Mao Tse-Tung


Über den Widerspruch


V. Identität und Kampf der gegensätzlichen Seiten des Widerspruchs

Nachdem wir die Fragen der Allgemeinheit und der Besonderheit des Widerspruchs geklärt haben, müssen wir dazu übergehen, das Problem der Identität und des Kampfes der gegensätzlichen Seiten im Widerspruch zu untersuchen.

Identität, Einheit, Übereinstimmung, gegenseitige Infiltration, gegenseitige Durchdringung, wechselseitige Abhängigkeit (oder wechselseitige Bedingtheit), wechselseitige Verbundenheit oder wechselseitiges Zusammenwirken – all das sind verschiedene Ausdrücke für ein und denselben Begriff, der sich auf folgende zwei Umstände bezieht: 1. Im Entwicklungsprozeß der Dinge setzt jede der beiden Seiten des jeweiligen Widerspruchs die Existenz der anderen, ihr entgegengesetzten Seite als Bedingung ihrer eigenen Existenz voraus, wobei beide Seiten in einer Einheit koexistieren. 2. Jede der beiden entgegengesetzten Seiten verwandelt sich unter bestimmten Bedingungen in ihr Gegenteil. Eben das heißt Identität.

Lenin sagt:

Dialektik ist die Lehre, wie die Gegensätze identisch sein können und es sind (wie sie es werden) – unter welchen Bedingungen sie identisch sind, indem sie sich ineinander verwandeln –, warum der menschliche Verstand diese Gegensätze nicht als tote, erstarrte, sondern als lebendige, bedingte, bewegliche, sich ineinander verwandelnde auffassen soll.“ [24]

Was ist der Sinn dieser Worte Lenins?

In allen Prozessen schließen die gegensätzlichen Seiten an und für sich einander aus, liegen im Kampf miteinander, stehen einander entgegen. Sowohl in den Entwicklungsprozessen aller Dinge als auch im menschlichen Denken sind solche gegensätzlichen Seiten vorhanden; hiervon gibt es keine Ausnahmen. In einem einfachen Prozeß gibt es nur ein Gegensatzpaar, in einem komplizierten Prozeß gibt es mehrere. Diese Gegensatzpaare geraten ihrerseits in Widerspruch zueinander. So sind alle Dinge in der objektiven Welt und das Denken des Menschen beschaffen, und so wird ihre Bewegung bewirkt.

Wenn dem so ist, dann sind die gegensätzlichen Seiten in höchstem Maße unidentisch, weit davon entfernt, eine Einheit zu bilden. Warum sprechen wir dann von ihrer Identität oder Einheit?

Die Sache ist die, daß die gegensätzlichen Seiten isoliert, ohneeinander nicht existieren können. Wenn eine der beiden entgegengesetzten Seiten fehlt, verschwinden zugleich die Existenzbedingungen der anderen Seite. Man überlege: Kann denn eine der gegensätzlichen Seiten eines Widerspruchs in den Dingen beziehungsweise in den Begriffen des menschlichen Bewußtseins für sich allein existieren? Ohne Leben kein Tod; ohne Tod kein Leben. Ohne Oben kein Unten; ohne Unten kein Oben. Ohne Unglück kein Glück; ohne Glück kein Unglück. Ohne Leichtes nichts Schwieriges; ohne Schwieriges nichts Leichtes. Ohne Grundherrn kein Pächter; ohne Pächter kein Grundherr. Ohne Bourgeoisie kein Proletariat; ohne Proletariat keine Bourgeoisie. Ohne nationale Unterdrückung durch die Imperialisten keine Kolonien und Halbkolonien; ohne Kolonien und Halbkolonien keine nationale Unterdrückung durch die Imperialisten. Und so verhält es sich mit allen Gegensätzen. Unter bestimmten Bedingungen sind sie einerseits einander entgegengesetzt; andererseits sind sie wiederum miteinander verbunden, voneinander durchdrungen, ineinander infiltriert, wechselseitig abhängig, und diesen Charakter nennt man Identität. Allen gegensätzlichen Seiten ist unter bestimmten Bedingungen eine Nicht-Identität eigentümlich, und darum nennt man sie Gegensätze. Gleichzeitig aber besteht zwischen ihnen eine Identität, und darum sind sie miteinander verbunden. Gerade darauf beziehen sich die Worte Lenins, daß die Dialektik erforscht, „wie die Gegensätze identisch sein können“. Wie können sie identisch sein? Eben durch die Tatsache, daß ihre Existenz wechselseitig bedingt ist. Das ist die erste Bedeutung von Identität.

Genügt es aber bloß zu sagen, daß die Existenz der beiden Seiten des Widerspruchs wechselseitig bedingt ist, daß zwischen ihnen eine Identität besteht und daß sie deshalb in einer Einheit koexistieren können? Nein, das genügt nicht. Damit, daß die beiden Seiten des Widerspruchs wechselseitig bedingt sind, hat es nicht sein Bewenden; noch wichtiger ist die Verwandlung der Gegensätze ineinander. Das bedeutet, daß sich jede der beiden einem Ding innewohnenden gegensätzlichen Seiten unter bestimmten Bedingungen in ihr Gegenteil verwandelt, daß sie die Position der ihr entgegengesetzten Seite einnimmt. Das ist die zweite Bedeutung des Begriffs Identität der Gegensätze.

Warum besteht denn hier auch eine Identität? Man beachte: Durch die Revolution wird das Proletariat von einer unterjochten Klasse zur herrschenden Klasse, während sich die Bourgeoisie, die bis dahin geherrscht hat, in eine Klasse verwandelt, die beherrscht wird und den Platz einnimmt, den ursprünglich ihr Widerpart innehatte. Solches hat sich bereits in der Sowjetunion vollzogen, und das gleiche wird in der ganzen Welt der Fall sein. Es fragt sich nun: Wie könnte denn ein solcher Wechsel vor sich gehen, wenn nicht zwischen diesen Gegensätzen unter bestimmten Bedingungen ein Zusammenhang und eine Identität bestünde?

Die Kuomintang, die in einem bestimmten Abschnitt der modernen Geschichte Chinas eine gewisse positive Rolle gespielt hatte, verwandelte sich dann infolge des ihr eigenen Klassencharakters und der Verlockungen des Imperialismus (das sind die Bedingungen) nach 1927 in eine konterrevolutionäre Partei, wurde aber durch die Verschärfung des chinesisch-japanischen Widerspruchs und durch die Einheitsfrontpolitik der Kommunistischen Partei (das sind die Bedingungen) gezwungen, sich für den Widerstand gegen Japan auszusprechen. Zwischen Gegensätzen, die sich ineinander verwandeln, besteht eine bestimmte Identität.

Unsere Agrarrevolution hatte folgenden Verlauf und wird ihn auch in Zukunft haben: die Grundherrenklasse, die den Boden besitzt, wird zu einer Klasse, die den Boden verloren hat, und die Bauern, die ihren Boden verloren hatten, werden zu Kleineigentümern, nachdem sie Grund und Boden erhalten haben. Haben und Nicht-Haben, Erwerb und Verlust sind unter bestimmten Bedingungen miteinander verbunden, zwischen ihnen besteht eine Identität. Unter den Bedingungen des Sozialismus wird sich wiederum das Privateigentum der Bauern in gesellschaftliches Eigentum der sozialistischen Landwirtschaft verwandeln; das ist in der Sowjetunion bereits geschehen und wird in der ganzen Welt geschehen. Vom Privateigentum führt eine Brücke zum gesellschaftlichen Eigentum; diese Brücke heißt in der Philosophie Identität oder Verwandlung des einen in das andere, gegenseitige Durchdringung.

Die Diktatur des Proletariats oder die Diktatur des Volkes festigen heißt eben die Voraussetzungen vorbereiten für die Liquidierung dieser Diktatur und für den Übergang auf eine höhere Stufe, wo jegliches Staatssystem abgeschafft wird. Die kommunistische Partei gründen und entwickeln heißt eben die Voraussetzungen für das Verschwinden der kommunistischen Partei wie aller politischen Parteien überhaupt vorbereiten. Eine von der kommunistischen Partei geleitete revolutionäre Armee schaffen und einen revolutionären Krieg führen heißt die Voraussetzungen für die endgültige Beseitigung aller Kriege vorbereiten. Das ist eine ganze Reihe von Gegensätzen, die gleichzeitig einander ergänzen.

Bekanntlich verwandeln sich Krieg und Frieden ineinander. Der Krieg verwandelt sich in den Frieden; so ging zum Beispiel der erste Weltkrieg in den Nachkriegsfrieden über; der Bürgerkrieg in China hat jetzt aufgehört, und an seine Stelle tritt der innere Frieden. Der Frieden verwandelt sich in den Krieg; 1927 verwandelte sich beispielsweise die Zusammenarbeit zwischen der Kuomintang und der Kommunistischen Partei in den Krieg; möglicherweise wird sich der heutige Friedenszustand in der Welt in einen zweiten Weltkrieg verwandeln. Warum geschieht das? Weil in der Klassengesellschaft zwischen solch gegensätzlichen Dingen wie Krieg und Frieden unter bestimmten Bedingungen eine Identität besteht.

Alle Gegensätze sind miteinander verbunden und koexistieren nicht nur unter bestimmten Bedingungen in einer Einheit, sondern gehen unter anderen bestimmten Bedingungen ineinander über; das ist eben die volle Bedeutung des Begriffs Identität der Gegensätze. Das ist es, was Lenin meint, wenn er davon spricht, „... wie die Gegensätze identisch sind (wie sie es werden) – unter welchen Bedingungen sie identisch sind, indem sie sich ineinander verwandeln ...“

Warum soll „der menschliche Verstand diese Gegensätze nicht als tote, erstarrte, sondern als lebendige, bedingte, bewegliche, sich ineinander verwandelnde auffassen“? Weil die objektiv existierenden Dinge tatsächlich so beschaffen sind. Die Einheit oder Identität der gegensätzlichen Seiten in einem objektiv existierenden Ding ist niemals tot, erstarrt, sondern lebendig, bedingt, beweglich, zeitweilig, relativ; alle Gegensätze verwandeln sich unter bestimmten Bedingungen in ihr Gegenteil; und die Widerspiegelung dieser Sachlage im menschlichen Denken stellt die marxistische dialektisch-materialistische Weltanschauung dar. Nur die reaktionären herrschenden Klassen der Gegenwart und Vergangenheit sowie die ihnen dienstbare Metaphysik betrachten die Gegensätze nicht als lebendig, bedingt, beweglich, sich ineinander verwandelnd, sondern als tot, erstarrt; sie propagieren allenthalben diese falsche Auffassung, um die Volksmassen irrezuführen und die eigene Herrschaft weiter aufrechtzuerhalten. Die Aufgabe der Kommunisten besteht darin, die falschen Auffassungen der Reaktionäre und Metaphysiker zu entlarven, die den Dingen innewohnende Dialektik zu propagieren, die Verwandlung der Dinge zu fördern und so die Ziele der Revolution zu erreichen.

Wenn wir sagen, daß die Gegensätze unter bestimmten Bedingungen identisch sind, so sprechen wir von den Gegensätzen, die real, konkret sind, und auch von ihrer realen, konkreten Verwandlung ineinander. Nehmen wir die zahllosen Verwandlungen, von denen die Mythen berichten – z.B. wie Kua Fu aus dem Buch Schanhaidjing der Sonne nachjagte [25], oder wie der Held Yi aus dem Buch Huainandsi mit seinem Bogen neun Sonnen abschoß [26], oder die 72 Verwandlungen des Affenkönigs Sun Wu-kung in dem Buch Die Pilgerfahrt nach dem Westen [27], oder die Verwandlung von Geistern und Füchsen in Menschen in vielen Erzählungen des Buches Liaodschaidschiyi [28] usw. –, so sind die wechselseitigen Verwandlungen der Gegensätze in diesen Mythen naiv und phantastisch, eine subjektive Einbildung der Menschen, Verwandlungen, die durch unzählige und komplizierte wechselseitige Verwandlungen von realen Gegensätzen angeregt wurden, jedoch keine konkreten Verwandlungen, in denen konkrete Widersprüche zum Ausdruck kommen. Marx sagt: „Alle Mythologie überwindet und beherrscht und gestaltet die Naturkräfte in der Einbildung und durch die Einbildung: verschwindet also mit der wirklichen Herrschaft über dieselben.“ [29] Obwohl die Erzählungen der Mythologie (und auch der Märchen) von unzähligen Metamorphosen den Menschen Vergnügen bereiten können, weil sie die Beherrschung der Naturkräfte durch den Menschen usw. in der Einbildung zum Ausdruck bringen, wobei die besten unter ihnen, wie Marx sagt, „ewigen Reiz“ besitzen, entstanden die Mythen dennoch nicht auf Grund bestimmter Bedingungen konkreter Widersprüche und sind daher keine wissenschaftliche Widerspiegelung der Wirklichkeit. Das bedeutet, daß die gegensätzlichen Seiten, die in den Mythen und Märchen den Widerspruch bilden, keine konkrete Identität besitzen; ihre Identität besteht lediglich in der Einbildung. Die wissenschaftliche Widerspiegelung der Identität in den realen Verwandlungen – das ist die marxistische Dialektik.

Warum kann das Ei sich in ein Küken verwandeln, nicht aber ein Stein? Warum besteht zwischen Krieg und Frieden eine Identität, nicht aber zwischen Krieg und Stein? Warum kann ein Mensch nur Menschen zur Welt bringen und nichts anderes? Der Grund liegt einzig und allein darin, daß die Identität der Gegensätze nur unter bestimmten, unerläßlichen Bedingungen existiert. Ohne diese bestimmten, unerläßlichen Bedingungen kann es keine Identität geben.

Warum war die bürgerlich-demokratische Februarrevolution von 1917 in Rußland mit der proletarisch-sozialistischen Oktoberrevolution in demselben Jahr direkt verbunden, während die französische bürgerliche Revolution nicht direkt mit einer sozialistischen Revolution verbunden war und die Pariser Kommune [3] [30] von 1871 mit einer Niederlage endete? Warum ist ihrerseits die Nomadenordnung in der Mongolei und in Mittelasien direkt mit dem Sozialismus verbunden? Warum kann die chinesische Revolution eine kapitalistische Perspektive vermeiden und direkt zum Sozialismus führen, ohne den alten historischen Weg der westlichen Länder zurückzulegen, ohne die Etappe der bürgerlichen Diktatur durchzumachen? Das alles erklärt sich einzig und allein aus den konkreten Bedingungen der jeweiligen Zeitperiode. Wenn die bestimmten notwendigen Bedingungen schon vorhanden sind, dann treten im Entwicklungsprozeß eines Dinges bestimmte Widersprüche auf, wobei die in diesen Widersprüchen enthaltenen Gegensätze (ein Paar oder mehrere) einander bedingen und sich ineinander verwandeln. Andernfalls wäre all das unmöglich.

So steht es mit der Frage der Identität. Was ist nun Kampf? In welcher Beziehung stehen Identität und Kampf?

Lenin sagt:

Die Einheit (Kongruenz, Identität, Wirkungsgleichheit) der Gegensätze ist bedingt, zeitweilig, vergänglich, relativ. Der Kampf der einander ausschließenden Gegensätze ist absolut, wie die Entwicklung, die Bewegung absolut ist. [31]

Was meint Lenin damit?

Daß alle Prozesse einen Anfang und ein Ende haben, daß sie sich alle in ihr Gegenteil verwandeln. Die Beständigkeit aller Prozesse ist relativ, während ihre Veränderlichkeit, die sich in der Verwandlung eines Prozesses in einen anderen kundtut, absolut ist.

Die Bewegung eines jeden Dinges äußert sich in zwei Zuständen: im Zustand relativer Ruhe und im Zustand offensichtlicher Veränderung. Diese sich in den beiden Zuständen äußernde Bewegung wird durch den Kampf verursacht, den die beiden im Ding enthaltenen gegensätzlichen Faktoren miteinander führen. Wenn die Bewegung des Dinges den ersten Zustand zeigt, dann macht das Ding nur quantitative Veränderungen durch und keine qualitativen; deshalb äußert sie sich in scheinbarer Ruhe. Nimmt aber die Bewegung den zweiten Zustand an, so haben die im ersten Zustand vor sich gegangenen quantitativen Veränderungen bereits einen bestimmten Kulminationspunkt erreicht, das Einheitliche hat sich daher aufgelöst, und es erfolgt eine qualitative Veränderung, deshalb äußert sich die Bewegung des Dinges in einer offensichtlichen Veränderung. Solche im Alltagsleben zu beobachtenden Erscheinungen wie Einheit, Geschlossenheit, Verbundenheit, Harmonie, Gleichgewicht, Stabilität, Stagnation, Stillstand, Beständigkeit, Gleichmäßigkeit, Kondensation, Anziehung usw. sind Erscheinungen von Dingen, die sich im Zustand quantitativer Veränderungen befinden. Auflösung des Einheitlichen, das heißt, die Störung des Zustands der Geschlossenheit, der Verbundenheit, der Harmonie, des Gleichgewichts, der Stabilität, der Stagnation, des Stillstands, der Beständigkeit, der Gleichmäßigkeit, der Kondensation, der Anziehung usw. und seine Verwandlung in den entgegengesetzten Zustand stellen dagegen Erscheinungen von Dingen dar, die sich im Zustand qualitativer Veränderungen befinden, Veränderungen, die beim Übergang eines Prozesses in einen anderen vor sich gehen. Die Dinge gehen unausgesetzt vom ersten in den zweiten Zustand über, wobei der Kampf der Gegensätze, der in beiden Zuständen vor sich geht, durch den zweiten Zustand zur Lösung des Widerspruchs führt. Deshalb sagt man, daß die Einheit der Gegensätze bedingt, zeitweilig, relativ ist, der Kampf der einander ausschließenden Gegensätze hingegen absolut.

Oben haben wir gesagt daß zwischen zwei gegensätzlichen Dingen eine Identität besteht und sie deshalb in einer Einheit miteinander koexistieren und sich auch ineinander verwandeln können; damit war die Bedingtheit gemeint, das heißt, unter bestimmten Bedingungen können die einen Widerspruch bildenden Dinge zu einer Einheit gelangen und sich ineinander verwandeln; ohne diese bestimmten Bedingungen können sie keinen Widerspruch bilden, ist ihre Koexistenz und auch ihre Verwandlung ineinander unmöglich. Die Identität der Gegensätze bildet sich nur unter bestimmten Bedingungen, deswegen haben wir gesagt, daß die Identität bedingt, relativ ist. Hier möchten wir hinzufügen, daß der Kampf der Gegensätze den ganzen Prozeß von Anfang bis Ende durchdringt und zur Verwandlung des einen Prozesses in den anderen führt; der Kampf der Gegensätze ist ausnahmslos überall im Gange, und darum ist er unbedingt, absolut.

Die Verbindung von bedingter, relativer Identität mit unbedingtem, absolutem Kampf ergibt die Bewegung der Widersprüche in allen Dingen.

Wir Chinesen sagen häufig: „Einander entgegengesetzt, einander ergänzend.“ [32] Das bedeutet, daß zwischen den Gegensätzen eine Identität besteht. Diese Worte sind dialektisch und antimetaphysisch. „Einander entgegengesetzt“ bedeutet, daß die beiden entgegengesetzten Seiten einander ausschließen oder bekämpfen; „einander ergänzend“ bedeutet, daß sie unter bestimmten Bedingungen miteinander verbunden sind und zur Identität gelangen. Doch gerade der Identität wohnt der Kampf inne, ohne Kampf gibt es keine Identität.

In der Identität ist Kampf, im Besonderen ist das Allgemeine, im Einzelnen ist das Gemeinsame; um mit Lenin zu sprechen: „im Relativen ist Absolutes enthalten.“ [33]


Zuletzt aktualisiert am 16.10.2003