Dezember 1966
1. Dezember
Der Tag verging ohne etwas Neues. Am Abend trafen Marcos und seine
Kameraden ein, die einen größeren Weg als angegeben zurückgelegt hatten,
weil sie die Hügelketten umgingen. Um 2 Uhr morgens meldete man mir, daß
Coco mit einem Kameraden angekommen sei. Ich verschiebe es auf morgen.
2. Dezember
Früh traf El Chino ein, ganz überströmend. Wir verbrachten den Tag mit
Plaudern. Das Wesentliche: er wird nach Kuba gehen und persönlich über die
Situation berichten. In zwei Monaten können 5 Peruaner sich uns
anschließen, d. h., wenn wir begonnen haben zu handeln; gegenwärtig
werden zwei kommen, ein Rundfunktechniker und ein Arzt, die einige Zeit bei
uns bleiben werden. Er bat um Waffen, und ich stimmte zu, ihm eine Bz, einige
Mausergewehre und Granaten zu geben und ihnen ein M-1 zu kaufen. Auch
entschied ich mich, ihnen zu helfen, 5 Peruaner zu entsenden, um eine
Verbindung für den Waffenverkehr durch ein Gebiet in der Nähe von Puno
auf der anderen Seite des Titicaca herzustellen. Er erzählte mir von seinen
Sorgen in Peru und auch von einem kühnen Plan, Calixto zu befreien, der mir
ein wenig phantastisch erscheint. Er glaubt, daß einige Überlebende der
Guerilla in dem Gebiet agieren, doch wissen sie es nicht mit Sicherheit, weil
sie nicht bis in dieses Gebiet vorstoßen konnten. Die übrige Unterhaltung
war anekdotisch. Er verabschiedete sich mit dem
gleichen Enthusiasmus, um nach La Paz aufzubrechen. Er nimmt Fotos von
uns mit. Coco hat Weisung, Kontakte mit Sänchez (den ich später treffen
werde) vorzubereiten und Verbindung mit dem Pressechef des Präsidenten
aufzunehmen, der sich anbot, uns Informationen zu liefern, weil er Intis
Schwager ist. Das Netz steckt noch in den Kinderschuhen.
3. Dezember
Nichts Neues. Keine Erkundung, weil Samstag ist. Die drei Knechte des Gutes
brechen nach Lagunillas auf, um Aufträge zu erledigen.
4. Dezember
Nichts Neues. Alle haben sich am Sonntag ruhig verhalten. Ich habe eine
kleine Ansprache gehalten über unsere Haltung zu den Bolivianern, die
kommen werden, und zum Krieg.
5. Dezember
Nichts Neues. Wir dachten hinauszugehen, aber der Tag war völlig verregnet.
Es gab einen kleinen Alarm wegen ein paar Schüssen, die El Loro ohne
Vorwarnung abgab.
6. Dezember
Wir sind ausgezogen, die zweite Höhle am ersten Bach anzufangen.
Apolinar, Inti, Urbano, Miguel und ich. Miguel hat Tuma ersetzt, der sich noch
nicht von seinem Sturz erholt hat. Apolinar hat vor, sich der Guerilla
anzuschließen, möchte aber noch persönliche Angelegenheiten in La Paz
regeln. Man gab ihm positiven Bescheid, doch müsse er ein wenig warten.
Gegen 11 Uhr kamen wir zum Bach, haben einen getarnten Pfad angelegt und
Erkundungen angestellt, um einen angemessenen Platz für die Höhle zu
finden. Aber alles ist felsig, und nachdem der Bach versiegt, verläuft er
weiter unten zwischen reinen Felswänden. Wir verschieben die Erkundung
auf morgen. Inti und Urbano sind weggegangen und wollen versuchen, Wild
zu jagen, denn die Nahrungsmittel sind knapp, und wir müssen bis zum
Freitag mit ihnen auskommen.
7. Dezember
Miguel und Apolinar haben einen günstigen Ort ausfindig gemacht und
beschäftigen sich mit dem Bau des Tunnels. Die Werkzeuge sind untauglich.
Inti und Urbano sind mit leeren Händen zurückgekommen, aber am Abend hat
Urbano mit seinem M-1 eine Truthenne erlegt. Da wir schon das Essen
vorbereitet hatten, hoben wir sie für morgen zum Mittag auf. Heute geht in
Wirklichkeit der erste Monat unseres Aufenthalts hier zu Ende, doch aus
Gründen der Bequemlichkeit werde ich die Zusammenfassungen immer am
Monatsende geben.
8. Dezember
Mit Inti sind wir zu einer Anhöhe gegangen, die den Bach krönt. Miguel und
Urbano haben am Schacht weitergearbeitet. Am Nachmittag hat Apolinar
Miguel abgelöst. Mit Einbruch der Nacht trafen Marcos, Pombo und Pacho ein,
jener sehr verspätet und erschöpft. Marcos bat
mich, ihn aus der Vorhut zurückzuziehen, wenn es nicht besser mit ihm würde.
Ich habe den Weg zur Höhle aufgezeichnet, der sich in Skizze II befindet.
Ich
habe ihnen die wichtigsten Aufgaben zugewiesen, die sie ausführen sollen,
solange sie da sind. Miguel wird bei ihnen bleiben. Wir andern werden morgen
zurückkommen.
9. Dezember
I,Wir kehrten am Morgen langsam zurück und kamen gegen 12 Uhr
an. Pacho erhielt den Auftrag, dazubleiben, wenn die Gruppe wie-
der zurückgeht. Wir versuchten, Kontakt mit Lager 2 herzustellen,
aber es gelang nicht. Sonst gab es nichts Neues.
10. Dezember
Der Tag verging ohne etwas Neues, außer, daß wir zum ersten Mal im Haus Brot
backten. Ich sprach mit Jorge und Inti über einige dringliche Aufgaben. Es
gab
keine Nachricht aus La Paz.
11. Dezember
Der Tag verlief ohne Neuigkeit, doch am Abend tauchte Coco mit Papi auf. Er
brachte Alejandro und Arturo mit sowie einen Bolivianer, Carlos. Der andere
Jeep blieb wie üblich auf der Straße zurück. Danach brachten sie den Arzt,
Moro,
sowie Benigno und zwei Bolivianer, beides »CambasK von der Finca Caranavi.
Wir verbrachten die Nacht mit den üblichen Kommentaren zur Reise und zur
Abwesenheit von Antonio und Felix, die eigentlich schon hier sein sollten.
Wir
haben mit Papi diskutiert und beschlossen, daß er noch zwei Reisen
unternehmen müsse, um Renan und Tania herzuholen. Die Häuser und Depots
sollen aufgegeben werden. Sänchez erhält eine Unterstützung von 1000 Pesos.
Er
wird den Lieferwagen behalten, und wir werden Tania einen Jeep verkaufen,
den
anderen behalten. Es muß noch ein Waffentransport durchgeführt werden, und
ich gab ihm Befehl, alles in einen Jeep zu packen, um nicht auf ein Umladen
angewiesen zu sein, das leichter entdeckt werden kann. El Chino ist nach
Kuba
abgereist, offensichtlich
sehr begeistert, und denkt, auf der Rückfahrt hier wieder vorbei-
zukommen. Coco blieb hier, um in Camiri Nahrungsmittel einzukau-
fen, und Papi fuhr nach La Paz ab. Ein gefährlicher Vorfall hat sich
ereignet: der Valle-Grande-Mann, einer der Jäger, hat eine von uns
getretene Piste entdeckt, die Fußspuren bemerkt, anscheinend auch jemand
gesehen und einen Handschuh gefunden, den Pombo verloren hatte. Das
ändert unsere Pläne und wir müssen sehr vorsichtig sein. Der Valle-Grande-
Mann wird morgen mit Antonio losziehen, um ihm zu zeigen, wo er seine
Schlingen für die Tapire ausgelegt hat. Inti hat mir seine Vorbehalte gegen den
Studenten Carlos mitgeteilt, der gleich bei der Ankunft die kubanische
Beteiligung zur Diskussion stellte und vorher erklärt hatte, daß er ohne die
Beteiligung der Partei nicht bei der Erhebung mitmachen werde. Rodolfo hat
ihn angeschnauzt, denn er meint, an allem sei eine falsche Auslegung schuld.
12. Dezember
Ich sprach zur ganzen Gruppe, indem ich ihnen »reinen Wein einschenkte
über die Wirklichkeit des Krieges. Ich bestand auf der alleinigen Befehlsgewalt
und der Disziplin und machte die Bolivianer auf die Verantwortung
aufmerksam, die sie zu tragen hätten, wenn sie die Disziplin ihrer Partei
verletzten, um eine andere Linie einzunehmen. Ich habe die Ernennungen
durchgeführt. Sie betrafen: Joaquin, zweiter Militärchef; Rolando und Inti,
Kommissare; Alejandro, Operationschef; Pombo, Verwaltungschef; Inti,
Finanzen; Nato, Versorgung und Ausrüstung; Moro einstweilen für den
Sanitätsdienst. Rolando und Braulio sind Iosgegangen, um die Gruppe zu benachrichtigen,
daß sie sich da unten ruhig verhalten und abwarten möge, bis der Mann aus
Valle Grande seine Fallen gestellt oder mit Antonio seine Erkundung beendet
habe. Am Abend kamen sie zurück. Die Falle ist nicht weit von hier. Sie haben
den Valle-Grande-Mann betrunken gemacht, der in der Nacht heimzog, sehr
zufrieden mit einer Flasche Singani im Bauch. Coco kam von Caranavi zurück,
wo er die nötigen Nahrungsmittel eingekauft hatte, aber er wurde von einigen
aus Lagunillas gesehen, die sich über die Mengen wunderten. Später traf
Marcos mit Pombo ein. Ersterer hatte sich eine Verwundung über
dem Augenbrauenbogen zugezogen, als er einen Ast abschnitt; sie ist
zweifach genäht worden.
13. Dezember
Joaquin, Carlos und der Arzt sind Iosgezogen, um sich mit Rolando und
Braulio zu treffen. Pombo begleitete sie mit dem Auftrag, noch
am gleichen Tag zurückzukommen. Ich habe angeordnet, den Weg zu tarnen
und einen anderen anzulegen, der von ihm abbiegt und in den Fluß endet - mit
so gutem Ergebnis, daß Pombo, Miguel und Pacho sich auf dem Heimweg
verliefen und ihm nachfolgten. Man sprach mit Apolinar, der für ein
paar Tage nach Hause gehen wird, nach
Viacha. Man gab ihm Geld für seine Familie und empfahl ihm absolutes
Stillschweigen. Coco hat sich heute abend von uns verabschiedet, aber um 3
Uhr gab es Alarm, weil Pfiffe und Geräusche zu hören waren und der Hund
anschlug. Wie sich herausstellte, war er es selber, der sich im Busch verirrt
hatte.
14. Dezember
Ein Tag ohne etwas Neues. Der Valle-Grande-Mann kam am Haus vorbei, um
nach seiner Falle zu sehen, die er gestern im Gegensatz zu dem, was er
vorher gesagt hatte, aufgestellt hatte. Wir haben Antonio den freien Weg
durch den Busch gezeigt, damit er den Mann aus Valle Grande dort
entlangführen kann, um keinen Argwohn aufkommen zu lassen.
15. Dezember
Nichts Neues. Es wurden die Vorkehrungen für den Auszug getroffen (8
Mann), um uns definitiv im Lager 2 einzurichten.
16. Dezember
Wir zogen am Morgen ab, Pombo, Urbano, Tuma, Alejandro, Moro, Arturo, Inti
und ich, um dort zu bleiben; stark beladen. Die Strecke nahm 3 Stunden in
Anspruch. Rolando blieb bei uns, und Joaquin, Braulio, Carlos und der Arzt kehrten
wieder um. Carlos hat sich als ein guter Marschierer und Arbeiter erwiesen.
Moro und Tuma entdeckten eine Höhle im Fluß mit ziemlich großen Fischen
und fingen 17, was eine gute Mahlzeit gab. Moro hat sich an einem Wels die
Hand verletzt. Es wurde nach einem Ort gesucht, um die zweite Höhle
anzulegen, da die erste schon fertig ist. Die Pläne wurden auf morgen
vertagt. Moro und Inti wollten Tapire jagen und sind weggegangen, um die
Nacht auf der Lauer zu liegen.
17. Dezember
Moro und Inti haben nur eine Truthenne erlegt. Wir anderen, Tuma, Rolando
und ich, beschlossen, die zweite Höhle zu bauen, die morgen fertig sein könnte.
Arturo und Pombo erkundeten einen Platz, um das
Funkgerät aufzustellen, und dann beschäftigten sie sich damit, den
Zugangsweg herzurichten, der ziemlich schlecht ist. Am Abend fing es an zu
regnen, und das tat es ununterbrochen bis zum andern Morgen.
18. Dezember
Den ganzen Tag über Regen, aber an der Höhle wurde weitergearbeitet. Es
fehlt nicht mehr viel, dann hat sie die erforderlichen 2,5 m erreicht. Wir haben
einen Hügel inspiziert, um dort die Funkanlage unterzubringen. Er scheint
recht günstig, aber das werden die Proben ergeben.
19. Dezember
Auch dieser Tag war regnerisch und lud nicht zum Spazierengehen ein, doch
gegen 11 Uhr kamen Braulio und El Nato mit der Nachricht, daß der Fluß zwar
tief, aber passierbar sei. Als wir aufbrachen, trafen wir auf Marcos und
seine Vorhut, die sich gerade niedergelassen hatten. Er erhielt die
Befehlsgewalt und bekam den Auftrag, 3 bis 5 Leute je nach Möglichkeit
nachzuschicken. In kaum mehr als 3 Stunden hatten wir unseren
Spaziergang hinter uns.
In der Nacht gegen 12 Uhr trafen Ricardo und Coco ein. Sie brachten Antonio
und El Rubio mit (sie hatten vergangenen Donnerstag keine Fahrkarten mehr
bekommen) und auch Apolinar, der sich endgültig einreihen will. Außerdem
kam Ivän, um eine ganze Reihe von Angelegenheiten zu behandeln.
Praktisch blieb man die ganze Nacht auf.
20. Dezember
Wir haben eine Diskussion über verschiedene Punkte gehabt. Gerade waren
alle Weisungen ausgegeben worden, als die Gruppe aus Lager II unter
Führung von Alejandro mit der Nachricht erschien, auf dem Weg in der Nähe
des Lagers liege ein niedergeschossener Hirsch mit einer Schlinge am Bein.
Joaquin war eine Stunde vorher dort vorbeigekommen, hatte aber nichts
davon gesagt. Es wurde vermutet, daß der Mann aus Valle Grande ihn bis
dahin geschleppt hatte und dann aus irgendeinem unbekannten Grund liegen
ließ und flüchtete. Man stellte einen Wachtposten etwas weiter hinten auf,
und zwei Leute wurden ausgeschickt, die den Jäger abfangen sollten, wenn
er auftauchte. Kurz darauf kam die Nachricht, daß der Hirsch schon seit
einiger Zeit tot und von Würmern
zerfressen sei, und dann bestätigte auch Joaquin, der zurückkehrte, ihn
gesehen zu haben. Coco und El Loro brachten den Valle-Grande-Mann, damit
er sich das Tier ansehe, und dieser gab an, daß es sich um ein Tier handle,
das er vor einigen Tagen verwundet habe. Damit war der Vorfall
abgeschlossen. Es wurde beschlossen, die Kontakte mit dem Informationsmann zu
beschleunigen, die Coco vernachlässigt hatte, und mit Meg-ia zu sprechen,
damit er als Verbindungsmann zwischen Ivän und dem Pressechef fungiere.
Dieser würde Kontakt mit Megia, Sänchez, Tania und dem Parteimann halten,
der noch nicht ernannt ist. Es besteht die Möglichkeit, daß es einer aus
Villamontes sein wird, aber das muß noch klargestellt werden. Es traf ein
Telegramm aus Manila ein, in dem es heißt, daß Monje vom Süden her kommt. Sie
haben ein Verbindungssystem hergestellt, aber ich bin nicht damit
zufrieden, denn es beweist ein offenes Mißtrauen gegenüber Monje von
seiten seiner eigenen Genossen. Um ein Uhr morgens wird man uns aus
La Paz Nachricht geben, ob wir Monje schon abholen sollen.
Ivän hat die Möglichkeit, Verhandlungen zu führen, aber der schlecht
gemachte Paß erlaubt es ihm nicht. Der nächste Schritt ist es, das Dokument
zu verbessern. Er muß nach Manila schreiben, daß sie die Freunde zur Eile
drängen. Tania wird beim nächsten Mal mitkommen und Instruktionen in Empfang
nehmen; wahrscheinlich werde ich sie nach Bs. As. schicken. Es wurde
endgültig beschlossen, daß Ricardo, Ivän und Coco von Camiri aus
das Flugzeug nehmen und der Jeep hierbleibt. Wenn sie zurückkommen,
werden sie in Lagunillas anrufen und Bescheid geben, daß sie da sind. Jorge
wird am Abend hinfahren, um Nachrichten in Empfang zu nehmen und sie
mitzubringen, wenn etwas Positives vorliegt. Um ein Uhr war aus La Paz
nichts zu empfangen. Im Morgengrauen brachen sie nach Camiri auf.
21. Dezember
El Loro hat mir nicht die Pläne hinterlassen, die der Kundschafter angefertigt
hatte, so daß ich immer noch nicht weiß, welche Art Weg nach Yaqui führt.
Wir brachen am Morgen auf und legten den Weg ohne Verzögerung zurück.
Es geht darum, daß alles bis zum 24. fertig ist, für den ein Fest vorgesehen
ist.
Wir trafen auf Pacho, Miguel, Benigno und El Camba, die dabeiwaren, die
Funkanlage zu verlagern. Um 5 Uhr nachmittags kamen Pacho und El Camba
zurück, ohne die Anlage mitzubringen, die sie im Busch versteckt ließen, weil
sie so schwer war. Morgen werden sie zu fünft von hier Iosziehen, um sie
herzuholen. Die Höhle für die Sachen ist fertig; morgen werden wir die für
das Radio anfangen.
22. Dezember
Wir begannen die Höhle für die Funkanlage. Anfänglich mit viel Erfolg in
weicher Erde, doch schnell stießen wir auf eine äußerst harte Schicht, die
uns nicht weiterkommen ließ. Sie haben die Anlage hergebracht, die
ziemlich schwer wiegt, aber wegen
Mangel an Benzin noch nicht ausprobiert. El Loro hat angekündigt, daß er
keine Landkarten schicken könnte, weil die Information mündlich gegeben
wurde, und daß er morgen vorbeikäme, um sie zu überbringen.
23. Dezember
Wir sind mit Pombo und Alejandro aufgebrochen, um die Anhöhe links zu
ergründen. Eigentlich müßten wir einen Weg bahnen, aber es sieht so aus,
als ob man bequem auf ihr gehen könnte. Joaquin kam mit zwei Kameraden
an und meldete, daß El Loro nicht käme, weil ein Schwein entlaufen sei und
er es suchen ginge. Man weiß nichts über den Mann aus Lagunillas. Am
Nachmittag wurde das Schwein zurückgebracht. Es war ziemlich groß.
Aber es fehlen die Getränke. El Loro ist unfähig, selbst diese Dinge zu
beschaffen. Er scheint sehr desorganisiert.
24. Dezember
Der Tag ist dem Weihnachtsabend gewidmet. Es gab Leute, die zwei Reisen
hinter sich hatten und spät ankamen, aber am Schluß waren wir alle
beisammen und feierten schön, obwohl einige etwas niedergedrückt waren.
El Loro erklärte, daß der Ausflug des Mannes aus Lagunillas kein fruchtbares
Ergebnis gebracht hätte, und daß er nur das klägliche Resultat einer sehr
unpräzisen Skizze erhalten habe.
25. Dezember
Rückkehr an die Arbeit, keine Märsche zum Ausgangslager. Dieses ist auf
einen Vorschlag des bolivianischen Arztes C. 26 getauft worden. Marcos,
Benigno und El Camba sind weggegangen, um den Weg zur
Anhöhe auf unserer rechten Seite zu bahnen. Sie kamen am Nachmittag mit
der Nachricht zurück, daß sie eine Art kahler Pampa zwei Wegstunden
entfernt erblickt hätten; morgen werden sie dorthingehen. El Camba kam mit
Fieber zurück. Miguel und Pacho haben einige Wege zur Irreführung auf der
linken Seite angelegt und einen Zugangspfad für. die Radio-Höhle. Inti,
Antonio, Tuma und ich haben an der Höhle für das Radio weitergearbeitet,
was sehr schwierig ist, denn es ist reiner Stein. Die Nachhut hat sich daran
gemacht, ihr Lager aufzuschlagen und nach einem Aussichtspunkt zu
suchen, der beide Enden des Zugangsflusses überblickt. Der Platz ist sehr
gut.
26. Dezember
Inti und Carlos zogen auf Erkundung bis zu dem Punkt, der auf der Karte Yaki
genannt wird; es ist eine auf zwei Tage berechnete Reise. Rolando,
Alejandro und Pombo arbeiteten in der Höhle weiter, die sich als sehr hart
erwies. Pacho und ich sind Iosgezogen, um die von Miguel freigemachten
Wege zu inspizieren, den zur Anhöhe lohnt sich nicht zu gehen. Der
Zugangsweg zur Höhle ist ziemlich gut und schwer zu finden. Zwei
Schlangen wurden getötet und gestern noch eine; es scheint ziemlich viele
zu geben. Tuma, Arturo, El Rubio und Antonio gingen auf Jagd, und Braulio
und El Nato blieben als Wache im anderen Lager. Sie kamen mit der Nachricht,
daß El Loro sich mit dem Wagen überschlagen habe und mit der Notiz, in der
die Ankunft Monjes angekündigt wird. Marcos, Miguel und Benigno sind
weggegangen, um den Weg zur Anhöhe zu erweitern, aber die ganze Nacht
über kamen sie nicht zurück.
27. Dezember
Wir zogen mit Tuma los um zu versuchen, Marcos zu treffen. Wir waren
zweieinhalb Stunden unterwegs, bis wir am Rand einer Schlucht ankamen,
die auf der linken Seite nach Westen abfiel. Wir folgten den Spuren dort hinab
über ziemlich große Steilhänge. Wir hofften, auf diesem Weg zum Lager zu
kommen, aber wir liefen Stunden und fanden nicht hin. Nach 5 Uhr
nachmittags kamen wir am Nacahuasu an, etwa 5 Kilometer unterhalb des
Lagers 1, und um 7 Uhr zum Lager. Dort erfuhren wir, daß Marcos die
vergangene Nacht hier verbracht hatte. Ich schickte niemand zur
Benachrichtigung, da ich annahm, daß Marcos sie auf meine wahrscheinliche
Route hingewiesen hatte. Wir sahen den ziemlich zerbeulten Jeep; Loro ist
nach Camiri gegangen, um einige Ersatzteile zu holen. Nach El Natos Worten
war er am Steuer eingeschlafen.
28. Dezember
Als wir zum Lager aufbrachen, kamen Urbano und Antonio, um mich zu
suchen. Marcos war mit Miguel weitergezogen, um einen Weg bis zum Lager
über die Hügel zu bahnen, und ist nicht durchgekommen. Benigno und Pombo
zogen aus, um uns auf dem gleichen Weg zu suchen, den wir genommen
hatten. Bei der Ankunft im Lager traf ich Marcos und Miguel, die auf einem
Hügel übernachtet hatten, ohne zum Lager gelangen zu können; jener klagte
über die Art und Weise, in der man mich behandelt hat. Anscheinend richtete
sich die Klage gegen Joaquin, Alejandro und El Medico. Inti und Carlos waren
zurückgekehrt, ohne auf ein bewohntes Haus gestoßen zu sein, nur auf ein
verlassenes, das wahrscheinlich nicht dem auf der Karte als Yaki
bezeichneten Punkt entspricht.
29. Dezember
Mit Marcos, Miguel und Alejandro sind wir auf der kahlen Bergkuppe
gewesen, um die Lage besser beurteilen zu können. Es scheint die Pampa del
Tigre zu sein, die hier beginnt, eine gleichförmig hohe Bergkette mit kahlen
Hügeln, die in etwa 1500 m Höhe liegt. Die Anhöhe zur Linken muß
aufgegeben werden, denn sie beschreibt einen Bogen in Richtung
Nacahuasu. Wir stiegen hinunter und kamen nach einer Stunde und zwanzig
Minuten im Lager an. Um Waren zu holen, wurden 8 Mann ausgeschickt, die
mit der Last nicht fertig wurden. El Rubio und El Medico lösten Braulio und El
Nato ab. Dieser hat, bevor er ankam, einen neuen Weg gebahnt. Dieser Weg
beginnt an einigen Steinen am Fluß und geht in den Busch auf der anderen
Seite und dann wieder über Steine, wodurch keine Spuren hinterlassen
werden. An der Höhle wurde nicht gearbeitet. El Loro ist nach Camiri
aufgebrochen.
30. Dezember
Trotz des gefallenen Regens, der den Fluß anschwellen ließ, gingen 4 Mann
Ios, um die Oberreste des Lagers 1 zu beseitigen. Jetzt sind alle Spuren
beseitigt. Es gab nichts Neues von draußen. 6 Mann gingen zur Höhle, die mit
zwei Gängen alles dafür Bestimmte verstauten.
Der Ofen konnte nicht fertiggestellt werden, weil der Lehm zu weich war.
31. Dezember
Um 7.30 Uhr kam El Medico mit der Nachricht an, Monje sei da. Ich bin mit Inti,
Tuma, Urbano und Arturo hingegangen. Die Begrüßung war herzlich, aber
gespannt. Es lag die Frage in der Luft »Wozu kommst du her?= In seiner
Begleitung befanden sich »Pan Divino«, der neue Rekrut, Tania, die
gekommen war, um Instruktionen entgegenzunehmen, und Ricardo, der gleich
bleiben will. Die Unterredung mit Monje begann mit Allgemeinem, doch
sie kam schnell auf sein entscheidendes Problem, das in drei Grundbedingungen
zusammengefaßt wurde:
1. Er gibt die Parteiführung ab, erreicht von der Partei zumindest Neutralität
und soll Kader zum Kampf abstellen.
2. Die politisch-militärische Führung des Kampfes wird ihm übertragen,
soweit die Revolution im bolivianischen Bereich stattfindet.
3. Er leitet die Beziehungen mit den anderen südamerikanischen Parteien und
versucht, von ihnen eine unterstützende Haltung gegenüber den
Befreiungsbewegungen zu erreichen (er nannte als Beispiel Douglas Bravo). Ich
gab ihm zur Antwort, daß der erste Punkt von ihm selber als Sekretär der
Partei abhinge; allerdings halte ich seine Einstellung für einen ungeheuren
Fehler. Sie sei schwankend und voller Kompromisse und verdiene den
historischen Namen derer, die wegen ihrer zögernden Haltung verurteilt
werden müßten. Die Zeit werde mir recht geben. Beim dritten Punkt
hatte ich nichts dagegen einzuwenden, daß er es
versuche, nur sei er zum Scheitern verurteilt. Codovila zu bitten, er möge
Douglas Bravo unterstützen, käme der Bitte gleich, er möge eine Erhebung
innerhalb seiner Partei verurteilen. Die Zeit würde auch hier der Richter sein. Den
zweiten Punkt konnte ich in keiner Form akzeptieren. Der militärische
Chef sei ich, und daran ließ ich keinen Zweifel. Hier blieb die Diskussion
stecken und drehte sich in einem circulus vitiosus. Wir sind so
verblieben, daß er es überdenken und mit seinen bolivianischen
Kameraden besprechen soll. Wir gingen hinüber zum neuen Lager, und dort
hat er mit allen gesprochen und ihnen die Alternative dargelegt: bleiben oder
die Partei unterstützen. Alle wollen bleiben, und das hat ihn anscheinend
getroffen. Um 12 Uhr brachten wir einen Trinkspruch aus, bei dem er auf die historische
Bedeutung des Datums hinwies, und ich antwortete, indem ich seine Worte
übernahm und diesen Augenblick als den neuen Schrei Murillos zur
kontinentalen Revolution bezeichnete und erklärte, unser Leben bedeute
nichts angesichts der Tatsache der Revolution. Fidel hat mir beiliegende Botschaften geschickt.
Analyse des Monats
Die Gruppe der Kubaner hat sich erfolgreich vervollständigt, die Moral der
Leute ist gut, es gibt nur kleine Probleme. Mit den Bolivianern geht es gut,
wenn es auch wenige sind. Die Haltung Monies kann die Entwicklung auf der
einen Seite hemmen, ihr auf der anderen aber förderlich sein, da sie mich von
politischen Kompromissen entbindet. Die nächsten Schritte, außer der
Erwartung weiterer Bolivianer, werden sein, mit Guevara und den
Argentiniern Mauricio und lozami (Massetti und die abgespaltene Partei) zu
sprechen.
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