklung, die begleitet war von einem gewaltigen ökonomischen, politischen, intellektuellen und moralischen Erstarken der Arbeiterklasse. Da wandelte sich in den vorgeschrittensten Ländern Europas rasch deren Bild. Bereits 1872, ein Jahr nach der Kommune, gab Marx seiner Erwartung Ausdruck, daß in Ländern wie Amerika, England, Holland die proletarische Revolution friedliche Formen annehmen könne.

Seitdem hat der Aufstieg des Proletariats noch weitere Fortschritte gemacht. Wohl durfte kein Einsichtiger daran zweifeln, daß eine Militärmonarchie, wie die deutsche, österreichische, russische nur mit Gewaltmitteln zu stürzen sei, aber immer weniger dachte man dabei an die blutige Gewalttätigkeit der Waffen, immer mehr an das dem Proletariat eigentümliche Machtmittel der Arbeitsverweigerung, den Massenstreik. Wohl mußte man darauf gefaßt sein, daß die Männer des alten Regimes in Deutschland wie in Rußland trachten würden, jeden Versuch, sie zu entwurzeln, in einem Blutbad zu ersticken. Aber daß sich erhebliche Teile des Proletariats, wenn es einmal an der Macht sei, wieder wie am Ende des 18. Jahrhunderts, in Blutvergießen, Rache und Wut austoben würden, das durfte man nicht erwarten. Das hätte die ganze Entwicklung auf den Kopf gestellt.

Im Gegensatz zu der Auffassung Engels, des Verfassers der Schrift: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, der eine fortschreitende Abnahme der Wildheit und Roheit proletarischer Revolutionen erwartete, steht die Ansicht, die jüngst in einer Abhandlung geäußert wurde, betitelt: „Die Entwicklung des Sozialismus von der Wissenschaft zur Tat“, die das Vorwort zu N. Bucharins Schrift Das Programm der Kommunisten (Zürich, 1918). bildet. Es heißt dort:

„Je stärker der Kapitalismus in einem Lande entwickelt ist, desto rücksichtsloser, desto wilder wird sein Verteidigungskampf sein, desto blutiger die proletarische Revolution und desto rücksichtsloser die Maßregeln, vermittels deren die siegreiche Arbeiterklasse die besiegte Kapitalistenklasse unter ihre Füße nehmen wird“ (S. XIX).

Das ist das gerade Gegenteil dessen, was Marx und Engels erwarteten. Es ist insofern falsch, als es die bolschewistische Praxis von 1½ Jahren zu einem allgemeinen Gesetz der ganzen gesellschaftlicher Entwicklung erhebt. Es ist auch darin falsch, als es diese Praxis mit der „Rücksichtslosigkeit und Wildheit des Verteidigungskampfes der Kapitalisten“ motiviert. Von solcher Wildheit ließen sie weder im November 1917 in Petersburg und Moskau und noch weniger jüngst in Budapest etwas merken.

Aber daß die proletarische Revolution wieder einmal höchst blutig geworden ist, stimmt. Die Begründung dieser Tatsache sehe ich bei meinem „greisenhaften Starrsinn“ oder meiner „greisenhaften Sinnlosigkeit“ (Bucharin, a. a. O., XXII) allerdings in andern Faktoren, als der kapitalistischen „Wildheit“, die in den Ländern der Besiegten des Weltkriegs nie geringer war, als beim Ausbruch der jüngsten Revolution.
 

e) Die Wirkungen des Krieges

Die Hauptursache der Umkehrung des Ganges der bisherigen Entwicklung zur Humanität in eine Entwicklung zur Brutalität ist im Weltkrieg zu suchen. Doch schon vorher gab es Tendenzen, die der Haupttendenz zur Milderung der Sitten entgegenwirkten.

Die wichtigste unter ihnen wurde durch die französische Revolution selbst ins Leben gerufen. Es war die allgemeine Wehrpflicht, deren das revolutionäre Regime bedurfte, um durch Überzahl an Truppen und stete Auffüllung von Lücken den Berufsheeren der vereinigten Monarchen gewachsen zu sein.

Nur einer der monarchischen Staaten war es, der diese Einrichtung übernahm, ja sogar beibehielt und weiterbildete, als Frankreich wieder auf sie verzichtet hatte: Preußen, die kleinste und jüngste unter den Großmächten Europas mit den ungünstigsten Grenzen, deren Behauptung eine Armee erforderte, die im Verhältnis zur Landesbevölkerung weit größer war als in jedem anderen Lande. Dabei bildete das alte Preußen auch den von Natur aus am stiefmütterlichsten bedachten, ärmsten unter den Großstaaten. Wollte er sich unter ihnen behaupten, mußten der Armee alle andern Rücksichten geopfert werden. So wurde Preußen seit den Tagen seines Aufsteigens in die Reihe der Großmächte der Militärstaat par excellence.

In seinem Buch über Deutschland (My four years in Germany, London 1917, S. 44) stellt der amerikanische Botschafter Gerard einige Aussprüche zusammen, die Preußens militärischen Beruf drastisch beleuchten:

„Vor mehr als 125 Jahren sagte Mirabeau, der große Redner, beim Beginn der Revolution: ‚Der Krieg ist die nationale Industrie Preußens.‘ Später bemerkte Napoleon, daß ‚Preußen aus einer Kanonenkugel ausgebildet wurde‘, und kurz vor dem französisch-preußischen Krieg von 1870 schrieb der französische Militärattachée an seine Regierung: ‚Andere Länder besitzen eine Armee; in Preußen besitzt die Armee das Land‘.“

Dank der allgemeinen Wehrpflicht und der Hochhaltung des Militarismus überhaupt errang Preußen seine Machtstellung in den Kriegen von 1866 und 1870. Diese zwangen nun die allgemeine Wehrpflicht auch den übrigen Staaten des europäischen Festlandes auf. Um dieselbe Zeit wurde das Eisenbahnwesen zu einem entscheidenden Faktor in der Kriegführung. Alle Militärstaaten suchten es nach Kräften zu entwickeln, was wieder die Möglichkeit und damit beim Wettrüsten die Notwendigkeit steter Erweiterung der Armeen, also zunehmender Strenge in der Anwendung der allgemeinen Wehrpflicht mit sich brachte, so daß wir schließlich bei dem herrlichen Resultat anlangten, daß alles von der männlichen Bevölkerung, das nicht schwerkrank oder verkrüppelt war, in den Kriegsdienst gepreßt wurde.

Kriegsdienst bedeutet aber die Gewöhnung an das Vergießen von Menschenblut, ja das Wetteifern in diesem Vergießen; er bedeutet die Ertötung der Menschlichkeit, die Züchtung der Brutalität. Bei den kleinen Berufsheeren des 18. Jahrhunderts blieb die Masse des Volkes von diesen Einwirkungen auf ihre Moral verschont. Durch die allgemeine Wehrpflicht wurde sie im Laufe des 19. Jahrhunderts immer mehr den brutalisierenden Einflüssen des Militärdienstes unterworfen, zuerst am nachhaltigsten und ausgedehntesten in Preußen.

Die humanisierenden Tendenzen des 19. Jahrhunderts wurden dadurch nicht ganz wirkungslos gemacht, aber doch erheblich gehemmt. Am ausgesprochensten waren die humanisierenden Tendenzen bei den Intellektuellen zutage getreten. Diese blieben am längsten vom Kriegsdienst befreit, auch als an Stelle des Werbeheeres die zwangsweise Rekrutierung getreten war, die unter dem Konskriptionssystem vornehmlich Bauern, Handwerker, Lohnarbeiter traf, Bourgeois und Intellektuelle verschonte. Doch die allgemeine Wehrpflicht konnte mit ihnen keine Ausnahme machen, im Gegenteil, sie bedurfte ihrer als Offiziere zum Kommandieren der Reserven. Nach wie vor blieb der Intellektuelle in einer Ausnahmestellung in bezug auf den Militärdienst, jedoch war es nicht mehr eine Stellung, die ihn von der Armee ausschloß, sondern eine, die ihn innerhalb der Armee als Einjährig-Freiwilligen und Reserveoffizier privilegierte. Damit wurden die Intellektuellen den Einwirkungen des Militarismus auf ihr Denken und Fühlen ausgesetzt, und zwar in noch höherem Grade als die übrigen Klassen. Denn er brachte sie in eine privilegierte Stellung und flößte ihnen schon dadurch Geschmack am Heerwesen ein. Außerdem wirkte es auf sie durch das Medium seiner Berufsoffiziere. Diese, die den Kriegsdienst zu ihrer Lebensaufgabe machen, für die er nicht bloß eine vorübergehende Erscheinung ist, und die bei allen Kriegshandlungen die Initiative zu ergreifen, an Energie und Schneidigkeit die Mannschaften zu übertreffen haben, sie entwickeln die Charakterzüge des Militarismus in höherem Grade als der gemeine Mann, der nur wenige Jahre und nur gezwungen dient. So unterlagen die Intellektuellen noch stärkeren militaristischen Einwirkungen als die übrige Bevölkerung. Dabei bringt es ihre Berufstätigkeit mit sich, jede Auffassung weit konsequenter und in diesem Sinne radikaler – was mit sehr reaktionärem Denken verträglich ist – zu entwickeln, als die Praktiker, die die kleinen Hemmungen des Alltags aus der Erfahrung kennen.

Jene Intellektuellen, die Reserveoffiziere wurden oder werden wollten und sich die Berufsoffiziere zum Muster nahmen, gingen leicht in der Schärfe und Schroffheit des militaristischen Denkens über diese hinaus. So wurden die dem Militarismus gewonnenen Schichten unter den Intellektuellen geradezu Bahnbrecher der Roheit und Gewalttätigkeit, der durch die allgemeine Wehrpflicht die gesamte Volksmasse zugeführt wurde. Auch da ging Preußen den übrigen Staaten voran, da es zuerst das Einjährig-Freiwilligen- und Reserveoffiziersystem einführte und den Reserveoffizier mehr noch als irgendein anderer Staat in eine privilegierte, vielbegehrte Stellung erhob.

Überwogen im Proletariat trotz der allgemeinen Wehrpflicht die mildernden Tendenzen seiner Klassenlage über die brutalisierenden des Militarismus, so wurden bei den Intellektuellen, namentlich Preußens, jene durch diese vielfach zurückgedrängt, was zur Verschärfung der Klassengegensätze nicht wenig beitrug.

Was von Intellektuellen hier gesagt ist, trifft erst recht auf den Kapitalisten zu, dessen humane Instinkte von vornherein in seiner Klassenlage stärkere Gegentendenzen finden.

Als nun gar der Weltkrieg ausbrach und vier Jahre lang fast die gesamte gesunde männliche Bevölkerung in seinen Bann zog, da wurden die verrohenden Tendenzen des Militarismus auf den Gipfel der Gefühllosigkeit und Bestialität gesteigert, da konnte sich auch das Proletariat ihnen nicht mehr entziehen. Es wurde in hohem Maße von ihnen angesteckt, kehrte in jeder Beziehung verwildert heim. Der Heimkehrer war durch die Kriegssitten nur zu oft in eine Stimmung gebracht worden, die ihn bereit machte, im Frieden den eigenen Landsleuten gegenüber seine Ansprüche und Interessen mit Gewalttat und Blutvergießen zu vertreten. Das wurde zu einem Element des Bürgerkrieges. Und dieser wieder trug weiter zur Verwilderung der Massen bei. Immerhin kehren viele der Erwachsenen, sobald sie den Einwirkungen des Krieges entzogen werden, wieder zur Denk- und Gefühlsweise des Friedens zurück. Schlimmer steht es mit der Jugend, die ohne Lehrer, ohne Führer, in den vier Jahren des Weltkrieges dessen Bestialitäten in vollstem Maße widerstandslos auf sich wirken ließ und dabei Eindrücke empfing, die sich im ganzen Leben nicht mehr völlig verwischen lassen.

Zu alledem kommt noch eine tiefgehende Veränderung in der Schichtung des Proletariats.

Der Krieg hat das Kleinbürgertum aufs schwerste getroffen, viele aus seinen Reihen expropriiert und ins Proletariat geworfen. Diese Elemente, die bisher dem proletarischen Klassenkampf fern blieben, sind unberührt von der Bildung, der Disziplin, der Organisationsfähigkeit, die den Proletariern dort zuteil werden, wo der Klassenkampf seit langem vor sich geht unter der Führung einer sozialistischen Partei, die für Aufklärung und Zusammenschluß der Massen sorgt.

Innerhalb des bisherigen Proletariats selbst sind tiefgreifende Verschiebungen vorgekommen. Wie unter allen Arbeitern, war auch unter den gelernten im Kriege der Abgang durch Tötungen, Verletzungen, Krankheiten weit größer als im Frieden. Gleichzeitig wurde aber für einen Nachwuchs fast gar nicht gesorgt. Es fehlte an Zeit und Kräften, ihn zu schulen, es fehlte aber auch an dem Bedürfnis, diese Tätigkeit auf sich zu nehmen. An Stelle der mannigfaltigen Friedensindustrien trat ja die viel eintönigere Kriegsindustrie, die nur einige wenige Typen herstellte, mit Hilfe von Arbeitern, von denen jeder nur ein paar Handgriffe zu verrichten hatte, die auch dem ungeübtesten Neuling mühelos beizubringen waren. So hat die Zahl der gelernten Arbeiter, die so viel zu Deutschlands Industrieblüte beigetragen haben, im Kriege sehr abgenommen und an ihre Stelle sind ungelernte getreten, deren Zahl rasch wuchs.

Die gelernten waren die bestorganisierten und unterrichteten, am klarsten denkenden unter den Arbeitern. Die ungelernten unorganisiert, unwissend, indifferent.

Die Indifferenz schwand allerdings im Kriege rasch. Dieses riesenhafte Ereignis mit den furchtbarsten Folgeerscheinungen wühlte alle, auch die zurückgebliebensten Schichten des Volkes auf, und brachte sie in fieberhafte Erregung. Da aber gleichzeitig die Zahl der gelernten und sozialistisch geschulten Arbeiter zurückging gegenüber den in jeder Beziehung Ungelernten und undisziplinierten, sowie gegenüber dem Zustrom proletarisierten Kleinbürger, so bedeutete das nichts anderes, als daß die Minderheit mit überlegener Bildung, die bisher das Proletariat geführt, die Führung immer mehr verlor und blinde Leidenschaft an ihre Stelle trat.

Das trat um so eher ein, als der Krieg die tiefste ökonomische Zerrüttung hinterließ, massenhafte Arbeitslosigkeit, maßlose Teuerung, Mangel am Notwendigsten. Da verlangten die verzweifelnden Massen nach den radikalsten Umwandlungen, und zwar sofort, nicht um eine neue, höhere Gesellschaftsform zu schaffen, über die sie ja noch gar nicht nachgedacht, sondern um sofort ihrem grauenhaften Elend zu entrinnen.

Für das Proletariat ist die Aufhebung seiner elenden Situation stets eine sehr dringende, praktische Angelegenheit. Das bildet, neben der Forderung ökonomischen und historischen Wissens, das eine Vorbedingung für das Begreifen des Marxismus ist, den Hauptgrund, warum marxistisches Denken nicht leicht in der Arbeiterschaft Wurzel faßt. Die Massen ziehen instinktiv eine Lehre vor, die sie nicht auf den Weg der Entwicklung verweist, sondern eine Formel oder einen Plan bringt, deren Durchführung ihnen sofort, unter allen Umständen Aufhebung ihrer Leiden verheißt. Es gehört für einen Proletarier eine gewisse Entsagung dazu, sich zu einer Lehre zu bekennen, die freilich nicht tatloses Warten Von ihm verlangt, vielmehr ihn zu energischster Führung des Klassenkampfes anspornt, aber doch seine endgültige Befreiung von Bedingungen abhängig macht, die in mühevoller Entwicklung erst zu schaffen sind. Immerhin, so schwer es den Proletariern fiel, in den letzten Jahrzehnten vor dem Kriege gestaltete sich ihre Lage doch so, daß sie in einer Weise leben konnten, die die sofortige sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft für sie nicht zu einer Frage von Leben und Tod machte, wenigstens nicht für die gelernten Arbeiter, die Kerntruppen des Klassenkampfes und der sozialistischen Bewegung.

Heute treten diese Arbeiter bei den politischen und ökonomischen Kämpfen hinter den ungelernten zurück. Und deren Notlage ist eine so dringende geworden, daß sie nicht warten können.

Und wozu auch warten, wenn ihnen der Ausgang des Krieges endlich die politische Macht in die Hände gespielt hat?

Der Krieg hat nicht nur die rückständigsten Elemente der Arbeiterschaft in die Front des Klassenkampfes gebracht, er hat auch durch den Zusammenbruch der Armeen gerade in den ökonomisch rückständigsten Teilen Europas das Proletariat zur herrschenden Klasse in den Städten gemacht, neben denen ein analphabetisches Bauerntum, wie es sich in Rußland findet, keine selbständige politische Macht darzustellen vermag.

Keine Klasse verzichtet freiwillig auf die Macht, die sie erringt, welches immer die Umstände sein mögen, die sie ans Ruder bringt. Es wäre töricht, vom russischen oder ungarischen Proletariat einen derartigen Verzicht wegen der Rückständigkeit ihrer Länder zu fordern. Aber eine in wahrhaft marxistischem Geiste geführte sozialistische Partei würde die jeweiligen Aufgaben, die sie dem siegreichen Proletariat stellt, den materiellen und psychischen Bedingungen anpassen, die sie vorfindet, würde nicht ohne weiteres die sofortige Vollsozialisierung in einem Lande unentwickelter kapitalistischer Produktion, wie Rußland, beschließen.

Freilich ist es fraglich, ob eine solche Partei die Führung der Massen zu behaupten vermöchte. Den Realpolitikern erscheint es wichtiger, augenblicklich zu herrschen, als sich augenblicklichem Mißerfolg auszusetzen mit der Aussicht, schließlich recht zu behalten. Dem Realpolitiker behagt nicht die Rolle einer Kraft, die dadurch, daß sie den unvermeidlichen Zusammenbruch einer über die Grenzen des Möglichen hinausgehenden Politik klarlegt, in der Gegenwart Unpopularität auf sich lädt, aber sich über diesen Zusammenbruch hinaus erhält und das Ideal vor Kompromittierung bewahrt.

Der alte Gegensatz zwischen Realpolitik und wissenschaftlicher Politik, zwischen Lassalle und Marx, er tauchte nach der Revolution von 1917 in Rußland wieder auf.

Marx erklärte in seinem Briefe an Kugelmann vom 23. Februar 1865 (von mir veröffentlicht im Sozialist, 1. Mai 1918), die deutschen Arbeiter seien durch die Reaktion von 1849–59 zu sehr in ihrer Entwicklung gehemmt gewesen, um nicht

„einem solchen marktschreierischen Erlöser (wie Lassalle) zuzujauchzen, der ihnen durch einen Sprung ins gelobte Land zu helfen versprach.“

Solche Sprünge und solche Erlöser waren nicht nach Marx’ Geschmack. Aber wie zur Zeit Lassalles erwies sich auch zur Zeit der zweiten russischen Revolution, wenn auch aus anderen Gründen, die Situation dem marxistischen Denken sehr ungünstig. Die marxistisch geschulten Arbeiter Rußlands waren tot oder durch die neuerwachenden rückständigen Massen überflutet oder von ihnen in ihrem Denken irre gemacht. Vormarxistische Denkweisen nahmen überhand, wie sie einen Blanqui, einen Weitling, einen Bakunin gekennzeichnet hatten.

Das waren die Bedingungen, unter denen sich die Revolution, zunächst in Rußland, dann bei seinen Nachbarn, vollzog. Kein Wunder, daß sie nicht nur primitive Denkweisen wieder wachruft, sondern auch blutige, rohe Formen des politischen und ökonomischen Kampfes aufkommen läßt, von denen wir glaubten, sie seien durch den intellektuellen und moralischen Aufstieg des Proletariats überwunden.



Zuletzt aktualisiert am 7.1.2012