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Wir haben gesehen, daß der rein nationalistisch demokratische Zelotismus manche proletarischen Elemente Jerusalems nicht zu befriedigen vermochte. Aber die Flucht aus der Großstadt ins flache Land, wie sie die Essener vollzogen, war auch nicht nach jedermanns Geschmack. Damals wie heute vollzog sich die Landflucht sehr leicht, die Stadtflucht sehr schwer. Der an das großstädtische Leben gewöhnte Proletarier fand sich auf dem Lande nicht zurecht. Der Reiche mochte in seinen ländlichen Villen eine angenehme Abwechslung gegen den großstädtischen Trubel erblicken; für den Proletarier bedeutete die Rückkehr aufs Land harte Feldarbeit, die er nicht verstand, der er nicht gewachsen war.
Die Masse der Proletarier mußte es daher wie in den anderen Großstädten, so auch in Jerusalem vorziehen, in der Stadt zu bleiben. Das Essenertum bot ihnen nicht das, was sie brauchten, am allerwenigsten jenen unter ihnen, die reine Lumpenproletarier waren und sich gewöhnt hatten, als gesellschaftliche Parasiten zu leben.
Neben den Zeloten und den Essenern mußte sich also eine dritte proletarische Richtung bilden, die zelotische und essenische Tendenzen miteinander vereinigte. Diese fand ihren Ausdruck in der Messiasgemeinde.
Allgemein anerkannt ist, daß die christliche Gemeinde ursprünglich fast ausschließlich proletarische Elemente umfaßte, eine proletarische Organisation war. Das galt noch lange über die ersten Anfänge hinaus.
Paulus hebt in seinem ersten Briefe an die Korinther hervor, daß in der Gemeinde weder die Bildung noch der Besitz vertreten sei:
„Ihr Brüder, seht doch eure Berufe an, da sind nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele mächtige, nicht viele vornehme Leute. Sondern was der Welt für töricht gilt, hat Gott auserwählt, die Weisen zu beschämen; und was der Welt für schwach gilt, hat Gott auserwählt, das Starke zu beschämen; und was der Welt von dunkler Herkunft gilt und verachtet wird, hat Gott auserwählt.“ [1]
Eine gute Kennzeichnung des proletarischen Charakters der urchristlichen Gemeinde gibt Friedländer in seiner schon mehrfach zitierten Sittengeschichte Roms:
„So viele Ursachen nun auch zur Verbreitung des Evangeliums zusammenwirkten, so hat es doch offenbar in den höheren Ständen vor der Mitte oder dem Ende des zweiten Jahrhunderts nur vereinzelte Anhänger gefunden. Hier leistete nicht bloß die philosophische sowie die sonstige, mit dem Götterglauben innig zusammenhängende Bildung den stärksten Widerstand, sondern hier führte das christliche Bekenntnis auch zu den gefährlichsten Konflikten mit der bestehenden Ordnung; endlich mußte die Lossagung von allen irdischen Interessen in den Kreisen, die im Besitz von Ehre, Macht und Reichtum waren, am schwersten fallen. Die Armen und Niedrigen, sagt Lactantius, glauben leichter als die Reichen; bei den letzteren wird ohne Zweifel vielfach eine geradezu feindselige Stimmung gegen die sozialistischen Tendenzen des Christentums bestanden haben. Dagegen in den unteren Schichten der Gesellschaft muß die durch die Zerstreuung der Juden so allgemein begünstigte Ausbreitung des Christentums sehr schnell erfolgt sein, namentlich in Rom selbst; im Jahre 64 war die Zahl der Christen dort schon eine beträchtliche.“
Immerhin blieb diese Verbreitung lange auf einzelne Orte beschränkt.
„Aus den vorhandenen Angaben, deren Erhaltung freilich eine ganz zufällige ist, ergibt sich, daß bis zum Jahre 98 etwa 42, bis 180 etwa 74 Orte nachweisbar sind, in denen es christliche Gemeinden gab; bis 325 mehr als 550.
„Im römischen Reiche aber waren die Christen nicht bloß noch im dritten Jahrhundert eine kleine Minorität, sondern diese Minorität gehörte wenigstens bis zu dessen Anfang fast ausschließlich den untersten Schichten der Gesellschaft an. Die Heiden spotteten, daß sie nur die Einfältigsten und Sklaven, Weiber und Kinder zu bekehren vermöchten, daß sie ungebildete, rohe und bäuerische Menschen seien, ihre Gemeinden vorwiegend aus geringen Leuten, Handwerkern und alten Frauen beständen. Auch bestritten die Christen dies nicht. Nicht aus dem Lyzeum und der Akademie, sagt Hieronymus, sondern aus dem niederen Volke (de vili plebecula) hat sich die Gemeinde Christi gesammelt. Ausdrückliche Zeugnisse christlicher Schriftsteller bestätigen, daß der neue Glaube selbst bis zur Mitte des dritten Jahrhunderts in den höheren Ständen nur vereinzelte Anhänger zählte. Eusebius sagt, der Friede, den die Kirche unter Commodus (180 bis 192) genoß, habe sehr zu ihrer Ausbreitung beigetragen, ‚so daß auch von den zu Rom durch Reichtum und Geburt hervorragenden Männern mehrere mit ihrem ganzen Hause und Geschlecht sich dem Heil zuwandten‘. Unter Alexander Severus (222 bis 235) sagte Origenes, daß gegenwärtig auch Reiche und manche der hohen Würdenträger, sowie üppige und edelgeborene Frauen die christlichen Boten des Wortes aufnahmen: Erfolge also, deren das Christentum sich früher nicht zu rühmen hatte ... Von der Zeit des Commodus ab ist also die Verbreitung des Christentums in den höheren Ständen ebenso ausdrücklich und vielfach bezeugt, als es an solchen Zeugnissen für die frühere Zeit durchaus fehlt ... Die einzigen Personen der höheren Stände in der Zeit vor Commodus, deren Bekehrung zum Christentum mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen worden ist, sind der im Jahre 95 hingerichtete Konsul Flavius Clemens und dessen nach Pontia verbannte Gemahlin oder Schwester Flavia Domitilla.“ [2]
Nicht zum mindesten diesem proletarischen Charakter ist es zuzuschreiben, daß wir über die Anfänge des Christentums so schlecht unterrichtet sind. Seine ersten Verfechter mochten redegewaltige Leute sein, mit Lesen und Schreiben verstanden sie nicht umzugehen. Das waren Künste, die der Volksmasse damals noch viel ferner lagen als heutzutage. Eine Reihe von Generationen hindurch blieb die christliche Lehre und die Geschichte ihrer Gemeinde auf mündliche Überlieferungen beschränkt, Überlieferungen fieberhaft erregter, unsäglich leichtgläubiger Leute, Überlieferungen von Vorgängen, die nur ein kleiner Kreis mitgemacht hatte, soweit sie sich überhaupt ereignet hatten; die also von der Masse der Bevölkerung und namentlich von ihren kritischen, unbefangenen Elementen nicht geprüft werden konnten. – Erst als sich gebildetere, sozial höher stehende Leute dem Christentum zuwandten, begann die schriftliche Fixierung seiner Traditionen, aber auch da nicht zu historischen, sondern zu polemischen Zwecken, zur Verfechtung bestimmter Anschauungen und Forderungen.
Es gehört viel Mut oder Voreingenommenheit, aber auch völlige Unkenntnis der Bedingungen historischer Zuverlässigkeit dazu, um auf Grund von literarischen Dokumenten, die in dieser Weise entstanden sind und die von Unmöglichkeiten und krassen Widersprüchen wimmeln, den Lebensgang oder gar die Reden einzelner Persönlichkeiten mit voller Bestimmtheit zur Darstellung zu bringen. Wir haben schon im Eingang gezeigt, daß es unmöglich ist, über den angeblichen Stifter der christlichen Gemeinde irgend etwas bestimmt auszusagen. Wir können jetzt, nach dem bisher Entwickelten, hinzufügen, daß es auch nicht notwendig ist, Bestimmtes über ihn zu wissen. Alle Gedankengänge, die man gewöhnlich als die Eigenart des Christentums, preisend oder verurteilend, bezeichnet, haben wir bereits als Produkte teils der römisch-hellenischen, teils der jüdischen Entwicklung kennen gelernt. Es gibt keinen einzigen christlichen Gedanken, der es notwendig machte, ihn auf einen erhabenen Propheten und Übermenschen zurückzuführen, keinen, der nicht schon vor Jesus in der „heidnischen“ oder jüdischen Literatur nachweisbar wäre.
Aber so unwichtig es für unsere historische Einsicht ist, über die Personen Jesu und seiner Jünger unterrichtet zu werden, so wichtig ist es, über den Charakter der urchristlichen Gemeinde selbst Bestimmtes zu erfahren.
Das ist zum Glück keineswegs unmöglich. Mochten auch die Reden und Tateu der Personen, die von den Christen als ihre Vorkämpfer und Lehrer verehrt wurden, phantastisch ausgeschmückt oder ganz frei erfunden sein, auf jeden Fall schrieben die ersten christlichen Literaten aus dem Geiste der christlichen Gemeinden heraus, in denen und für die sie wirkten. Was sie wiedergaben, waren Überlieferungen aus früherer Zeit, die sie im einzelnen abändern mochten, deren Grundcharakter aber doch so weit feststand, daß sie sofort auf lebhafteste Opposition gestoßen wären, wenn man versucht hätte, ihn auffallend abzuändern. Sie mochten suchen, den Geist abzuschwächen oder umzudeuten, der in den Anfängen der christlichen Gemeinde herrschte; ihn völlig zu eskamotieren waren sie nicht imstande. Solche Versuche der Abschwächung lassen sich noch nachweisen, und sie werden immer stärker, je mehr die christliche Gemeinde ihren ursprünglichen proletarischen Charakter verliert und gebildete sowie wohlhabende und angesehene Persönlichkeiten aufnimmt. Gerade aus diesen Versuchen läßt sich aber der ursprüngliche Charakter deutlich erkennen.
Die auf diese Weise gewonnene Erkenntnis findet eine Stütze in dem Entwicklungsgang späterer christlicher Sekten, der von seinen Anfängen an bekannt ist und in seinem weiteren Verlauf die uns ebenfalls bekannte Entwicklung der christlichen Gemeinde vom zweiten Jahrhundert an getreu widerspiegelt. Wir dürfen daher annehmen, daß diese Entwicklung eine gesetzmäßige ist, und daß die uns bekannten Anfänge der späteren Sekten eine Analogie bieten zu den unbekannten Anfängen des Christentums. Ein solcher Analogieschluß bildet natürlich für sich allein noch keinen Beweis, aber er kann sehr wohl eine Auffassung stützen, die auf anderem Wege gewonnen wurde.
Beides nun, die Analogie der späteren Sekten wie die erhaltenen Reste frühester Überlieferungen urchristlichen Lebens bezeugen in gleicher Weise Tendenzen, die der proletarische Charakter der Gemeinde von vornherein erwarten läßt.
Da finden wir vor allem einen wilden Klassenhaß gegen die Reichen.
Er tritt deutlich hervor im Evangelium des Lukas, das im Anfang des zweiten Jahrhunderts entstand. Namentlich in der Erzählung von Lazarus, die in diesem Evangelium allein zu finden ist (16, 19 ff.). Dort kommt der Reiche in die Hölle und der Arme in Abrahams Schoß, nicht etwa weil jener ein Sünder und dieser ein Gerechter war: davon wird gar nichts berichtet. Der Reiche wird verdammt, bloß weil er reich war. Abraham ruft ihm zu: „Gedenke doch, daß du dein Gutes abbekommen hast in deinem Leben und ebenso Lazarus das Böse; jetzt aber wird er hier getröstet, du aber leidest Pein.“ Es war die Rachsucht des Unterdrückten, die in diesem Zukunftsbild schwelgte. Dasselbe Evangelium läßt Jesus sagen: „Wie schwer gelangen die Reichen in das Königreich (βαζιλέιαν) Gottes! Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr eingehe, als ein Reicher in das Königreich Gottes“ (18, 24, 25). Auch hier wird der Reiche wegen seines Besitzes verdammt, nicht wegen seiner Sündhaftigkeit.
Ebenso in der Bergpredigt (6, 21 ff.):
„Selig seid ihr Bettler (πτωχοὶ sind die bettelarmen Leute), denn euer ist das Königreich Gottes. Selig ihr, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet euch vollfressen. Selig, die ihr jetzt weinet, denn ihr werdet dann lachen ... Dagegen wehe euch, Reichen, denn ihr habt euren Trost schon vorweg erhalten. Wehe euch, ihr, die jetzt vollgegessen seid, denn ihr werdet hungern. Wehe euch, die ihr jetzt lachet, denn ihr werdet trauern und wehklagen.“
Man sieht, reich sein und seinen Reichtum genießen, ist ein Verbrechen, das die qualvollste Sühne erheischt.
Den gleichen Geist atmet noch der Brief des Jakobus an die zwölf Stämme in der Diaspora, der aus der Mitte des zweiten Jahrhunderts stammt:
„Wohlan ihr Reichen, weinet mit Wehklagen über die Trübsale, die euch bevorstehen. Euer Reichtum ist vermodert, eure Kleider sind zum Mottenfraß geworden, euer Gold und Silber ist verrostet, und sein Rost wird zum Zeugnis wider euch und frißt euer Fleisch. Wie zum Feuer habt ihr Schätze gesammelt in den letzten Tagen. Siehe, der Lohn, uns den ihr die Arbeiter gebracht habt, die auf euren Feldern mähten, er schreit auf und das Rufen der Schnitter ist zu den Ohren des Herrn Zebaoth gedrungen. Ihr habt geschwelgt und gepraßt auf Erden, ihr habt eure Herzen gemästet am Schlachttag. Ihr habt verurteilt und getötet den Gerechten, er widersetzte sich euch nicht. So harret nun in Geduld, ihr Brüder, auf die Ankunft des Herrn“ (5, 1 ff.).
Selbst gegen die Reichen in den eigenen Reihen, solche, die sich der christlichen Gemeinde angeschlossen haben, wettert er:
„Es rühme sich der niedrige Bruder seiner Höhe, der reiche aber seiner Niedrigkeit, weil er wie die Blume des Grases vergehen wird. Denn die Sonne ging auf mit ihrer Glut und verdorrte das Gras, und seine Blume fiel aus und ihr liebliches Ansehen war dahin; so wird auch der Reiche auf seinen Wegen verwelken ... Hört, meine teuren Brüder, hat nicht Gott die Armen nach der Welt erwählt zu Reichen im Glauben und Erben des Reiches, welches er denen verheißen hat, die ihn lieben? Ihr aber habt den Armen verachtet. Sind es nicht die Reichen, die euch vergewaltigen, und wiederum sie, die euch vor die Gerichtshöfe ziehen? Sind nicht sie es, die den guten Namen lästern, nach dem ihr benannt seid?“ [3]
Kaum je hat der Klassenhaß des modernen Proletariats so fanatische Formen erlangt wie der des christlichen. In den kurzen Momenten, in denen das Proletariat unserer Tage bisher zur Macht kam, hat es nie Rache an den Reichen genommen. Freilich fühlt es sich heute weit stärker, als sich das Proletariat des aufkeimenden Christentums fühlte. Wer sich stark weiß, ist stets eher großmütig als der Schwache. Es ist ein Zeichen dafür, wie schwach sich die Bourgeoisie heute vorkommt, daß sie am empörten Proletariat stets so schreckliche Rache nimmt.
Einige Jahrzehnte jünger als das Lukasevangelium ist das des Matthäus. Inzwischen hatten wohlhabende und gebildete Leute angefangen, sich dem Christentum zu nähern. Da empfand mancher christliche Propagandist das Bedürfnis, die christliche Lehre für diese Leute anziehender zu gestalten. Die urchristliche „Freßlegende“ wurde unbequem. Da sie aber zu tiefe Wurzeln gefaßt hatte, als daß man sie einfach beiseite schieben konnte, suchte man die ursprüngliche Auffassung wenigstens im opportunistischen Sinne zu revidieren. Dank diesem Revisionismus ist das Matthäusevangelium zum „Evangelium der Widersprüche“ geworden [4], aber auch zum „Lieblingsevangelium der Kirche“. Hier fand sie „das Stürmische und Revolutionäre des urchristlichen Enthusiasm und Sozialismus so moderiert zur richtigen Mitte eines kirchlichen Opportunismus, daß es für den Bestand einer mit der menschlichen Gesellschaft sich auf Friedensfuß stellenden organisierten Kirche nicht mehr bedrohlich schien“.
Natürlich wurde von den verschiedenen Verfassern, die am Matthäusevangelium nacheinander arbeiteten, alles unbequeme weggelassen, was sie weglassen konnten, so die Erzählung vom Lazarus, die Abweisung des Erbstreites, die auch zu einem Ausfall gegen die Reichen führt (Lukas 12, 13 ff.). Aber die Bergpredigt war jedenfalls schon zu populär und bekannt, als daß man mit ihr in gleicher Weise hätte verfahren können. Sie wurde verballhornt: Matthäus läßt,Jesus sagen:
„Selig sind die Bettelarmen im Geiste, denn ihrer ist das Königreich der Himmel ... Selig jene, die es hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, denn sie werden sich vollfressen.“
In diesem schlauen Revisionismus ist freilich alle Spur von Klassenhaß ausgelöscht. Selig werden jetzt die Bettler im Geiste. Es bleibt ungewiß, was für Leute damit gemeint sind, ob Idioten oder solche, die bloß der Einbildung nach Bettler werden, nicht in Wirklichkeit, das heißt, die fortfahren zu besitzen, aber behaupten, ihr Herz hänge nicht an ihrem Besitz. Wahrscheinlich sind letztere darunter verstanden, auf jeden Fall aber ist die Verurteilung des Reichtums fortgefallen, die in der Seligsprechung der Bettler lag.
Geradezu komisch aber wirkt es, daß die Hungernden in nach Gerechtigkeit Hungernde verwandelt sind, denen in Aussicht gestellt wird, daß sie mit Gerechtigkeit gemästet werden. Das hier mit „Vollfressen“ übersetzte griechische Wort (χορτάζω) ward meist von Tieren gebraucht, auf Menschen wandte man es im verächtlichen oder komischen Sinne an, zur Kennzeichnung einer niedrigen Art, den Wanst zu füllen. Daß das Wort in der Bergpredigt vorkommt, deutet auch auf den proletarischen Ursprung des Christentums hin. Der Ausdruck war wohl gang und gäbe in den Kreisen, denen es entstammte, zur Bezeichnung der ausgiebigen Stillung ihres leiblichen Hungers. Aber er wirkt lächerlich, auf die Stillung des Hungers nach Gerechtigkeit angewandt.
Das Gegenstück zu diesen Seligsprechungen, die Verfluchung des Reichen, ist aber bei Matthäus ganz fortgefallen. Dafür konnte auch die scharfsinnigste Verdrehung keine Fassung finden, die sie den wohlhabenden Kreisen, auf deren Gewinnung man spekulierte, annehmbar gemacht hätte. Sie mußte verschwinden.
Aber so sehr auch einflußreiche Kreise der opportunistisch werdenden christlichen Gemeinde strebten, ihren proletarischen Charakter zu verwischen, das Proletariat und sein Klassenhaß wurde damit nicht beseitigt, und er fand immer wieder einzelne Denker, die ihm Ausdruck gaben. Eine gute Zusammenstellung von Stellen aus den Schriften des heiligen Klemens, des Bischofs Asterius, des Lactantius, Basilius des Großen, des heiligen Gregor v. Nyssa, des heiligen Ambrosius, des heiligen Johannes Chrysostomus, des heiligen Hieronymus, Augustinus usw., fast alle aus dem vierten Jahrhundert, der Zeit, in der das Christentum schon Staatsreligion war, findet man in dem Schriftchen von Paul Pflüger, Der Sozialismus der Kirchenväter. Sie alle ergehen sich in den schärfsten Anklagen gegen die Reichen, die sie mit Räubern und Dieben auf die gleiche Stufe stellen.
Angesichts dieses ausgeprägt proletarischen Charakters der Gemeinde ist es naheliegend, daß sie nach einer kommunistischen Organisation strebte. Das wird auch ausdrücklich bezeugt. Es heißt in der Apostelgeschichte:
„Sie beharrten aber in der Lehre der Apostel und im Kommunismus (κοινωνία), im Brotbrechen und den Gebeten ... Alle aber, die gläubig geworden waren, besaßen alles gemeinsam, und sie verkauften ihren Besitz und ihr Eigentum und verteilten dieses nach dem Bedürfnis eines jeden (2, 42, 44).
„Die Menge der gläubig Gewordenen war ein Herz und· eine Seele, und keiner sagte von einem Stück seiner Habe, es sei sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam ... Und es war keiner mehr unter ihnen, der Mangel litt; denn jene, die Ländereien oder Häuser besaßen, verkauften sie, brachten den Erlös des Verkauften und legten ihn zu den Füßen der Apostel, dann wurde er verteilt nach dem Bedürfnis, das ein jeder hatte“ (4, 32 bis 35).
Bekannt ist, wie Ananias und Sapphira, die etwas von ihrem Geld der Gemeinde vorenthielten, dafür ohne weiteres durch göttliche Schickung mit dem Tode bestraft wurden.
Der heilige Johannes, wegen seiner feurigen Beredsamkeit Chrysostomus, das heißt. Goldmund, genannt, ein unerschrockener Kritiker seiner Zeit (347 bis 407), knüpfte an die oben zitierte Darstellung des ursprünglichen christlichen Kommunismus eine Erörterung seiner Vorzüge an, die sehr realistisch-ökonomisch, gar nicht ekstatisch-asketisch klingt. Er tat dies in der elften seiner Homilien (Predigten) über die Apostelgeschichte. Dort führte er aus:
„Die Gnade war unter ihnen, weil keiner Mangel litt, das heißt, weil sie so eifrig gaben, daß keiner arm blieb. Denn nicht gaben sie einen Teil und behielten einen anderen für sich; noch auch gaben sie alles gewissermaßen als ihr Eigentum. Sie hoben die Ungleichheit auf und lebten in großem Überfluß; und sie taten dies in der preiswürdigsten Weise. Sie wagten es nicht, die Spenden in die Hände der Bedürftigen zu geben, noch auch schenkten sie mit hochmütiger Herablassung, sondern sie legten sie zu den Füßen der Apostel nieder und machten diese zu Herren und Verteilern der Gaben. Was man brauchte, wurde dann aus dem Vorrat der Gemeinschaft, nicht ans denn Privateigent1nn einzelner genommen. Dadurch wurde erreicht, daß die Geber sich nicht eitel überhoben.
„Würden wir heute dasselbe tun, wir lebten viel glücklicher, die Reichen wie die Armen; und die Armen würden nicht mehr Glück dadurch gewinnen als die Reichen ... denn die Gebenden wurden nicht nur nicht arm, sie machten auch die Armen reich.
„Stellen wir uns die Sache vor: Alle übergeben das, was sie haben, in gemeinsames Eigentum. Niemand möge sich darüber beunruhigen, weder der Reiche noch der Arme. Wieviel glaubt ihr, daß Geld zusammenkommen wird? Ich schließe – denn mit Sicherheit kann man es nicht behaupten –, wenn jeder einzelne all sein Geld hergäbe, seine Äcker, seine Besitzungen, seine Häuser (von den Sklaven will ich nicht sprechen, denn die ersten Christen besaßen wohl keine, da sie sie wahrscheinlich freiließen), dann wird wohl eine Million Pfund Gold zusammenkommen, ja wahrscheinlich zwei- oder dreimal so viel. Denn sagt mir, wie viele Menschen enthält unsere Stadt (Konstantinopel)? Wie viele Christen? Werden es nicht hunderttausend sein? Und wie viele Heiden und Juden! Wie viele Tausende Pfund Gold müssen da zusammenkommen! Und wie viele Arme haben wir? Ich glaube nicht, daß es mehr als fünfzigtausend sind. Wieviel wäre nötig, sie jeden Tag zu ernährend Wenn sie an einem gemeinsamen Tische speisen, werden die Kosten nicht sehr groß sein können. Was werden wir also mit unserem riesigen Schatz anfangen? Glaubst du, daß er jemals erschöpft werden könnte? Und wird der Segen Gottes sich nicht tausendmal reichlicher auf uns ergießen? Werden wir nicht auf der Erde einen Himmel machen? Wenn dies sich bei Drei- oder Fünftausenden (den ersten Christen) so glänzend erwiesen hat und keiner von ihnen Mangel litt, um wie viel mehr muß es sich bei einer so großen Menge bewähren. Wird nicht jeder der Neuhinzukommenden etwas hinzufügen?
„Die Zersplitterung der Güter verursacht größeren Aufwand und dadurch die Armut. Nehmen wir ein Haus mit Mann und Weib und zehn Kindern. Sie betreibt Weberei, er sucht auf dem Markte seinen Unterhalt; werden sie mehr brauchen, wenn sie in einem Hause gemeinsam oder wenn sie getrennt leben? Offenbar, wenn sie getrennt leben. Wenn die zehn Söhne auseinandergehen, brauchen sie zehn Häuser, zehn Tische, zehn Diener und alles andere in ähnlichem Maße vervielfacht. Und wie steht’s mit der Menge der Sklaven? Läßt man diese nicht zusammen au einem Tische speisen, um an Kosten zu sparen? Die Zersplitterung führt regelmäßig zur Verschwendung, die Zusammenfassung zur Ersparung am Vorhandenen. So lebt man jetzt in den Klöstern und so lebten einst die Gläubigen. Wer starb da vor Hunger? Wer wurde nicht reichlich gesättigt? Und doch fürchten sich die Leute vor diesem Zustand mehr als vor einem Sprung ins unendliche Meer. Möchten wir doch einen Versuch machen und die Sache kühn angreifen! Wie groß wäre der Segen davon! Denn wenn damals, wo die Zahl der Gläubigen so gering war, nur drei- bis fünftausend, wenn damals, wo die ganze Welt uns feindlich gegenüberstand, wo nirgends ein Trost winkte, unsere Vorgänger so entschlossen daran gingen, um wie viel mehr Zuversicht sollten wir jetzt haben, wo durch Gottes Gnade überall Gläubige sind! Wer würde dann noch Heide bleiben wollen? Niemand, glaube ich. Alle würden wir an ziehen und uns gewogen machen.“ [5]
Einer so klaren und ruhigen Auseinandersetzung waren die ersten Christen nicht fähig. Aber ihre kurzen Bemerkungen, Ausrufungen, Forderungen, Verwünschungen deuten überall auf den gleichen kommunistischen Charakter des Anfangs der christlichen Gemeinde hin.
In dem freilich erst um die Mitte des zweiten Jahrhunderts entstandenen Evangelium des Johannes wird das kommunistische Zusammenleben Jesu mit den Aposteln als selbstverständlich vorausgesetzt. Sie besaßen alle zusammen nur einen Geldbeutel, und den führte – Judas Iskariot. Johannes, der wie sonst auch hier seine Vorgänger zu übertrumpfen sucht, verstärkt noch den Abscheu, den der Verräter Judas hervorrufen muß, indem er ihn zu einem Dieb an der gemeinsamen Kasse stempelt. Johannes beschreibt, wie Maria Jesu die Füße mit kostbarer Salbe salbt.
„Judas aber, der Iskariote, einer von den Jüngern, derjenige, welcher ihn verraten sollte, sprach: Warum hat man die Salbe nicht verkauft um 300 Denare und es den Armen gegeben? Das sagte er aber nicht, weil ihm an den Armen lag, sondern weil er ein Dieb war und, da er die Kasse führte, die Einlagen wegnahm.“ [6]
Beim letzten Abendmahl spricht Jesus zu Judas: „Was du tust, das tue bald.“
„Aber keiner der Tischgenossen verstand, was er ihm damit gesagt hatte. Einige meinten, da er das die Kasse besaß, habe Jesus ihm gesagt: Kaufe, was wir für das Fest brauchen, oder gib etwas den Bettlern.“ [7]
Von seinen Jüngern verlangt Jesus in den Evangelien immer wieder, jeder solle alles, was er besitzt, hingeben.
„Keiner von euch kann mein Jünger sein, der nicht auf alles verzichtet, was er besitzt.“ [8]
„Verkauft eure Habe und gebt es den Armen.“ [9]
„Es fragte ihn (Jesus) ein Aristokrat (ἄρχων): Guter Lehrer, was soll ich tun, um ewiges Leben zu erwerben. Da erwiderte ihm Jesus: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut, außer Gott. Die Gebote kennst du: Du sollst nicht ehebrechen, nicht töten, nicht stehlen, nicht falsch zeugen, Vater und Mutter ehren. Er aber sagte: Alles habe ich von Jugend an beachtet. Da das Jesus hörte, sagte er zu ihm: Eines bleibt dir noch zu tun übrig. Verkaufe alles, was du hast, und verteile es unter die Bettler, und dpi wirst einen Schatz im Himmel erwerben. Und dann folge mir. Als er das hörte, wurde er sehr bekümmert, denn er war ausnehmend reich.“ [10]
Das veranlaßt dann Jesus zum Gleichnis vom Kamel, das durch das Nadelöhr leichter durchgeht, als ein Reicher in das Königreich Gottes. Dessen konnte mir teilhaftig werden, wer sein Vermögen mit den Armen teilte. Genau so stellt das dem Markus zugeschriebene Evangelium die Sache dar.
Der revisionistische Matthäus dagegen schwächt auch hier die ursprüngliche Strenge ab. Hier wird die Aufforderung nur noch bedingt gestellt. Matthäus läßt Jesus dem reichen Jüngling sagen: Willst du vollkommen sein, dann gehe hin, verkaufe, was du hast, gib es an Arme (19, 21).
Was man Jesus ursprünglich von jedem seiner Anhänger, jedem Mitglied seiner Gemeinde fordern ließ, wurde mit der Zeit zu einer Forderung bloß an jene, die auf Vollkommenheit Anspruch machten.
Dieser Entwicklungsgang ist ganz natürlich bei einer Organisation, die ursprünglich rein proletarisch war, später immer mehr reiche Elemente zuließ.
Trotzdem gibt es eine Reihe von Theologen, die den kommunistischen Charakter des Urchristentums leugnen. Der Bericht in der Apostelgeschichte darüber sei erst späteren Ursprungs; wie so oft im Altertum habe man auch hier den idealen Zustand, den man erträumte, in der Vergangenheit verwirklicht dargestellt. Dabei vergißt man aber, daß für die offizielle Kirche der späteren Jahrhunderte, die den Reichen entgegenkam, der kommunistische Charakter des Urchristentums sehr unbequem war. Beruhte dessen Darstellung auf späterer Erfindung, dann hätten die Verfechter der opportunistischen Richtung ohne weiteres dagegen protestiert und dafür gesorgt, daß die Schriften, die solche Darstellungen enthielten, aus dem Kanon der kirchlich anerkannten Bücher gestrichen wurden. Die Kirche hat Fälschungen nur dann geduldet, wenn sie ihr in den Kram paßten. Das traf für den Kommunismus nicht zu. Wenn er als die ursprünglichste Forderung der Urgemeinde offiziell anerkannt wurde, so geschah es sicher nur, weil man nicht anders konnte, weil die Überlieferung in diesem Punkte zu tief gewurzelt und zu allgemein anerkannt war.
Die Einwände derjenigen, die den Kommunismus der Urgemeinde in Abrede stellen, sind denn auch nichts weniger als durchschlagend; Wir finden sie alle zusammengestellt von einem Kritiker, der der Darstellung entgegentritt, die ich vom Urchristentum in meinen Vorläufern des Sozialismus gegeben habe.
Der Kritiker A. K., ein Doktor der Theologie, veröffentlichte seine Einwände in einem Artikel der Neuen Zeit über den „sogenannten urchristlichen Kommunismus“ (XXVI, 2, S. 482).
Da wird uns vor allem entgegengehalten, daß „die Predigt des Nazareners nicht auf wirtschaftliche Umwälzung ausging“. Ja, woher weißt denn A. K. das? Die Apostelgeschichte erscheint ihm als eine unsichere Quelle für die Darstellung von Organisationen, deren Ursprung in die Zeit nach dem angeblichen Tode Christi verlegt wird; die Evangelien, die zum Teil jünger sind als die Apostelgeschichte, sollen dagegen mit Sicherheit den Charakter der Reden Christi selbst erkennen lassen!
Für die Evangelien gilt in Wirklichkeit dasselbe, was für die Apostelgeschichte. Was sie uns erkennen lassen, ist der Charakter derjenigen, die sie geschrieben haben. Daneben können sie noch Erinnerungen wiedergeben. Erinnerungen an Organisationen haften aber länger als solche an Reden und lassen sich nicht so leicht verdrehen.
Überdies aber kann man aus den über Christus mitgeteilten Reden, wie wir gesehen haben, sehr wohl einen dem Kommunismus der Urgemeinde entsprechenden Charakter herausfinden. Mit den besonderen Lehren Jesu, von denen wir gar nichts Bestimmtes wissen, ist also gegen den Kommunismus nichts zu beweisen.
Dann will uns A. K. mit aller Gewalt glauben machen, der praktische Kommunismus der Essener, den die Proletarier Jerusalems vor Augen hatten, sei ohne jede Wirkung auf diese geblieben. Dagegen wären die kommunistischen Theorien der griechischen Philosophen und Dichter auf die ungebildeten Proletarier der christlichen Gemeinden außerhalb Jerusalems von tiefstem Einfluß gewesen und hätten diesen kommunistische Ideale beigebracht, deren Verwirklichung sie dann nach der Gewohnheit jener Zeit in die Vergangenheit, also die Zeit der Urgemeinde in Jerusalem zurückverlegten.
Also die Gebildeten hätten den Proletariern später den Kommunismus beigebracht, dessen praktisches Vorbild sie früher unberührt ließ. Es würde der stärksten Beweise bedürfen, uns diese Auffassung plausibel zu machen. Was an Beweisen vorliegt, spricht aber dagegen. Je mehr die Gebildeten Einfluß auf das Christentum bekommen, desto mehr entfernt es sich vom Kommunismus, wie uns Matthäus bereits zeigt und wie wir später noch bei der Entwicklung der Gemeinde sehen werden.
Von den Essenern hat A. K. ganz falsche Vorstellungen. Er schreibt von der Jerusalemer kommunistischen Christengemeinde:
„Es macht uns mißtrauisch, daß dies einzige kommunistische Experiment gerade in einem aus Juden bestehenden Verein gemacht wurde. Niemals bis zum Beginn unserer Zeitrechnung haben Juden derlei gesellschaftliche Versuche gemacht. Niemals bis dahin hat es jüdischen Kommunismus gegeben. Dagegen war theoretischer wie praktischer Kommunismus bei den Hellenen gar nichts Neues.“
Wo er den praktischen Kommunismus der Hellenen zur Zeit Christi findet, verrät unser Kritiker nicht. Aber geradezu unglaublich ist es, wenn er bei den Juden weniger Kommunismus entdeckt als bei den Hellenen, wo der Kommunismus jener sich gerade durch seine praktische Ausführung über die kommunistischen Träumereien der letzteren hoch erhebt. Und A. K. hat offenbar keine Ahnung davon, daß Essener schon anderthalb Jahrhunderte vor Christo erwähnt werden. Er scheint zu glauben, sie seien erst zur Zeit Christi entstanden!
Dieselben Essener aber, die auf die Praxis der Jerusalemer Gemeinde ohne Einfluß gewesen sein sollen, haben angeblich die kommunistische Legende erzeugt, die im zweiten Jahrhundert nach Christo in die Apostelgeschichte Eingang fand. Die Essener, die mit der Zerstörung Jerusalems unserem Gesichtskreis entschwinden, wahrscheinlich weil sie in den Untergang des jüdischen Gemeinwesens hineingerissen wurden, sollen nach diesem Ereignis, zu einer Zeit, wo der Gegensatz zwischen Judentum und Christentum schon aufs schärfste entbrannt war, den hellenischen Proletariern Legenden über den Ursprung der christlichen Gemeinde geliefert und ihnen eine kommunistische Vergangenheit suggeriert haben, indes sie damals, als die jüdischen Proletarier in Jerusalem eine Organisation gründeten, die mit dem Essenismus zahlreiche persönliche und sachliche Berührungspunkte gewinnen mußte, nicht die mindeste Einwirkung auf sie geübt haben sollen!
Es ist sehr wohl möglich, daß in die Anfänge der christlichen Literatur auch essenische Legenden und Anschauungen hineinverwoben wurden. Aber weit wahrscheinlicher noch ist es, daß in jenen Anfängen der christlichen Gemeinde, in denen diese noch keine Literatur erzeugte, ihre Organisation von essenischen Vorbildern beeinflußt wurde. Es kann nur eine Beeinflussung im Sinne der Durchführung eines wirklichen Kommunismus, nicht im Sinne der Vorspiegelung einer angeblichen kommunistischen Vergangenheit, der keine Wirklichkeit entsprach gewesen sein.
Diese ganze von modernen Theologen aufgebrachte, von A. K. akzeptierte künstliche Konstruktion, die den essenischen Einfluß für die Zeit leugnet, wo er bestand, um ihm eine entscheidende Rolle für die Zeit zuzuschreiben, wo er aufgehört hatte, beweist nur, wie erfinderisch manches Theologengehirn werden kann, wenn es gilt, der Urkirche den „Ludergeruch“. des Kommunismus zu nehmen.
Das alles sind aber nicht die entscheidenden Gründe für A. K. Er weiß einen „Hauptgrund“, der bisher noch „nie beachtet worden: Die Gegner der Christen haben diesen alles mögliche vorgeworfen, nur nicht ihren Kommunismus. Und doch hätten sie sich diesen Anklagepunkt nicht entgehen lassen, wenn er begründet gewesen wäre.“ Ich fürchte, die Welt wird diesen „Hauptgrund“ auch weiterhin nicht beachten. A. K. kann ja nicht leugnen, daß der kommunistische Charakter des Christentums sowohl in der Apostelgeschichte wie in den Evangelien in einer Reihe von Äußerungen scharf betont wird. Er behauptet bloß, diese Äußerungen seien rein legendären Charakters. Aber auf jeden Fall waren sie da und entsprachen wirklichen christlichen Tendenzen. Wenn trotzdem die Gegner des Christentums seinen Kommunismus nicht hervorhoben, kann dies nicht daran liegen, daß sie keine Angriffspunkte dafür gefunden hätten. Warfen sie den Christen doch Dinge vor, wie Kindermord, Blutschande usw., zu denen in der christlichen Literatur nicht der mindeste Anhaltspunkt zu finden war. Und sie hätten sich Angriffe entgehen lassen, die sie ans den christlichen Schriften selbst von Anfang an, seitdem es eine christliche Literatur gab, belegen konnten!
Die Ursache muß anderswo gesucht werden, als in dem mangelnden Kommunismus des Urchristentums. Sie liegt darin, daß man damals über den Kommunismus ganz anders dachte wie heute.
Heute ist der Kommunismus im urchristlichen Sinn, das heißt das Teilen, unvereinbar geworden mit dem Fortgang der Produktion, mit der Existenz der Gesellschaft. Heute fordern die ökonomischen Bedürfnisse unbedingt das Gegenteil des Teilens, die Konzentration des Reichtums an wenigen Stellen, sei es bei Privaten, wie heuzutage, oder aber in Händen der Gesellschaft, des Staates, der Gemeinden, daneben vielleicht von Genossenschaften, wie in der sozialistischen Ordnung.
Anders stand es zur Zeit des Christentums. Wenn man absieht vom Bergbau, war die Industrie fast ausschließlich Zwergindustrie. In der Landwirtschaft kam wohl der Großbetrieb in ausgedehntem Maße vor, aber er war, mit Sklaven betrieben, dem Kleinbetrieb technisch nicht überlegen, behauptete sich nur, wo er rücksichtslosesten Raubbau mit der Arbeitskraft billiger Sklavenherden treiben konnte. Der Großbetrieb war nicht wie heutzutage zur Grundlage der ganzen Produktionsweise geworden.
Daher bedeutete auch die Konzentration des Reichtums in wenigen Händen nichts weniger als eine Förderung der Produktivität der Arbeit, geschweige denn eine Grundlage des Produktionsprozesses und damit der gesellschaftlichen Existenz.
Die Konzentrierung des Reichtums in wenigen Händen bedeutete nicht die Entwicklung der Produktivkräfte, sondern nur die Aufhäufung von Genußmitteln in solcher Fülle, daß der einzelne gar nicht imstande war, sie selbst zu konsumieren, daß ihm gar nichts anderes übrig blieb, als sie mit anderen zu teilen.
Das taten denn auch die Reichen in großem Maßstab. Zum Teil freiwillig. Die Freigebigkeit galt als eine der hervorragendsten Tugenden in der römischen Kaiserzeit. Sie war das Mittel, sich Anhänger und Freunde zu gewinnen, also die eigene Macht zu vergrößern.
„Mit der Freilassung (von Sklaven) wurde wahrscheinlich sehr häufig eine mehr oder minder reiche Beschenkung verbunden; Martial erwähnt eine solche, vermutlich bei dieser Gelegenheit erfolgte, von 10 Millionen Sesterzen. Auch auf die Familien ihrer Anhänger und Klienten erstreckten die Großen Roms ihre Freigebigkeit und ihren Schutz. So rühmt ein Freigelassener des Cotta Messalinus, eines Freundes des Kaisers Tiberius, in seiner an der Appischen Straße gefundenen Grabschrift: sein Patron habe ihm mehrmals Summen bis zur Höhe des ritterlichen Zensus (400.000 Sesterzen gleich 80.000 Mark) geschenkt, habe die Erziehung seiner Kinder übernommen, seine Söhne wie ein Vater ausgestattet, seinen Sohn Cottanus, der im Heer diente, zum Militärtribunat befördert, ihm selbst dies Grabdenkmal errichten lassen.“ [11]
Solche Fälle kamen massenhaft vor. Aber zu der freiwilligen Teilerei gesellte sich die unfreiwillige dort, wo die Demokratie herrschte. Wer sich um ein Amt bewarb, mußte es durch reiche Spenden an das Volk erkaufen. Dieses legte aber auch dort, wo es die Macht besaß, den Reichen hohe Steuern auf, um selbst von deren Ertrag zu leben, indem aus den Staatseinkünften die Bürger für ihre Teilnahme an den Volksversammlungen, ja an den öffentlichen Schauspielen bezahlt oder gemeinsame Mahle oder Lebensmittelverteilungen für sie bestritten wurden.
Daß die Reichen dazu da seien, zu teilen, das war nicht eine Idee, die für die Masse etwas Abschreckendes besaß oder in Widerspruch stand mit den allgemeinen Anschauungen, sondern eine Idee, die diesen auf das beste entsprach.
Man stieß damit keineswegs die Masse ab, sondern zog sie dadurch an. Die Gegner der Christen wären Toren gewesen, wenn sie gerade diese Seite hervorhoben. Man lese nur, mit welchem Respekt so konservative Schriftsteller wie Josephus und Philo von dem Kommunismus der Essener sprechen. Er erscheint ihnen weder widernatürlich noch lächerlich, sondern sehr erhaben.
Der „Haupteinwand“ A. K.s gegen den urchristlichen Kommunismus, daß er von den Gegnern des Christentums nicht gegen dieses ausgespielt wurde, beweist also bloß, daß er die Vorzeit mit den Augen der modernen, kapitalistischen Gesellschaft betrachtet, nicht mit ihren eigenen.
Neben diesen Einwänden, die sich auf keine Zeugnisse stützen, sondern bloße „Konstruktionen“ sind, bringt A. K. nun auch eine Reihe von Bedenken vor, die sich auf Tatsachen stützen, welche die Apostelgeschichte selbst erzählt. Merkwürdigerweise nimmt unser Kritiker, der den Darstellungen länger andauernder Zustände in der urchristlichen Literatur so skeptisch gegenübersteht, jede Angabe eines einzelnen Vorkommnisses für bare Münze. Es ist so, als wollte er die Darstellungen der sozialen Zustände des heroischen Zeitalters in der Odyssee für Erfindungen erklären, dagegen den Polyphem und die Circe für historische Personen halten, die wirklich getan hätten, was von ihnen berichtet wird.
Indes beweisen auch diese Einzeltatsachen nichts gegen den Kommunismus der Urgemeinde.
Erstens führt er an, die Gemeinde in Jerusalem sei 5.000 Mann stark gewesen. Wie konnte eine solche Menge samt Weibern und Kindern eine einzige Familie bilden?
Ja, wer behauptet, daß sie eine einzige Familie bildeten, daß sie alle an einem Tische aßen? Und wer wollte darauf schwören, daß die Urgemeinde wirklich gleich fünftausend Mann stark war, wie die Apostelgeschichte (4, 4) berichtet? Die Statistik ist nicht die starke Seite der antiken, am allerwenigsten der orientalischen Literatur, und das Übertreiben, um Eindruck zu machen, war sehr beliebt.
Gerade die Zahl fünftausend wurde gern angegeben, wenn man eine große Menge bezeichnen wollte. So wissen die Evangelien ganz genau, daß es fünftausend Man waren, „ohne Weiber und Kinder“ (Matthäus 14, 21), die Jesus mit fünf Broten speiste. Will mein Kritiker auch in diesem Fall die Genauigkeit der Zahl beschwören?
Wir haben aber allen Grund, die Zahl von fünftausend Mitgliedern der Urgemeinde für eine Aufschneiderei zu halten, Bald nach Jesu Tod hält Petrus, nach der Apostelgeschichte, eine feurige Agitationsrede, und sofort lassen sich dreitausend taufen (2, 41), Weitere Agitation bewirkt, daß „viele gläubig wurden“, und nun werden es fünftausend (4, 4). Ja, wie groß war denn die Gemeinde, als Jesus starb? Unmittelbar nach seinem Tode hält sie eine Versammlung ab „und es waren etwa 120 Personen beisammen“ (1, 15).
Das deutet doch darauf hin, daß die Gemeinde anfangs sehr klein war, trotz der eifrigsten Agitationsarbeit Jesu und seiner Apostel. Und nun soll nach seinem Tode durch ein paar Reden die Gemeinde plötzlich von etwas über hundert auf fünftausend gestiegen seine Wenn wir überhaupt irgend eine bestimmte Zahl annehmen wollen, wird sie der ersteren weit näher sein als der letzteren.
Fünftausend organisierte Genossen – das wäre in Jerusalem schon sehr aufgefallen, von einer solchen Macht hätte Josephus sicher Notiz genommen. Die Gemeinde mußte in Wirklichkeit ganz unbedeutend gewesen sein, so daß keiner der Zeitgenossen sie erwähnte.
Weiter wendet A. K. ein: In dem Bericht über den Kommunismus der Gemeinde heißt es, nachdem diese geschildert worden:
„Joseph aber, den die Apostel Barnabas nannten, was übersetzt heißt ein Sohn des Trostes, ein Levite, aus Cypern stammend, verkaufte einen Acker, den er besaß, brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen. Ein Mann aber, mit Namen Ananias mit seiner Frau Sapphira, verkaufte ein Gut, unterschlug etwas vom Erlös mit Vorwissen der Frau, und brachte einen Teil und legte ihn den Aposteln zu Füßen.“
Das soll ein Zeugnis gegen den Kommunismus sein, denn, meint A. K., der Barnabas wäre doch nicht hervorgehoben worden, wenn alle Mitglieder ihr Hab und Gut verkauft und den Aposteln das Geld gebracht hätten.
A. K. vergißt, daß Barnabas hier dem Ananias gegenübergestellt wird als Muster davon, wie man zu handeln hätte. Gerade hieraus geht die kommunistische Forderung doch deutlich hervor. Sollte die Apostelgeschichte etwa jeden nennen, der sein Gut verkaufte? Warum sie gerade den Barnabas hervorhob, wissen wir nicht. Aber daß sie mit seiner Hervorhebung sagen wollte, nur er habe den Kommunismus betätigt, heißt die Intelligenz ihrer Verfasser doch zu tief einschätzen. Das Beispiel des Barnabas wird ja im unmittelbaren Anschluß daran erzählt, daß alle, die etwas besaßen, es verkauften. Wenn Barnabas besonders genannt wurde, geschah es vielleicht, weil er eine Lieblingsfigur der Verfasser der Apostelgeschichte war, die ihn auch später oft hervorheben. Vielleicht aber auch, weil nur sein Name neben dem des Ananias überliefert war. Am Ende waren beide die einzigen Mitglieder der Urgemeinde, die etwas zu verkaufen hatten, die anderen lauter Proletarier!
Als dritte Tatsache wird eingewendet: In der Apostelgeschichte (6, 1 ff.) heißt es:
„In diesen Tagen entstand infolge der Vermehrung der Jünger ein Murren der hellenistischen Mitglieder gegen die hebräischen, weil die hellenistischen Witwen bei der täglichen Verpflegung zurückgesetzt wurden.“
„Ist das bei einem durchgeführten Kommunismus möglich?“ fragt A. K. entrüstet.
Ja, wer behauptet, daß der Kommunismus bei seiner Durchführung keinen Schwierigkeiten begegnet wäre oder gar, daß er keinen Schwierigkeiten begegnen könnte! Der Bericht erzählt aber weiter, nicht, daß man nun den Kommunismus aufgegeben, sondern daß man die Organisation verbessert habe, indem man eine Arbeitsteilung eintreten ließ. Die Apostel wurden nur noch mit der Propaganda beschäftigt, für die ökonomischen Funktionen der Gemeinde wurde ein Komitee von sieben Mitgliedern gewählt.
Diese ganze Darstellung steht mit der Annahme des Kommunismus in bestem Einklang, wird dagegen sinnlos, wenn wir die Ansicht unseres Kritikers akzeptieren, die er Holtzmann entlehnt, daß die Urchristen sich von ihren jüdischen Mitbürgern nicht durch ihre soziale Organisation, sondern nur durch ihren Glauben an den „jüngst gerichteten Nazarener“ unterschieden.
Wozu die Beschwerden über die Art der Teilung, wenn nicht geteilt wurde?
Weiter:
„Im Kapitel 12 (der Apostelgeschichte) wird nun gar im strikten Gegensatz zu dem Kommunismusbericht erzählt, daß eine gewisse Maria, ein Mitglied des Vereins, ein eigenes Haus bewohnte.“
Das ist richtig, aber woher weiß A. K., daß sie ein Recht hatte, das Haus zu verkaufen? Vielleicht lebte noch ihr Gatte, der nicht der Gemeinde beigetreten war? Indes selbst wenn sie ihr Haus hätte verkaufen dürfen, mußte die Gemeinde das keineswegs fordern. Dieses Haus war das Versammlungslokal der Genossen. Maria hatte es der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Es wurde von dieser benutzt, wenn es auch juristisch der Maria gehörte. Daß die Gemeinde Versammlungslokale brauchte, daß sie keine juristische Person war, die selbst solche erwerben konnte, daß daher einzelne Mitglieder sie formell besaßen, spricht doch nicht gegen den Kommunismus. So unsinnige Schablonenhaftigkeit braucht man dem urchristlichen Kommunismus nicht zuzumuten, daß die Gemeinde auch solche Häuser ihrer Mitglieder zum Verkauf und den Erlös zur Verteilung gebracht hätte, die sie selbst benutzen wollte.
Endlich als letzten Einwand finden wir das Bedenken, daß nur von der Jerusalemergemeinde ein durchgeführter Kommunismus berichtet wird. In den anderen christlichen Gemeinden sei davon nicht die Rede gewesen. Darauf werden wir zu sprechen kommen, wenn wir die weitere Entwicklung der christlichen Gemeinde untersuchen. Wir werden dann sehen, ob und inwieweit und wie lange es gelungen ist, den Kommunismus zur Durchführung zu bringen. Das ist wieder eine Frage für sich. Daß ihm die Großstadt Schwierigkeiten entgegenstellte, die in der Landwirtschaft, zum Beispiel für die Essener, nicht existierten, wurde oben bereits angedeutet.
Hier handelt es sich nur um die ursprünglichen, kommunistischen Tendenzen des Christentums. Und an denen zu zweifeln, liegt nicht die mindeste Veranlassung vor. Für sie sprechen die Zeugnisse des Neuen Testaments, für sie der proletarische Charakter der Gemeinde, für sie der starke kommunistische Zug des proletarischen Teils des Judentums in den letzten zwei Jahrhunderten vor der Zerstörung Jerusalems, der im Essenismus einen so ausgeprägten Ausdruck fand.
Was gegen sie ins Feld geführt wird, sind Mißverständnisse, Ausflüchte und hohle Konstruktionen, die in der Wirklichkeit nicht die mindeste Stütze finden.
Der Kommunismus, der vom Urchristentum angestrebt wurde, war ganz den Verhältnissen seiner Zeit entsprechend ein Kommunismus der Genußmittel, ein Kommunismus ihres Verteilens und gemeinsamen Verzehrens. Auf die Landwirtschaft angewendet, konnte dieser Kommunismus auch zu einem Kommunismus des Produzierens, der gemeinsamen und planmäßigen Arbeit führen. In der Großstadt trieb der Erwerb, ob Arbeit oder Bettelei, unter den damaligen Produktionsverhältnissen die Proletarier auseinander. Der großstädtische Kommunismus konnte in seinem Ziele nichts als die höchste Potenzierung jener Schröpfung der Reichen durch die Armen sein, die das Proletariat in früheren Jahrhunderten dort, wo es politische Macht erlangte, wie in Athen und Rom, so meisterhaft entwickelt hatte. Die Gemeinsamkeit, die er anstrebte, konnte höchstens die des gemeinsamen Verzehrens der so gewonnenen Genußmittel fein, ein Kommunismus des gemeinsamen Haushalts, der Familiengemeinschaft. In der Tat entwickelt ihn Chrysostomus, wie wir gesehen, nur unter diesem Gesichtspunkt. Wer den Reichtum produzieren soll, der gemeinsam zu verzehren ist, kümmert ihn nicht. Und dasselbe finden wir schon im Urchristentum. Die Evangelien lassen Jesus über alles mögliche sprechen, nur nicht von der Arbeit. Oder vielmehr, wo er von ihr spricht, geschieht es in der wegwerfendsten Weise. So sagt er bei Lukas (12, 22 ff.):
„Sorget nicht, was ihr essen, noch wie ihr euren Leib bekleiden werdet; denn das Leben ist mehr als die Nahrung und der Leib mehr als das Kleid. Betrachtet die Raben, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie haben keine Vorratskammer und keine Scheune, Gott ernährt sie. Um wie viel besser seid ihr aber wie die Vögel! Wer von euch kamt mit seinem Sorgen seiner Leibeslänge eine Elle zusetzen? Wenn ihr da nicht das geringste vermöget, was sorgt ihr dann für das Weitere? Seht auf die Lilien, sie spinnen nicht und weben nicht. Ich sage euch aber, Salomo in seiner Herrlichkeit war nicht so angetan, wie eine von ihnen. Wenn aber Gott das Gras auf dem Felde so kleidet, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, wie vielmehr euch, ihr Kleingläubigen! So kümmert euch auch nicht um das, was ihr essen und trinken werdet, und regt euch darüber nicht auf. Um das alles kümmern sich die Heiden der Welt, euer Vater aber weiß, daß ihr dessen bedürfet. Strebt daher seine Herrschaft an, und alles das wird euch zufallen. Fürchte dich nicht, du kleine Herde, dem eurem Vater hat es gefallen, euch die Herrschaft zu verleihen. Verkauft eure Habe und gebt es den Armen.“
Hier ist nicht etwa davon die Rede, daß der Christ aus Gründen der Askese sich um Essen und Trinken nicht kümmern soll, weil er nur auf sein Seelenheil zu achten hat. Nein, die Christen sollen nach der Herrschaft Gottes, das heißt, nach ihrer eigenen Herrschaft streben, dann wird ihnen alles zufallen, was sie brauchen. Wir werden noch sehen, wie irdisch das „Reich Gottes“ gedacht war.
Beruht der Kommunismus nicht auf der Gemeinschaft des Produzierens, sondern des Konsumierens, trachtet er danach, seine Gemeinschaft in eine neue Familie zu verwandeln, dann empfindet er dabei störend das Vorhandensein der überlieferten Familienbande. Wir haben das schon beim Essenertum gesehen. Es wiederholt sich beim Christentum. Dieses äußert oft seine Familienfeindlichkeit in der schroffsten Weise.
So erzählt das Evangelium, das Markus zugeschrieben wird (3, 31 ff.):
„Es kamen seine (Jesu) Mutter und seine Brüder, standen draußen und ließen ihn (Jesus) rufen, um ihn herum saß aber eine Menge Volkes. Und man sagte ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder sind draußen und suchen dich. Er antwortete ihnen: Was ist mir meine Mutter, was meine Brüder? Und er blickte um sich auf jene, die um ihn herumsaßen, und sagte: Seht, das ist meine Mutter, das meine Brüder. Wer Gottes Willen tut, der ist mir Bruder, Schwester, Mutter.“
Auch in diesem Punkte äußert sich Lukas besonders schroff. Er berichtet (9, 59 ff.):
„Er (Jesus) sagte zu einem anderen: Folge mir. Da sagte der: O Herr, gestatte mir zuerst, hinzugehen und meinen Vater zu begraben. Er aber sagte zu ihm: Laß die Toten ihre Toten begraben, du aber gehe hin und verkünde das Reich Gottes. Auch ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuerst aber laß mich Abschied nehmen von den Leuten in meinem Hause. Da sagte Jesus: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und rückwärts blickt, taugt für das Reich Gottes.“
Bezeugt das die Forderung größter Rücksichtslosigkeit gegen die Familie, so spricht direkter Familienhaß aus folgender Stelle des Lukas (14, 26):
„Wenn einer zu mir kommt und nicht seinen Vater haßt, seine Mutter, sein Weib, seine Kinder, seine Brüder und Schwestern, ja sein eigenes Leben, der kann nicht mein Jünger sein.“
Auch da erweist sich Matthäus als opportunistischer Revisionist. Er gibt dem obigen Satz folgende Form (11, 36):
„Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, der ist mein nicht wert; und wer den Sohn oder die Tochter mehr liebt, ist mein nicht wert!“
Hier ist der Haß gegen die Familie schon sehr abgeschwächt.
Mit dem Haß gegen die Familie hängt die Ablehnung der Ehe eng zusammen, die denn auch das Urchristentum ebenso forderte, wie das Essenertum. Aber auch darin ähnelt es diesem, daß es beide Formen der Ehelosigkeit entwickelt zu haben scheint: den Zölibat, den Verzicht auf jeden ehelichen Verkehr, und den ungeregelten, ehelosen Geschlechtsverkehr, den man auch als Weibergemeinschaft bezeichnet.
Bemerkenswert ist ein Passus in Campanellas Sonnenstaat. Ein Kritiker behauptet da:
„Der heilige Klemens, der Römer, sagt, daß nach apostolischen Einrichtungen auch die Eheweiber gemeinsam sein müßten, und lobt Plato und Sokrates darum, weil diese auch gesagt hätten, daß es so sein müsse. Aber die Glosse versteht darunter die Gemeinsamkeit des Gehorsams gegen alle, nur nicht die des Lagers. Und Tertullian bestätigt die Glosse und sagt, daß die ersten Christen alles gemeinsam gehabt hätten, mit Ausnahme der Frauen, die wären es dem Gehorsam nach ebenfalls gewesen.“
Diese Gemeinsamkeit „im Gehorsam“ erinnert stark an die Seligkeit der Bettelarmen „im Geiste“.
Auf eigenartige geschlechtliche Verhältnisse deutet eine Stelle in der Lehre der zwölf Apostel, eine der ältesten Schriften des Christentums, die dessen Ordnungen im zweiten Jahrhundert erkennen läßt. Es heißt da (XI, 11):
„Jeder Prophet aber, erprobt und wahrhaftig, der im Hinblick auf das irdische Geheimnis der Kirche handelt, jedoch nicht lehrt, alles das zu tun, was er selbst tut, der soll bei euch nicht gerichtet werden, denn bei Gott hat er das Gericht; ebenso haben nämlich die alten (christlichen) Propheten gehandelt.“
Zu diesen dunklen Worten bemerkt Harnack, das „irdische Geheimnis der Kirchen sei die Ehe. Es handle sich hier darum, dem Mißtrauen der Gemeinden gegen solche Propheten entgegenzuwirken, die sonderbare eheliche Praktiken trieben. Harnack vermutet, daß es sich dabei um Leute handelte, die in der Ehe als Eunuchen oder mit ihren Weibern als Schwestern lebten. Sollte eine solche Enthaltsamkeit wirklich Anstoß erregt haben? Das ist doch schwer anzunehmen. Ganz anders stünde es, wenn diese Propheten ehelosen Geschlechtsverkehr zwar nicht mehr gepredigt, aber doch, „gleich den alten Propheten“, also den ersten Lehrern des Christentums, geübt hätten.
Harnack selbst zitiert als „gute Illustration zu dem Handeln in Hinblick auf das irdische Geheimnis der Kirche folgende Stelle aus dem fälschlich dem Klemens zugeschriebenen Briefe über die Jungfräulichkeit (I, 10):
„Manche schamlosen Leute leben mit Jungfrauen zusammen unter dem Vorwand der Frömmigkeit und begeben sich so in Gefahr, oder sie schweifen allein mit ihnen umher auf Wegen und in Einöden, auf Wegen, die voll sind von Gefahren und Ärgernissen, Fallstricken und Fallgruben ... Andere wieder essen und trinken mit ihnen, bei Tische gelagert, mit Jungfrauen und geweihten Frauen (sacratis), unter üppiger Ausgelassenheit und vieler Schändlichkeit; derartiges sollte doch nicht vorkommen unter Gläubigen und am wenigsten bei jenen, die sich den jungfräulichen Stand erwählten.“
In dem ersten Briefe Pauli an die Korinther nehmen die zur Ehelosigkeit verpflichteten Apostel das Recht in Anspruch, mit Genossinnen frei durch die Welt zu vagabundieren. Paulus ruft:
„Bin ich nicht frei? ... Steht mir nicht die Freiheit zu, eine Genossin (ἀδελφήν) als Weib (γυναῖκα) mit mir herumzuführen [12], wie es die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und Kephas (Petrus) selbst getan haben?“ [13]
Dabei rät Paulus unmittelbar vorher von der Ehe ab.
Dieses Herumschweifen des Apostels mit einer jungen Dame spielt eine große Rolle in den Taten Pauli, einem Roman, den nach Tertullian ein kleinasiatischer Presbyter im zweiten Jahrhundert erdichtet hatte, wie dieser selbst gestand. Trotzdem „waren diese Akten lange ein beliebtes Erbauungsbuch“ [14], ein Zeichen, daß die darin mitgeteilten Tatsachen zahlreichen frommen Christen durchaus nicht anstößig, sondern sehr erbaulich erschienen. Das bemerkenswerteste darin ist die „hübsche Theklalegende, ... die ein treffliches Stimmungsbild aus der Christenheit des zweiten,Jahrhunderts enthält“. [15]
Diese Legende berichtet, wie Thekla, die Braut eines vornehmen Jünglings in Ikarium, Paulus reden hörte und sich sofort für ihn begeisterte. Bei der Erzählung davon bekommen wir eine Personalbeschreibung des Apostels: kleine Statur, kahlköpfig, krumme Beine, vorstehende Knie, große Augen, zusammengewachsene Brauen, längliche Nase, voll Anmut, bald wie ein Mensch, bald wie ein Engel aussehend. Leider erfahren wir nicht, welches dieser Merkmale in das Bereich des engelhaften Aussehens fällt.
Genug, auf die schöne Thekla macht seiner Rede Zaubergewalt tiefen Eindruck und sie sagt sich von ihrem Bräutigam los. Der verklagt den Paulus beim Statthalter als einen Menschen, der durch seine Reden Frauen und Jungfrauen verleite, sich der Ehe zu entziehen, Paulus wird ins Gefängnis geworfen, Thekla aber dringt zu ihm ein, wird im Kerker bei ihm gefunden. Der Statthalter verurteilt daraufhin Paulus zur Ausweisung aus der Stadt, Thekla zum Feuertod. Ein Wunder rettet sie, der brennende Scheiterhaufen wird von einem Gewitterregen gelöscht, der auch die Zuschauer bedrängt und vertreibt.
Thekla ist frei und zieht Paulus nach, den sie auf der Landstraße findet. Er nimmt sie bei der Hand und wandert mit ihr nach Antiochien. Dort begegnet ihnen ein Vornehmer, der sich sofort in Thekla verliebt und sie gegen reichliche Entschädigung Paulus abnehmen will. Paulus erwidert, sie gehöre ihm nicht und er kenne sie nicht, für einen stolzen Bekenner eine recht schwachmütige Antwort. Um so energischer wehrt sich Thekla gegen den aristokratischen Wüstling, der sich ihrer mit Gewalt bemächtigen will. Dafür wird sie den wilden Tieren im Zirkus vorgeworfen, die ihr aber nichts anhaben, so daß sie wieder frei kommt. Sie legt nun Männerkleider an, schneidet sich das Haar ab und wandert wieder Paulus nach, der ihr den Auftrag gibt, das Wort Gottes zu lehren, wahrscheinlich auch das Recht gibt, zu taufen, nach einer Bemerkung Tertullians zu urteilen.
In der ursprünglichen Form dieser Erzählung war offenbar vieles enthalten, woran die spätere Kirche Anstoß nahm; „da man aber die Akten doch sonst erbaulich und unterhaltend fand, so behalf man sich allemal durch eine kirchliche Überarbeitung, die das Bedenklichste ausmerzte, ohne doch alle Spuren des ursprünglichen Gepräges zu tilgen“ (Pfleiderer, a. a. O., S. 179). Aber so viel auch von solchen Mitteilungen verloren gegangen sein mag, die erhaltenen Andeutungen genügen, ganz eigenartige geschlechtliche Verhältnisse zu bezeugen, die von den überlieferten Regeln sehr abwichen, viel Anstoß erregten und daher von den Aposteln energisch verteidigt werden mußten; Verhältnisse, die dann die spätere rechnungsträgerische Kirche möglichst zu vertuschen suchte.
Wie leicht Ehelosigkeit zu außerehelichem Geschlechtsverkehr drängt, außer bei fanatischen Asketen, bedarf keiner weiteren Ausführung.
Daß die Christen in ihrem Zukunftsstaate, der mit der Auferstehung eingeleitet werden sollte, ein Aufhören der Ehe erwarteten, darauf deutet auch folgende Stelle, in der Jesus die kitzliche Frage beantworten soll, wenn eine Frau nacheinander sieben Männer hatte, welchem von ihnen gehöre sie nach der Auferstehung:
„Und Jesus sagte zu ihnen: Die Söhne des jetzigen Zeitalters (αἰῶνος) heiraten und lassen sich heiraten. Gene aber, die gewürdigt werden, in jenes Zeitalter zu gelangen und zur Auferstehung von den Toten, die heiraten nicht und werden nicht geheiratet. Denn sie können nicht mehr sterben, sie sind Engeln gleich und Gottes Söhne, da sie Söhne der Auferstehung sind“ (Lukas 20, 34 bis 36).
Man darf nicht glauben, daß hier gesagt sein soll, im urchristlichen Zukunftsstaat würden die Menschen reine Geister ohne fleischliche Bedürfnisse sein. Ihre Leiblichkeit und ihr Vergnügen an materiellen Genüssen wird, wie wir noch sehen werden, ausdrücklich hervorgehoben. Auf jeden Fall wird hier von Jesus gesagt, daß im Zukunftsstaat alle bestehenden Ehen aufgelöst werden, so daß die Frage, wer der sieben Gatten der richtige sei, gegenstandslos wird.
Nicht als Beweis von Ehefeindlichkeit ist es jedoch anzusehen, wenn der römische Bischof Callistus (217 bis 222) Jungfrauen und Witwen senatorischen Standes unehelichen Geschlechtsverkehr selbst mit Sklaven gestattete. Diese Einräumung war nicht das Produkt eines auf die Spitze getriebenen familienfeindlichen Kommunismus, sondern vielmehr eines opportunistischen Revisionismus, der, um reiche und mächtige Anhänger zu gewinnen, gern zu deren Gunsten ausnahmsweise Konzessionen machte.
Im Gegensatz zu diesem Revisionismus erstanden aber immer wieder kommunistische Richtungen in der christlichen Kirche, und diese waren sehr häufig mit Verwerfung der Ehe in Form des Zölibats oder der sogenannten Weibergemeinschaft verbunden, so vielfach bei Manichäern und Gnostikern.
Am energischsten unter diesen waren die Karpokratianer.
„Die göttliche Gerechtigkeit, so lehrte Epiphanes (des Karpokrates Sohn), habe alles zu gleichem Besitz und Genuß den Geschöpfen gegeben. Erst die menschlichen Gesetze haben das Mein und Dein in die Welt gebracht und damit den Diebstahl und Ehebruch und alle andere Sünde; wie ja auch der Apostel sage: ‚Durchs Gesetz habe ich die Sünde erkannt‘ (Römer 3, 20; 7, 7). Da Gott selbst den Männern den gewaltigen Geschlechtstrieb zur Erhaltung der Gattung eingepflanzt habe, so sei das Verbot des geschlechtlichen Gelüstens lächerlich, doppelt lächerlich das Verbot des Gelüstens nach des Nächsten Weib, wodurch das Gemeinsame zum Sonderbesitz gemacht werde. Die Monogamie ist also nach diesem Gnostiker ebenso eine Verletzung der durch göttliche Gerechtigkeit geforderten Weibergemeinschaft, wie der Privatbesitz von Eigentum eine Verletzung der Gütergemeinschaft ... Klemens schließt seine Beschreibung dieser libertinischen Gnostiker (Karpokratianer und Nikolaiten, eine Abzweigung der Simonianer) mit der Bemerkung, daß sich alle diese Häresen nach den zwei Richtungen teilen lassen: entweder lehren sie den sittlichen Indifferentismus oder eine überspannte scheinheilige Enthaltsamkeit.“ [16]
Das waren in der Tat die beiden Alternativen des konsequenten Kommunismus des Haushaltes. Wir haben schon darauf hingedeutet, daß diese beiden Extreme sich berühren, daß sie derselben ökonomischen Wurzel entspringen, so unvereinbar sie auch im Denken sind.
Mit der Auflösung oder doch Lockerung der überkommenen Familienbande mußte aber auch eine Änderung der Stellung der Frau eintreten. Hörte diese auf, in den engen Familienhaushalt eingespannt zu sein, wurde sie ihn los, dann bekam sie Sinn und Interesse für andere, außerhalb der Familie liegende Ideen. Je nach Temperament, Veranlagung und sozialer Lage konnte sie nun mit den Familienbanden alles ethische Denken, allen Respekt vor den gesellschaftlichen Geboten, alle Zucht und Scham los werden. Dies war meist der Fall bei den vornehmen Damen des kaiserlichen Rom, die durch die Massenhaftigkeit ihres Reichtums und die künstliche Kinderlosigkeit aller Familienarbeit enthoben wurden.
Umgekehrt erzeugte dagegen bei den proletarischen Frauen die Aufhebung der Familie durch den Kommunismus des Haushaltes eine gewaltige Steigerung des ethischen Empfindens, das nun aus dem engen Kreise der Familie auf den viel weiteren der christlichen Gemeinde übertragen wurde; und das aus der selbstlosen Sorge für die Stillung der alltäglichen Notdurft von Mann und Kind zur Sorge für die Befreiung des Menschengeschlechts von allem Elend aufstieg.
So finden wir denn in der christlichen Gemeinde anfangs nicht bloß Propheten, sondern auch Prophetinnen wirksam. Es heißt zum Beispiel in der Apostelgeschichte von dem „ Evangelisten“ Philippos: „Er hatte vier jungfräuliche Töchter, die als Prophetinnen wirkten“ (21, 9).
Die Erzählung von Thekla, der Paulus den Auftrag gibt, zu lehren und wahrscheinlich sogar zu taufen, deutet ebenfalls darauf hin, daß das Vorkommen von weiblichen Lehrern des göttlichen Wortes in der christlichen Gemeinde durchaus nichts Unerhörtes war.
In dem ersten Briefe an die Korinther (11. Kapitel) erkennt Paulus ausdrücklich das Recht der Frauen an, als Prophetinnen aufzutreten. Er verlangt von ihnen bloß, sie sollten sich dabei verschleiern, um - nicht die Lüsternheit der Engel zu provozieren. Freilich heißt es im 14. Kapitel:
„Die Weiber sollen in den Versammlungen schweigen; ihnen kommt es nicht zu, zu reden, sondern untertan zu sein. Wollen sie sich unterrichten, so sollen sie zu Hause die eigenen Männer fragen; in der Versammlung zu reden, ist für eine Frau schimpflich“ (34, 35).
Aber diese Stelle ist nach der Annahme moderner Textkritiker eine spätere Fälschung. Ebenso stellt der ganze erste Brief des Paulus an Timotheus (ebenso wie der zweite und der an Titus) eine Fälschung aus dem zweiten Jahrhundert dar. Hier wird die Frau schon energisch wieder in den engen Bereich der Familie eingezwängt. Es heißt von ihr: „Die Frau wird erlöst werden durch Kindergebären“ (2, 15).
Das war durchaus nicht die Anschauung der urchristlichen Gemeinde. Deren Auffassungen von der Ehe, Familie, der Stellung der Frau entsprechen völlig dem, was ans den damals möglichen Formen des Kommunismus logisch folgte, und sind ihrerseits ein Beweis mehr, daß dieser das Denken des Urchristentums beherrschte.
1. Erster Brief an die Korinther, 1, 26 ff.
2. Sittengeschichte Roms, II, S. 540 bis 543.
3. Jakobus, 1, 9 bis 11 2, 5 bis 7.
4. Pfleiderer, Das Urchristentum, I, S. 618.
5. S. P. N. Joanni Chrysostomi opera omnia quae exstant, Paris 1859, Ed. Migne, IX, 96 bis 98.
6. Johannes 12, 4 bis 7.
7. Johannes 13, 27 bis 29.
8. Lukas 14, 33.
9. Lukas 12, 83.
10. Lukas 18, 18 bis 23.
11. Friedländer, Sittengeschichte Roms, I, S. 111.
12. Luther übersetzt „eine Schwester zum Weibe mit umherzuführen“, Weizsäcker, „als Ehefrau mit herumzuführen“. Γυνή bedeutet das Weib als Geschlechtswesen, das Weibchen bei Tieren, auch das Kebsweib, endlich die Ehefrau. Um eine gesetzlich angetraute Gattin kann es sich hier unmöglich handeln, wo der Apostel seine „Freiheit“ verficht.
13. 1. Korinther 9, 1, 5.
14. Pfleiderer, Urchristentum, II, S. 171.
15. Pfleiderer, a. a. O., S. 172.
16. Pfleiderer, Urchristentum, II, S. 113, 114.
Zuletzt aktualisiert am 26.12.2011