(/11. Ueber die Formen der Krise/)

//770a/ Zu p. 716.

Also:

1. Die allgemeine Moeglichkeit der Krisen in dem Prozess der Metamorphose des Kapitals selbst gegeben und zwar doppelt, soweit das Geld als Zirkulationsmittel fungiert -- Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf. Soweit es als Zahlungsmittel fungiert, wo es in zwei verschiedenen Momenten wirkt, als Mass der Werte und als Realisierung des Werts. Diese beiden Momente fallen auseinander. Hat der Wert changiert in dem Intervalle, ist die Ware im Moment ihres Verkaufs nicht wert, was sie wert war im Moment, wo das Geld als Mass der Werte und daher der gegenseitigen Obligationen funktionierte, kann aus dem Erloes der Ware die Obligation nicht erfuellt werden und daher die ganze Reihe der Transaktionen nicht saldiert werden, die rueckgaengig von dieser einen abhaengen. Kann die Ware auch nur in einem bestimmten Zeitraum nicht verkauft werden, selbst wenn ihr Wert nicht changierte, so kann das Geld nicht als Zahlungsmittel funktionieren, da es in bestimmter, vorausgesetzter Frist als solches funktionieren muss. Da dieselbe Geldsumme aber hier fuer eine Reihe von wechselseitigen Transaktionen und Obligationen funktioniert, tritt hier Zahlungsunfaehigkeit nicht nur in einem, sondern vielen Punkten ein, daher Krise.

Dieses sind die formellen Moeglichkeiten der Krise. Die erstere moeglich ohne die letztere -- d.h. Krisen ohne Kredit, ohne dass das Geld als Zahlungsmittel funktioniert. Aber die zweite nicht moeglich, ohne die erstre, d.h., dass Kauf und Verkauf auseinanderfallen. Aber im letzteren Fall die Krise nicht nur, weil Ware unverkaeuflich, sondern weil sie nicht in bestimmtem Zeitraum verkaeuflich, und die Krise entsteht und leitet ihren Charakter her nicht nur von der Unverkaeuflichkeit der Ware, sondern der Nichtrealisierung einer ganzen Reihe von Zahlungen, die auf dem Verkauf dieser bestimmten Ware in dieser bestimmten Frist beruhn. Dies die eigentliche Form der Geldkrisen.

Tritt also Krise ein, weil Kauf und Verkauf auseinanderfallen, so entwickelt sie sich als Geldkrise, sobald das Geld als Zahlungsmittel entwickelt ist, und diese zweite Form der Krisen versteht sich dann von selbst, sobald die erste eintritt. In der Untersuchung, warum die allgemeine Moeglichkeit der Krise zur Wirklichkeit wird, der Untersuchung der Bedingungen der Krise ist es also gaenzlich ueberfluessig, sich um die Form der Krisen, die aus der Entwicklung des Geldes als Zahlungsmittel entspringen, zu bekuemmern. Grade deswegen lieben es die Oekonomen, diese selbstverstaendliche Form als Ursache der Krisen vorzuschuetzen. (Soweit die Entwicklung des Geldes als Zahlungsmittel mit der Entwicklung des Kredits zusammenhaengt und des overcredit98, sind allerdings die Ursachen des letztren zu entwickeln, was hier noch nicht am Platze.)

2. Soweit Krisen aus Preisveraenderungen und Preisrevolutionen hervorgehen, die mit den Wertveraenderungen der Waren nicht zusammenfallen, koennen sie natuerlich nicht entwickelt werden bei Betrachtung des Kapitals im allgemeinen, wo den Werten der Waren identische Preise vorausgesetzt werden.

3. Die allgemeine Moeglichkeit der Krisen ist die formelle Metamorphose des Kapitals selbst, das zeitliche und raeumliche Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf. Aber dies ist nie die Ursache der Krise. Denn es ist nichts als die allgemeinste Form der Krise, also die Krise selbst in ihrem allgemeinsten Ausdruck. Man kann aber nicht sagen, dass die abstrakte Form der Krise die Ursache der Krise sei. Fragt man nach ihrer Ursache, so will man eben wissen, warum ihre abstrakte Form, die Form ihrer Moeglichkeit, aus der Moeglichkeit zur Wirklichkeit wird.

4. Die allgemeinen Bedingungen der Krisen, soweit sie unabhaengig von Preisschwankungen (ob diese nun mit dem Kreditwesen zusammenhaengen oder nicht) -- als verschieden von Wertschwankungen -- muessen aus den allgemeinen Bedingungen der kapitalistischen Produktion zu entwickeln sein. /770a//

//716/ (Krise kann hervorgehn: 1. bei der Rueckverwandlung in produktives Kapital; 2. durch Wertveraenderungen in den Elementen des produktiven Kapitals, namentlich des Rohstoffs, z.B. wenn die Masse der Baumwollernte vermindert. Ihr Wert steigt damit. Wir haben es hier noch nicht mit Preisen, sondern Werten zu tun.) /716//

//770a/ Erstes Moment. Rueckverwandlung von Geld in Kapital. Eine bestimmte Stufe der Produktion oder Reproduktion vorausgesetzt. Das capital fixe kann hier als gegeben, gleichbleibend, nicht in den Verwertungsprozess eingegangen, betrachtet werden. Da die Reprodukion des Rohstoffs nicht allein von der darauf verwandten Arbeit abhaengt, sondern von ihrer an Naturbedingungen geknuepften Produktivitaet, so kann die Masse selbst, //XIV-771a/ die Masse des Produkts derselben Arbeitsquantitaet fallen. (Mit bad seasons)99. Der Wert des Rohmaterials steigt also, seine Masse faellt oder das Verhaeltnis, worin sich das Geld in die verschiednen Bestandteile des Kapitals rueckverwandeln muesste, um die Produktion auf der alten Stuf(/enleiter/) fortzusetzen, ist derangiert. Es muss mehr in Rohstoff verausgabt werden, bleibt weniger fuer Arbeit und kann nicht dieselbe Masse Arbeit wie bisher absorbiert werden. Erstens physisch nicht, weil Ausfall im Rohstoff. Zweitens, weil groessrer Wertteil des Produkts in Rohstoff verwandelt werden muss, also geringrer in variables Kapital verwandelt werden kann. Die Reproduktion kann nicht auf derselben Stufenleiter wiederholt werden. Ein Teil des capital fixe steht still, ein Teil Arbeiter aufs Pflaster geworfen. Die Profitrate faellt, weil der Wert des konstanten Kapitals gegen das variable gestiegen und weniger variables Kapital angewandt wird. Die fixen Abgaben -- Zins, Rente -- die antizipiert auf gleichbleibende Rate des Profits und Exploitation der Arbeit, bleiben dieselben, koennen zum Teil nicht bezahlt werden. Daher Krise. Arbeitskrise und Kapitalskrise. Es ist dies also Stoerung des Reproduktionsprozesses durch Werterhoehung des einen aus dem Wert des Produkts zu ersetzenden Teils des konstanten Kapitals. Es findet ferner, obgleich die Profitrate abnimmt, Verteuerung des Produkts statt. Geht dieses Produkt als Produktionsmittel in andre Produktionssphaeren ein, so bewirkt seine Verteuerung hier dasselbe derangement100 in der Reproduktion. Geht es als Lebensmittel in die allgemeine Konsumtion, so entweder zugleich in die der Arbeiter oder nicht. Wenn das erstre, so faellt es in den Wirkungen zusammen mit derangement im variablen Kapital, wovon spaeter die Rede. Soweit es aber ueberhaupt in die allgemeine Konsumtion eingeht, kann damit (wenn nicht die Konsumtion davon faellt) die Nachfrage nach andren Produkten vermindert, daher ihre Rueckverwandlung in Geld zu ihrem Wert entsprechenden Umfang verhindert werden und so die andre Seite ihrer Reproduktion, nicht die Rueckverwandlung von Geld in produktives Kapital, sondern die Rueckverwandlung von Ware in Geld gestoert werden. Jedenfalls nimmt die Masse des Profits und die Masse des Arbeitslohns in diesem Zweig ab und damit ein Teil der notwendigen returns101 fuer den Verkauf von Waren andrer Produktionszweige.

Diese inadequacy 102 des Rohmaterials kann aber auch eintreten ohne Einfluss der seasons oder der naturwuechsigen Produktivitaet der Arbeit, die das Rohmaterial liefert. Ist naemlich ein ungebuehrlicher Teil des Surpluswerts, des Surpluskapitals in Maschinerie etc. in diesem Zweig ausgelegt, so, obgleich das Material hinreichend waere fuer die alte Produktionsleiter, unzureichend fuer die neue. Dies geht also hervor aus disproportionate Verwandlung des surplus capital in seine verschiednen Elemente. Es ist ein case103 von Surplusproduktion von fixem Kapital und bringt ganz dieselben Phaenomene hervor wie im ersten Fall. Sieh letzte Seite.) /XIV-771a//

//XIV-861a/ (/.../)104

Oder sie105 beruhen auf Ueberproduktion von fixem Kapital und daher verhaeltnismaessige Unterproduktion von zirkulierendem.

Da das fixe Kapital, wie das zirkulierende, aus Waren besteht, so nichts laecherlicher, als dass dieselben Oekonomen die Ueberproduktion von Waren leugnen, die die Ueberproduktion von fixem Kapital zugeben.

5. Krisen, die aus Stoerungen der ersten Phase der Reproduktion hervorgehn; also gestoerte Verwandlung der Waren in Geld oder Stoerung des Verkaufs. Bei den Krisen der ersten Art geht die Krise aus Stoerungen im Ruecklauf der Elemente des produktiven Kapitals hervor. /XIV-861a//

Next