< Gustav Eckstein: Zur Methode der politischen Ökonomie (1909)

 

Gustav Eckstein

Zur Methode der politischen Ökonomie

Ein Beitrag zur Geschichte der Politischen Ökonomie

(1909)


Quelle: Gustav Eckstein, Zur Methode der politischen Ökonomie. Ein Beitrag zur Geschichte der Politischen Ökonomie, Die Neue Zeit, 28. Bd. 1, (1909) 324–32, 367–75, 489–97.
Transkription: Daniel Gaido.
HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für das Marxists’ Internet Archive.


1. Die beschreibende Methode der Naturwissenschaften

Die Vorhersagung Friedrich Engels’, daß sich die Philosophie auf Logik und Dialektik reduzieren werde, beginnt heute bereits sich zu bewähren. Die metaphysische Spekulation, einst die Königin der Wissenschaften, führt nur mehr ein recht bescheidenes, fast möchte man sagen verängstigtes Dasein. Sie hat sich fast ganz auf das Altenteil der Ethik und Ästhetik zurückgezogen, muß aber auch auf diesen Gebieten einen schweren Kampf um ihre Existenzberechtigung führen; denn selbst hier wird die luftige Spekulation immer mehr durch exakte Forschung, die absoluten Ziele und Werte werden immer mehr durch die Geltendmachung bloßer Beziehungen, Relationen, verdrängt. Als Aufgabe der Philosophie gilt vielfach nicht mehr die Findung absoluter Wahrheiten, sondern die Ermittlung des Weges zu relativen Erkenntnissen. Der Streit um die richtigen Methoden steht im Vordergruud der philosophischen Diskussion.

Vielleicht am heißesten ist dieser Kampf auf einem Gebiet entbrannt, wo man ihn noch vor wenigen Jahrzehnten für ausgeschlossen, weil längst abgetan hielt, auf dem der exakten Naturwissenschaften. Als Ernst Mach und bald darauf Kirchhoff in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts es als Aufgabe der Physik bezeichneten, nicht die Tatsachen zu erklären, sondern sie zu beschreiben, blieben sie mit dieser Auffassung zunächst ziemlich isoliert. Wie sehr diese aber der Zeit entsprach, geht schon daraus hervor, daß fast gleichzeitig ganz ähnliche Anschauungen von so verschiedenen Denkern wie Richard Avenarius, Josef Dietzgen und J. B. Stallo voneinander unabhängig aufgestellt und vertreten wurden. Allmählich aber gewann diese neue Auffassung immer mehr an Raum, und heute bekennt sich bereits eine Reihe der namhaftesten Naturforscher zu ihr oder steht ihr wenigstens sehr nahe.

Sehr präzise und lebendig, dabei aber auch für den Laien auf dem Gebiet der Physik ungemein leicht verständlich wird diese Lehre in Pierre Duhems jüngst ins Deutsche übersetztem Buch „Ziel und Struktur der physikalischen Theorien“ [1] dargelegt und durch eine Fülle höchst interessanter Beispiele veranschaulicht.

„Eine physikalische Theorie“, sagt Duhem [2], „ist keine Erklärung. Sie ist ein System mathematischer Lehrsätze, die aus einer kleinen Zahl von Prinzipien abgeleitet werden und den Zweck haben, eine zusammengehörige Gruppe experimenteller Gesetze ebenso einfach wie vollständig und genau darzustellen.“

„Jede physikalische Theorie geht aus einer zweifachen Arbeit hervor: der Abstraktion und der Generalisation.

„In erster Instanz analysiert der Verstand eine ungeheure Zahl von verschiedenen, konkreten, verwickelten Einzeltatsachen. Das, was er in ihnen als gemeinsam und wesentlich erkennt, faßt er in einem Gesetz zusammen, das heißt in einem Lehrsatz, der abstrakte Begriffe verbindet.

„In zweiter Instanz betrachtet er eine ganze Gruppe von Gesetzen; diese Gruppe ersetzt er durch eine ganz kleine Zahl außerordentlich allgemeiner Urteile, die auf einigen sehr abstrakten Begriffen beruhen; er wählt diese grundlegenden Eigenschaften, er formuliert diese fundamentalen Hypothesen in der Art, daß auf Grund einer zwar vielleicht recht langen, aber sehr sicheren Deduktion aus ihnen alle Gesetze abgeleitet werden können, welche zu der Gruppe gehören, die ihn beschäftigt. Dieses System von Hypothesen und aus ihnen sich ergebenden Folgerungen – ein Werk der Abstraktion, Generalisation und Deduktion – bildet die physikalische Theorie.“ [3]

“Diese Hypothesen können in willkürlicher Weise formuliert werden. Der logische Widerspruch sowohl zwischen den Gliedern ein und derselben Hypothese als auch unter den verschiedenen Hypothesen derselben Theorie ist die einzige absolut unübersteigbare Schranke, vor der diese Willkür Halt macht.“ [4]

Von diesen formalen Voraussetzungen abgesehen, gibt es nur eine Richtlinie für die sonst willkürliche Wahl der grundlegenden Hypothesen; sie müssen so gewählt werden, “daß die Schlußfolgerungen, die die mathematische Ableitung aus deren Gesamtheit ziehen kann, mit hinreichender Annäherung die Gesamtheit der experimentellen Gesetze darstellen“. [5]

Diese ganze Auffassung von der bloß beschreibenden Rolle der Naturwissensthaft und der Nachbildung der Naturvorgänge durch gedankliche Konstruktionen, ist innigst verknüpft mit der Erkenntnis, daß der Mensch mit all seinen Funktionen ein Naturding ist, daß auch sein Geist daher demselben Gesetzen unterliegt wie alles Organische. Auch hier hat sich der Entwicklungsgedanke ungemein fruchtbar erwiesen. So wird uns die Gestalt und die Verwendung der Hand dadurch verständlich, daß wir wissen, daß sie sich allmählich durch Anpassung an die von ihr zu leistenden Funktionen herausgebildet hat; und nicht anders dürfen wir das Wesen der menschlichen Kopfarbeit auffassen. Wenn es daher kein Wunder ist, daß die Hand des Menschen ergreifen kann, was er zu seines Lebens Notdurft braucht, so ist auch nichts Mystisches daran, daß der Mensch die Dinge seiner Umgebung, zu denen er in Beziehung tritt, mit dem Verstand begreifen kann, der sich ja eben auch in allmählicher Anpassung an diese Leistung entwickelt hat. Der Zweck der Erkenntnis ist also die Orientierung in der Umwelt, um sie auszunützen, um sich vor ihr zu schützen, um sie zu beherrschen. So wie aber die höhere materielle Kultur dazu geführt hat, daß sich die Hand in Kunstfertigkeiten übte, die nicht mehr lebensnotwendig waren, so hat es auch der Geist gelernt, über die nächste, die notdürchigste Orientierung hinauszugehen. Er lernte das Gemeinsame verschiedener Erscheinungen, das Bleibende im Wechsel herausfinden, er lernte Begriffe bilden und Gesetze formulieren, ja er lernte endlich denken um der Erkenntnis willen, so wie der Turner seine Muskeln spielen läßt aus Freude an diesem Spiele. Mit einem Begriff war nun eine Fülle von Vorkommnissen genügend genau beschrieben, daß sich das Handeln des Menschen auf diese entsprechend einstellen konnte.

Die Begriffsbildung erfolgt nicht willkürlich, sie wird von den Interessen, den Bedürfnissen des betrachtenden und einteilenden Subjektes diktiert. So werden zum Beispiel der Schreiner, der Landschaftsmaler und der Botaniker einen und denselben Baum sehr verschieden begrifflich zu erfassen suchen. Für jeden von ihnen fordert die Denkökonomie eine andere Art der Zusammenfassung.

Je komplizierter die Interessen und je mannigfacher die äußeren Bedingungen sind, die ihnen dienstbar gemacht werden sollen, desto weiter muß die Denkökonomie, das heißt die Abstraktion von dem, was für den vorliegenden Zweck unwesentlich ist, getrieben werden. Avenarius hat daher sehr glücklich die Philosophie als “Denken der Welt nach dem Prinzip des kleinsten Krachmaßes” bezeichnet.

Diese Auffassung sagt sich mit vollem Bewußtsein von aller Metaphysik los, indem sie die beiden letzten Schlupfwinkel zerstört, in die sich diese geflüchtet, die Begriffe der Kausalität und der Substanz. In jedem Komplex von Erscheinungen gibt es Gruppen von größerer und solche von geringerer Beständigkeit. Indem das menschliche Erkennen diesen Gegensatz übertreibt, bildet es die Fiktion von absolut beständigen und im Gegensatz dazu von vergänglichen und daher unwesentlichen „Merkmalen“. Indem die Erkenntniskritik der neueren Naturforschung die Illusion absoluter Beständigkeit zerstört, beseitigt sie damit die Vorstellung der Substanz und der ihr anhängenden Akzidenzen, sie zeigt, daß auch diese Unterschiede nur relative Berechtigung und Gültigkeit besitzen. Indem sie aber nachweist, wieso diese Illusion entstand und entstehen mußte, wie sehr sie das Weltbild vereinfacht, erkennt sie die relative Berechtigung auch dieser Auffassung für die Zwecke des täglichen Lebens und auch für manche wissenschaftliche Erfordernisse an.

In ähnlicher Weise ist auch der große Wert der Kausalitätsvorstellung für den Alltag nicht zu leugnen. Indem der Mensch auf seine Umwelt wirkt, ist es für ihn von großem Nutzen, wenn er auch sie von ähnlichen Kräften beseelt und belebt denkt wie die sind, die ihm aus eigenster innerer Erfahrung bekannt sind, wenn er die Erscheinungen, die ihn umgeben, in ähnlicher Weise verknüpft vorstellt, wie es seine eigenen Lebensäußerungen in der Tat sind. Aber für manche Zwecke, besonders für die einer abstrakten Erkenntnis, ist diese grobe Vorstellungsweise nicht mehr zureichend, hier führt sie auf Abwege und zu Scheinproblemen. Auf dem Gebiet erkenntnistheoretischer Forschung ist daher nicht von Ursachen und Wirkungen, nicht von Zwecken und Mitteln zu reden, sondern nur von regelmäßiger Abfolge, von Funktionalität.

„Der Animismus (Anthropomorphismus)“, sagt Mach [6], „ist an sich kein erkenntnistheoretischer Fehler, es müßte denn jede Analogie ein solcher sein. Der Fehler liegt nur in der Anwendung dieser Ansicht in Fällen, in welchen die Prämissen dafür fehlen oder nicht zureichen.“

Es kann daher nicht die Aufgabe der Naturforschung sein, diesen nach Analogie der menschlichen Psyche in die Erscheinungen hineininterpretierten „inneren“ Zusammenhängen nachzujagen.

„Unbefangene Überlegung lehrt, daß jedes praktische und intellektuelle Bedürfnis befriedigt ist, sobald unsere Gedanken die sinnlichen Tatsachen vollständig nachzubilden vermögen. Diese Nachbildung ist also Ziel und Zweck der Physik, die Atome, Kräfte, Gesetze hingegen sind nur die Mittel, welche uns jene Nachbildung erleichtern. Der Wert der letzteren reicht nur so weit als ihre Hilfe.“ [7]

Wie sehr dies der Fall ist, zeigt besonders Duhem in dem zitierten Werke an einer Reihe ungemein lehrreicher Beispiele. So führt er an, daß „den Astrologen die Ehre zukommt, die Newtonsche Theorie der Gezeiten in allen Teilen vorbereitet zu haben, während die Verteidiger der rationellen wissenschaftlichen Methoden, die Peripatetiker, Kopernikaner, Atomisten und Cartesianer, deren erstes Auftreten mit Elan bekämpft haben“. [8] Hier hat also eine Theorie, deren völlige Unsinnigkeit heute außer Zweifel steht, zu richtigeren Schlüssen geführt als jene theoretischen Lehrgebäude, die noch heute im höchsten Ansehen stehen. Duhem zeigt aber auch, daß der Einfluß der verschiedenen metaphysischen Systeme auf die Entdeckung neuer naturwissenschaftlicher Wahrheiten meist außerordentlich überschätzt wird. Dies rührt zum Teil auch daher, daß oft Forscher ihre Entdeckungen in dem Gewand der herrschenden oder ihnen selbst ans Herz gewachsenen metaphysischen Anschauungen darstellen, obwohl diese bei der eigentlichen Auffindung jener Erkenntnisse gar keine Rolle gespielt haben.

Immerhin wird der denkökonomische und der heuristische Wert dieser Theorien nicht ganz geleugnet werden können, besonders wenn nicht aus dem Auge gelassen wird, daß es sich bei ihnen nur um Mittel der Veranschaulichung und um Richtlinien neuer Forschung handelt und nicht um selbständige Wahrheiten.

Als das Wesentliche der Naturforschung bleibt also die möglichst genaue Darstellung der Naturvorgänge in Gedanken. Der historische Vorgang ist dabei der, daß der Mensch zunächst an den Erscheinungen seiner Umwelt das hervorhebt, was für bestimmte Gruppen seiner Interessen von Wesenheit ist. Dadurch entstehen die ersten Klassifizierungen und Begriffe, zuerst recht rohe Abbilder der Wirklichkeit. Wird das Leben, das heißt die Wechselwirkung zwischen dem Menschen und seiner Umgebung, komplizierter, so wird dieser genötigt, sein Bild den neuen Verhältnissen anzupassen. Dabei wird es natürlich sein von der Ökonomie des Denkens beherrschtes Streben sein, das bereits vorhandene und ihm vertraut gewordene Bild festzuhalten und nur in Einzelheiten zu ändern, zu adaptieren. Geht das nicht mehr, so muß freilich ein ganz neues Bild geschaffen werden, die Tat des Genies; aber diesem neuen Gebilde ergeht es nicht besser. Die Wirklichkeit in ihrer unedlichen Mannifaltigkeit lasst sich in Gedanken nie vollkommen darstellen und nachbilden. Duhem hat für diesen Vorgang einen geistreichen Vergleich gefunden.

“Das von der Theorie ausgeheckte mathematische Symbol“, sagt er [9], „paßt sich der Wirklichkeit ebenso an wie die Rüstung an den Körper eines mit Eisen geharnischten Ritters. Je verwickelter die Rüstung ist, um so schmiegsamer scheint das harte Metall zu werden. Die große Anzahl der Stücke, die ihn wie Schuppen bedecken, sichern einen viel vollkommeneren Kontakt zwischen dem Stahl und den beschützten Gliedern. Aber so zahlreich auch die Bestandteile der Rüstung seien, niemals wird sie genau die Gestalt des menschlichen Körpers annehmen.”

Es stehen sich hier eben die beiden Grundtatsachen unseres Bewußtseins gegenüber. Auf der einen Seite die Bewußtseinsinhalte, die wir einfach in uns vorfinden, die uns durch die Erfahrung gegeben sind, auf der anderen diejenigen, die wir selbst erzeugen, das heißt die mit der Empfindung des eigenen Wollens unauflösbar verknüpt sind; die gegebenen Tatsachen und die Konstruktionen unseres Geistes. Unser ganzes Forschen nicht nur, unser ganzes Verhalten der Außenwelt gegenüber ich nichts anderes als das ewige Wechselspiel, die dialektische Verknüpfung dieser beiden Kategorien. “Gerade in dieser Dualität wurzelt die Möglichkeit und das Wesen der Erkenntnis.“ [10]

Diese Konstruktionen unseres Geistes sind nun aber allerdings nicht ganz frei gewählt, sie werden uns durch die Dinge selbst vorgeschrieben.

„Unsere Begriffe“, sagt Mach [11], „sind in der Tat selbst gemachte, jedoch darum noch nicht ganz willkürlich gemachte, sondern aus einem Anpassungsstreben an die sinnliche Umgebung hervorgegangen. Die Übereinstimmung der Begriffe untereinander ist eine logisch notwendige Forderung, und diese logische Notwendigkeit ist auch die einzige, die wir kennen. Der Glaube an eine Naturnotwendigkeit entsteht nur, wo unsere Begriffe der Natur hinreichend angepaßt sind, um Folgerung und Tatsache in Übereinstimmung zu halten. Die Annahme einer genügenden Anpassung unserer Begriffe kann aber jeden Augenblick durch die Erfahrung widerlegt werden.“

„Die Bilder (oder vielleicht besser die Begriffe)“, sagt Mach im selben Zusammenhang, „die wir selbst uns von den Gegenständen machen, sind so zu wählen, daß deren ‚denknotwendige Folgen‘ den ‚naturnotwendigen Folgen‘ der Gegenstände entsprechen.“

Die grundlegenden Voraussetzungen finden also ihre Rechtfertigung erst im vollendeten System. Der Physiker kann, wie Duhem besonders betont [12], „niemals eine isolierte Hypothese, sondern immer nur eine ganze Gruppe von Hypothesen der Kontrolle des Experimentes unterwerfen“. Auf diesen Punkt legt Duhem mit Recht besonderes Gewicht und illustriert ihn, abgesehen von theoretischen Erwägungen, noch besonders durch den Hinweis auf das Newtonsche Gravitationsgesetz. Dieses ist aus den Keplerschen Gesetzen, das heißt aus einer zusammenfassenden Formulierung von Erfahrungen abgeleitet, es stimmt aber mit diesen nicht vollkommen überein. Hätte man also Newtons Theorie einfach an Keplers Feststellungen geprüft, man wäre zu ihrer Verwerfung gekommen. So aber überzeugte man sich, daß die aus dem Gravitationsgesetz abgeleiteten Konsequenzen mit der Wirklichkeit genauer übereinstimmen als die Keplerschen Gesetze selbst; jenes ist also den Tatsachen stärker angenähert, es enthält die korrektere Auffassung. Physikalische Gesetze sind eben nicht wahr oder falsch, sondern sie führen zu größerer oder geringerer Annäherung an die Tatsachen der Beobachtung; und diese näherungsweise Uebereinstimmung ist das einzige Kriterium der Theorie.

Denn es ist die Aufgabe der Naturwissenschaften, “durch die übersichtliche und vollständige Beschreibung das Abwarten neuer Erfahrungen unnötig zu machen, dieselben zu ersparen“. [13]
 

2. Die Grenznutzentheorie im Lichte der naturwissenschaftlichen Methode

Unser Zeitalter feiert seine höchsten intellektuellen Triumphe auf dem Gebiet der exakten Naturwissenschaften, und so ist es nur natürlich, daß die dort angewandten Methoden auch für den Betrieb der anderen Wissenschaften von größtem Einfluß geworden sind. Der allmähliche Sieg, den die „antimetaphysische“ Betrachtungsweise, wie sie soeben in groben Umrissen zu skizzieren versucht wurde, auf dem Gebiet der Physik erringt, mußte sich daher auch in der Behandlung der Sozialwissenschaften und besonders der politischen Ökonomie geltend machen, die ja von diesen am ehesten einer exakten Behandlung zugänglich erscheint.

Es ist deshalb der interessante Versuch sehr zu begrüssen, den Schumpeter [14] gemacht hat, den Maßstab der neuen Erkenntnislehre auf die bürgerliche theoretische Nationalökonomie, die Grenznutzenlehre, anzuwenden. Dieses Unternehmen erscheint um so wertvoller, als der Autor nicht nur mit der beschreibenden Methode der Naturwissenschaften wirklich vertraut zu sein scheint, sondern auch die Grenznutzentheorie vollkommen beherrscht und es ihm in der Tat damit Ernst ist, diese Theorie auf eine exakte Basis zu stellen und so ihre Voraussetzungen und Resultate mit einer Klarheit zu formulieren, die erst eine eingehendere Kritik ermöglicht. Sein Buch bietet daher die wertvollste Grundlage zu einer Kritik der ganzen bürgerlichen theoretischen Ökonomie.

Schumpeter selbst verwahrt sich energisch gegen diese Bezeichnung seiner Auffassungsweise als einer “bürgerlichen“. Die exakte Theorie, wie er sie vertrete, habe keine Parteistellung. Als Anhänger von Avenarius hätte er aber wohl berücksichtigen müssen, daß gerade nach der Lehre dieses Philosophen „Notal“, “Fidential“ und „Sekural” von der „systematischen Vorbereitung des Systems“ abhängen. Aus dieser etwas krausen Sprache ins Deutsche übersetzt heißt das: „Jede Wissenschaft besteht in der Zurückführung des Unbekannten auf Bekanntes. Dieses „Bekannte” und „Vertraute“ ist aber nicht für jedes Individuum dasselbe; es hängt wesentlich von seinen Anlagen, insbesondere aber von seinen Erlebnissen, mithin in erster Linie auch von seiner Klassenstellung ab, die somit im wesentlichen für den Charakter der wissenschaftlichen Forschung entscheidend wird. Wie sehr sich derartige spezifische Einflüsse auch bei Schumpeter selbst geltend machen, werden wir noch sehen. In anderem Zusammenhang sagt er übrigens selbst [15]: „Wie jeder seine eigene Welt, so hat auch jeder seine eigene Wissenschaft: jedem sagt sie verschiedenes und jeder schätzt, was sie ihm sagt, verschieden – und zwar von individuellen Standpunkten und mit individuellen Maßen – ein. Das ist sein gutes Recht.” Freilich will er das nicht auch für die “exakten“ Wissenschaften selbst gelten lassen; aber er vergißt dabei, daß auch diese auf Voraussetzungen beruhen, deren Wahl von individuellen Momenten abhängt. Das Wesen der Exaktheit besteht eben nur darin, daß alle Bedingungen der Gültigkeit eines Satzes sorgfältig ausgezählt sind und keine stillschweigenden Voraussetzungen mitunterlaufen. [16]

Daß sich Schumpeter so scharf gegen die Charakterisierung der Grenznutzenlehre als einer bürgerlichen Theorie wehrt, rührt offenbar daher, daß er mit dieser Kennzeichnung nicht den Ausgangspunkt, die Voraussetzungen der Theorie getroffen glaubt, sondern ihr Ziel, die Rechtfertigung oder Verurteilung der bürgerlichen Ordnung. Dieser Irrtum hängt aufs innigste mit der Auffassung zusammen, die der Autor von der Theorie von Karl Marx zu haben scheint, soweit darauf die sehr spärlichen Bemerkungen über dieses System schließen lassen. Schumpeter erklärt gleich in der Einführung, die sozialistische Theorie „aus theoretischen Gründen“, die er aber nicht weiter ausführt, von seiner Darstellung ausfchließen zu wollen. Obwohl daher der Inhalt seines Buches dem Titel nicht ganz entspricht, müssen wir mit dieser Beschränkung sehr zufrieden sein, weil die wenigen Stellen, an denen Marx erwähnt wird, es sehr wahrscheinlich machen, daß Schumpeter mit seiner Lehre nicht sehr vertraut ich, und hauptsächlich, weil dadurch die Darstellung und Kritik der Grenznutzentheorie, die der Autor als die einzige wissenschaftliche Theorie des Wirtschaftslebens betrachtet, wesentlich an Unbefangenheit gewinnt.

Die Grenznutzentheorie geht davon aus daß der Preis der Güter durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird, und sucht nun diese beiden Faktoren näher zu bestimmen, indem sie ihre Größe auf die Intensität der subjektiven Wertschätzung zurückzuführen sucht, die den einzelnen Gütern von den einzelnen Individuen zuteil wird. Es war nun schon ungezählte Male darauf hingewiesen, besonders auch von Marx, daß die Gleichheit von Augebot und Nachfrage bei jedem, auch dem willkürlichen Preisniveau gegeben ist, daß sie also dieses nicht bestimmen kann. Diese beiden Faktoren reichen hierzu nur dann aus, wenn ihre Intensität in jedem einzelnen Fall von vornherein genau bestimmt ist. Da aber die Stärke des Begehrs nach irgend einem Gut wieder von dessen vorhandener Menge abhängig ist, muß diese ein für allemal gegeben sein, wenn Angebot und Nachfrage den Preis sollen festlegen können. Schumpeter fühlt diese Schwierigkeit und ist daher genötigt, auch die Quantität der vorhandenen Güter als gegeben anzunehmen. Unter dieser Voraussetzung beweist er nun die eindeutige Bestimmtheit der Preise, indem er zeigt, daß in seinem System ebensoviel Beziehungsgleichungen möglich sind, wie unbekannte Größen vorkommen. Die ganze Argumentation, die vom Grenznutzen ausgeht, gilt daher nur und kann nur gelten für dieses „statische“ System, in dem keine Änderungen weder der vorhandenen Quantitäten der Güter noch ihrer Wertungen vorkommen dürfen.

Es ist sofort klar, daß dieser angenommene Zustand eine Fiktion ist, der nie die Wirklichkeit entspricht. Schumpeter beruft sich aber mit Recht darauf, daß die Wahl der Hypothesen willkürlich ist, daß es nur darauf ankommt, daß sie keine logischen Widersprüche enthalten und sich für die Darstellung des ganzen Wissensgebietes fruchtbar erweisen. Freilich wird dies wohl nur dort der Fall sein, wo die Grundlägen durch Abstraktion aus der Fülle der Erscheinungen gewonnen worden sind, nicht aber, wo sie in ihrem Wesen dem Gesamtcharakter des zu beschreibenden Gebietes widersprechen; aber diese Schwierigkeiten müssen sich ja in der weiteren Entwicklung selbst mit wachsender Deutlichkeit bemerkbar machen. Sehen wir also zu, wie Schumpeter selbst mit ihnen fertig zu werden sucht. Solange an der Starrheit und Unbeweglichkeit des Systems konsequent festgehalten wird, kommt es nur darauf an, wie weit sich aus ihm die Gesetze der Wirtschaft ableiten lassen.

In dieser Hinsicht hat er übrigens selbst bereits überraschend geringe Erwartungen. Im Laufe seiner Darstellung schaltet er eine nicht eben kleine Reihe wirtschaftlicher Phänomene als „dynamische“ von der Geltung der Grenznutzentheorie aus. Zusammenfassend bekennt er [17], daß „das statische System bei weitem nicht alle wirtschaftlichen Erscheinungen erklärt, nicht zum Beispiel Zins und Unternehmergewinn, auch nicht alle möglichen Arten von Preisbildung und alles, was an der letzteren auch in ihrer einfachsten Form wichtig ist“. Zu diesen Beispielen kommt aber noch als eingestandenermaßen mit den Hilfsmitteln der Grenznutzentheorie unerklärbar die folgende Liste: die Bildung, Akkumulierung und der Ersatz von Kapital, die Vermögensbildung, die Entwicklung der Produktion, die Einführung von Maschinen, der Kredit, die Wirkung der Emission von Papiergeld, die Verteilung der Arbeitsmenge auf die verschiedenen Betätigungsgebiete, die Spartätigkeit, die Abhängigkeit der Einkommensgrössen voneinander, Schützzolle und grössere Steuern, die Erscheinungen des Detailhandels und endlich die Krisen.

Wenn man diese lange Liste, die aber nicht den Anspruch der Vollständigkeit erheben darf, durchsieht, kann man beim besten Willen das Urteil nicht übertrieben finden, das Schumpeter selbst über die von ihm vertretene Theorie fällt:

„Unsere Theorie”, sagt er [18], „versagt, soweit sie fest begründet ist, den wichtigsten Erscheinungen des modernen Wirtschaftslebens gegenüber ... Wirsind auch leider nicht in der Lage, den Leser viel von der künftigen Entwicklung unserer Wissenschaft in dieser Richtung hoffen zu lassen ... Es gibt eine Reihe sehr spezieller Probleme der Praxis, welche die Theorie in vielen Fällen lösen kann ... Freilich sind immer Daten aus der Wirklichkeit dazu nötig, und wenn dieselben gegeben sind, so ergibt sich auch oft das Resultat ganz von selbst; aber doch nicht immer, und man wird hier Verdienste der Theorie nicht ganz in Abrede stellen können – ist es doch möglich, auf diese Weise eine Reihe von Korrekturen an der populären Diskussion dieser Dinge anzubringen ... Und so steht es mit allen unseren Theoremen; sie sind interessante wissenschaftliche Ergebnisse und vielversprechende Anfänge weiterer Entwicklung. Aber begnügen wir uns damit und setzen wir sie der Belastungsprobe praktischer Anwendungen nicht aus – sie vertragen sie nicht: Aussichtstürme sind es, nicht Festungen; ein Bombardement vertragen sie nicht.“

Man muß den großen intellektuellen Mut Schumpeters rückhaltlos anerkennen. Es wird nicht oft vorkommen, daß ein Autor die Mängel und Schwächen der von ihm vertretenen Theorie so offen und unumwunden zugesteht und verkündet. Gerade von seinem Standpunkt hat er damit seiner Theorie eigentlich das Todesurteil gesprochen; denn was bleibt noch übrig, um die Fruchtbarkeit der von ihm willkürlich gewählten Hypothese zu erweisen, wenn sie in fast allen Fällen versagt? Dabei darf man nicht außer acht lassen, daß auch in den sehr wenigen Fällen, für die sie nach Schumpeters Meinung zureichen soll, dies auch nur unter der unmöglichen Voraussetzung gilt, daß sich weder die Quantitäten noch die Wertschätzungen der Güter ändern, daß die Bevölkerung nicht nur weder zunoch abnimmt, sondern daß sie auch weder altert noch sonst irgendwelche Änderungen erfährt, daß keine Änderungen in den Besitzverhältnissen eintreten, daß alle Produktion und Konsumtionskombinationen ein für allemal fixiert sind. Und bei alledem muß vollkommen freie Konkurrenz unter den Austauschenden herrschen.

Diese letzte Forderung zeigt übrigens Schumpeters System in charakteristischer Beleuchtung. Wiederholt hebt er nämlich hervor, daß die von ihm entwickelten Gesetze “für den modernen Menschen ebenso gelten wie für den primitivsten“ [19], ja er behauptet sogar [20], daß die Theoreme und jedenfalls die Grundlagen seines Systems “im großen und ganzen und wenigstens im Wesen für jeden Zustand der Wirtschaft gelten, besonders auch für die ‚verkehrslose‘, ‚geschlossene‘ oder ‚isolierte‘“. Dabei aber muß er selbst zugestehen, daß seine ganze Lehre die freieste Konkurrenz zur unbedingten Voraussetzung hat. Er ist eben trotz seiner Proteste derart in der bürgerlichen Denkweise befangen, daß ihm der Freihandel, diese Blüte des Manchestertums, als die einzig natürliche, selbstverständliche Voraussetzung des Wirtschaftslebens gilt. Er zeigt damit wieder, wie richtig die Behauptung von Marx [21] ist, daß die Einführung der Robinsonaden, oder des „isolierten Wirts“, wie dieselbe Sache jetzt genannt wird, nicht eine Rückkehr zu einem mißverstandenen Naturleben bedeutet, sondern vielmehr die Vorwegnahme der „bürgerlichen Gesellschaft“.

Was bleibt also überhaupt selbst nach der Meinung Schumpeters noch als Geltungsbereich seiner Theorie übrig?

„Es ist die große Masse der Erscheinungen des Alltags“, antwortet er [22], „dessen, was man täglich und überall sehen kann, und von dem man weiß, daß es täglich und überall geschah und mit großer Sicherheit sich ebenso alltäglich wiederholen wird.“

Ich dies schon ein recht bescheidenes, um nicht zu sagen klägliches Resultat der Analyse, so wird es schon dadurch wesentlich weiter eingeschränkt, daß, wie wir sahen, die Lehre vom Grenznutzen für den Detailhandel schon keine Gültigkeit mehr besitzt. Aber auch davon abgesehen, zeigt sich hier wieder die Eigentümlichkeit des von Schumpeter eingenommenen Standpunktes. Weder für den Fabrikanten noch für den Arbeiter, weder für den Kaufmann noch für den Landwirt ist der Alltag etwas Statisches, ein Gleichgewichtszustand ohne Bewegung, wie ihn allein die Grenznutzentheorie soll beschreiben können. Dies trifft allenfalls für den Rentner zu, der sein fixes Einkommen jederzeit gleichmäßig verausgabt. Sein Gesichtwinkel ist offenbar derjenige, der dem Autor als der naheliegendste, natürlichste erscheint.
 

3. Schumpeters Fundierung der Grenznutzentheorie [23]

Damit wäre eigentlich die Kritik der Grenznutzentheorie, wie sie Schumpeter darlegt, bereits erledigt. Da er aber behauptet, daß diese Theorie wenigstens das kleine Gebiet vollkommen beherrsche, das er ihr abgesteckt hat, und daß sie sich hier als fruchtbar erweise, und da ferner diese Theorie die einzige ist, die uns von bürgerlicher und öfters auch von revisionistischer Seite entgegengestellt wird, mag es gerechtfertigt sein, noch näher auf die Darlegungen einzugehen, denen Schumpeter den größten Teil seines Buches gewidmet hat und in denen er den wahren Wert der Theorie nachzuweisen sucht. Wir wenden uns also der Untersuchung dieser Deduktionen zu und wollen betrachten, welche Erscheinungen des Wirtschaftslebens der Autor als mit Hilfe seiner Theorie erklärbar hinstellt, und ob es ihm dabei gelungen ist, logische Widersprüche zu vermeiden.

Schumpeter akzeptiert nicht einfach die Grenznutzentheorie, wie sie von Menger und seiner Schule aufgestellt wurde. Um seinem System wirkliche Exaktheit zu verleihen, erklärt er, auf alles psychologische Beiwerk als überflüssig zuverzichten. An die Stelle derartiger Erörterungen setzt er mathematische Deduktionen. Diese bilden eigentlich den Grundstock der ganzen Stellung. In ihnen, sagt der Autor [24], liegt die exakte Grundlage der Ökonomie und sie müssen verstanden sein, wenn man das Wesen unserer Disziplin verstehen will. Es ist daher zum Verständnis des ganzen Werkes unbedingt nötig, auf diese Darstellung näher einzugehen. [25] Schumpeter greift bei dieser zur höheren Mathematik. Der in deren Mysterien nicht eingeführte Leser braucht darüber nicht zu erschrecken. Wir werden gleich sehen, welch einfache Sätze sich hinter den gelahrten Formeln verbergen.

Zur Grundlage seiner Deduktionen wählt Schumpeter den Satz, daß weiterer Erwerb eines Gutes aufhört, wenn seine Menge in einem bestimmten Verhältnis zu den Mengen der anderen Güter steht, die im wirtschaftlichen Bereich des Wirtschaftssubjektes liegen. An diesen Grenzpunkten verschwinden also die Zuwächse der Gütermengen, und dies wird mathematisch in der Weise ausgedrückt, daß die Differentialquotienten unserer Funktion in bezug auf diese Mengen gleich Null sein müssen. Werden nun, wie Schumpeter sagt, alle Güter mit einer und derselben Maßeinheit gemessen, zum Beispiel in Geld, und seien qa, qb, qc usw. die Mengen der Güter A, B, C usw., so haben wir die Gleichung

Gleichung 1

wobei unter der Größe φ „eine Art Gesamtwertfunktion des Güterbesitzes unseres Wirtschaftssubjektes“ verstanden wird. Diese Gleichung besagt lediglich, daß φ, also jene „Gesamtwertfunktion“ am größten ist, wenn die Zuwächse in irgend einer noch nicht näher bestimmten Weise auf die Güterquantitäten verteilt sind, ist also der mathematische Ausdruck des obigen Satzes. Zu seiner näheren Bestimmung bringt Schumpeter eine zweite Gleichung bei, welche zum Ausdruck bringen soll, daß unter der Annahme, daß das Vermögen des betreffenden Wirtschaftssubjektes vollkommen ungeändert bleibt, die Preissumme der von ihm „gekauften“ und die Preissumme der von ihm „verkauften” Güter gleich sein muß. Bezeichnet man die Preise der Einheiten der Güterarten respektive mit pa, pb, pc usw., so erhält man die Gleichung

Gleichung 2

Aus dem Zusammenhalt dieser beiden Gleichungen ergibt sich

Diese Gleichung soll nun das fundamentale Gesetz des Grenznutzenniveaus zum Ausdruck bringen, und zwar vollkommen exakt, ohne psychologische Zutaten und mit mathematischer Schärfe. „Für den, der das begriffen hat“, ruft Schumpeter triumphierend, “gibt es keine Zweifel mehr über die Grundlagen der Ökonomie, und die Kontroversen darüber lösen sich auf.“

Prüfen wir also Inhalt, Tragweite und Berechtigung dieser Heilswahrheit. Zunächst ist festzuhalten, daß der Grundsatz, von dem Schumpeter ausgeht, nur für die “Statik“ gilt, also nicht zum Beispiel für den, der kauft, um mit Gewinn zu verkaufen, weder für den Kaufmann noch für den Unternehmer, weder für den Darleiher noch für den Landwirt. Warum er auch für den Arbeiter nicht zutrifft, werden wir noch sehen. Es bleibt also wieder im wesentlichen der Rentner übrig als das volkswirtschaftliche Normalindividuum, bei dem allein auch die Gleichung 2 Geltung hat. Es ist daher klar, daß die Tragweite der so sehr gepriesenen Gleichung 3 auch nicht größer sein kann. Um deren Sinn leichter zu ermitteln, wollen wir sie in eine etwas andere Form bringen. Sie lautet dann:

Das heißt: soll die Gesamtwertfunktion ein Maximum sein, so müssen sich ihre durch die Zuwächse der Quantitäten der einzelnen Güter bedingten Änderungen so verhalten wie die Preise der Gütereinheiten. In einer etwas verständlicheren Sprache will das besagen: damit ein Rentner ein Gut kaufe, muß seine Wertschätzung dieses Gutes im Verhältnis zu dessen Preis stehen. Man muß wohl zugeben, dieses große Resultat ist des Schweißes der Edlen und der Einführung der höheren Mathematik in die Grundlegung der politischen Ökonomie wert. Unwillkürlich erinnert dieser große Apparat an jene Zauberposse Raimunds, in der ein Sohn mit ungeheurem Aufwand von geheimnisvollen Vorkehrungen und Beschwörungen den Geist seines Vaters zitiert. Dieser erscheint denn auch unter Blitz und Donner und verkündet dem in Ehrfurcht schaudernden Sohne: „Ich bin dein Vater Zephises und sage dir nichts als dieses.”

Dieses klägliche Resultat war aber eigentlich vorauszusehen. Mathematische Deduktionen können nämlich wohl den Inhalt der Prämissen klarer veranschaulichen und die bereits in jenen enthaltenen Abhängigkeiten schärfer zum Ausdruck bringen, sie können aber inhaltlich nie mehr geben, als in den Obersätzen bereits enthalten ist. Aus solchen Trivialitäten, wie sie die Gleichungen 1 und 2 darstellen, kann daher auch nur eine Plattheit wie die der Gleichung 3 entwickelt werden.

Dessenungeachtet bezeichnet Schumpeter diese Gleichungen als „Kern und Grundstein der reinen Ökonomie, ihr Alpha und Omega; sie enthalten die ganze reine Ökonomie in nuce“. [26] Arme bürgerliche Ökonomie!

Der so theoretisch formulierte Grenznutzen hat nun aber bei Schumpeter eine etwas andere Bedeutung als sonst bei den Grenznutzlern. Nach Menger usw. kann nämlich jedes Teilquantum der vorhandenen Gütermenge als letztes aufgefaßt werden, diese sind also gleichwertig, und der Gesamtwert des ganzen Vorrats wird leicht durch Multiplikation des Nutzens des letzten Gutes einer bestimmten Art mit der Menge der Güter derselben Art gewonnen. Schumpeter zeigt nun ganz richtig, daß diese Behauptung unhaltbar ist. Den wenn auch jedes Teilquantum als das letzte angesehen werden kann, so rangieren in diesem Falle eben alle anderen höher. Er zeigt auch, was ja auch sonst schon hervorgehoben wurde, daß die Mengersche Lehre praktisch zu ganz unmöglichen Konsequenzen führt. Man darf daher „nicht die Gesamtmenge mit dem Grenznutzen multiplizieren, sondern man muss jede Teilmenge mit der Maßzahl der Intensität multiplizieren, die der Stelle entspricht, an der das betreffende Gut nach der allerdings beliebigen Anordnung steht, und dann die Summe dieser Produkte ziehen, das heißt man muß integrieren“. [27]

Diese Argumentation ist nicht ganz neu. Schon vor mehr als fünfzehn Jahren hat sie Herr Neurath, wohl einer der größten Konfusionsräte, die jemals die politische Ökonomie unsicher machten, vorgebracht. [28] Obwohl sie aber richtig ist, wurde sie von den Grenznutzentheoretikern doch aus guten Gründen ignoriert; denn sie raubt der Theorie den letzten Schein praktischer Bedeutung, wie es ja überhaupt das tragische Geschick der Grenznutzenlehre ist, daß bei ihr Logik und Brauchbarkeit im umgekehrten Verhältnis zueinander stehen: je konsequenter sie durchgeführt wird, um so weniger Resultate liefert sie. Nach der Neurath-Schumpeterschen Fassung der Grenznutzentheorie haben also zum Beispiel die gleichen Warenstücke eines Lagers verschiedene Werte für den Besitzer, wobei er jedes um so höher wertet, je kleiner sein Vorrat davon ist; es ist daher nicht in seinem Interesse, möglichst viel Ware zu einem Einheitspreis abzusetzen, sondern möglichst wenig. Dazu kommt aber noch, daß die Werte der notwendigsten Lebensmittel stets unendlich groß sind; bei Zusammenrechnung, Integration aller Werte von Lebensmitteln muß daher stets dieselbe Summe gleich unendlich herauskommen. Schumpeter sieht sich daher auch gezwungen, hier eine neue wesentliche Korrektur und Einschränkung seines Satzes vorzunehmen. „Wollen wir einen endlichen Ausdruck für den Gesamtwert haben“, sagt er [29], „mit dem allein wir etwas anfangen können, so bleibt nichts anderes übrig, als unsere Integration nicht bis zu jenen Mengen auszudehnen, deren Wert für das Individuum über alles groß ist ... Wir müssen dem Individuum sozusagen ein Existenzminimum überlassen und können nur den Wert jener Gütermengen ausdrücken, welche über dasselbe hinausgehen.“

Es muß festgehalten werden, daß bei den Vertretern der österreichisch-englischen Schule „Wert“ stets gleichbedeutend ist mit subjektiver Wertung, während unter “Preis“ das Verhältnis verstanden wird, in dem Güter sich gegeneinander tauschen. Der Preis wird aber auf jenn Wert mit Hilfe des Gesetzes von Angebot und Nachfrage zurückgeführt. Da aber nun schon das Wertgesetz so bedeutende Einschränkungen erfahren hat, ist es klar, daß es für viele Fälle der Preisbildung schon deshalb nicht zureichen kann. Schumpeter selbst gibt auch darüber hinaus, wie wir gesehen haben, noch eine ganze große Reihe von Preisbildungen an, für die sein System keine Erklärung bietet. Der wichtigste und auschlaggebende Punkt ich aber die Feststellung, daß dieses ganze System auf die “Statik“ beschränkt ist, jenen Zustand der Lilien auf dem Felde, die bekanntlich nicht nähen und nicht spinnen. Schumpeter sucht dieser Schwierigkeit allerdings auszuweichen, aber der Versuch mißlingt ihm recht kläglich, und er ist auch eines so scharfsinnigen Theoretikers, als der er sich oft in Einzelheiten bewährt, kaum würdig.

Wie Schumpeter selbst ausdrücklich und wiederholt feststellt, sind in seinem statischen System die Gütermengen nicht nur; sondern auch ihre Verteilung von vornherein gegeben und dürfen sich nicht anders als durch Tausch ändern. Er erklärt nun einfach die Arbeit als eine Form des Tausches, indem beider Produktion Arbeitsmühe gegen Güter eingetauscht wird. Es mag nun dahingestellt bleiben, ob ein solcher Mißbrauch eingebürgerter Ausdrücke überhaupt statthaft ist; aber es ist sofort klar, daß er Schumpeter gar nichts nützt. Denn mag er die Arbeit bezeichnen wie er will, er wird nicht bestreiten können, daß in ihr das Prinzip der Dynamik geradezu verkörpert ist. Sobald die Arbeit in die Wirtschaft eintritt, bleiben die Gütermengen eben nicht mehr gleich. Freilich sucht Schumpeter diese Gleichheit doch noch zu retten, indem er behauptet, was durch Arbeit an Sachgütern gewonnen wurde, sei eben an Arbeitsmühe, auch einem Gute, ausgegeben worden. Aber eine einfache Überlegung zeigt, daß die Schwierigkeit damit nicht behoben ist. Der Arbeiter verkauft seine Arbeitsleistung für den Lohn, er kann sie also nicht nochmals gegen das Produkt eintauschen. Das besorgt der Unternehmer, erhält aber dabei als Entgelt für die Leistung der von ihm ans Werk gesetztem „Hände“ mehr, als er diesen an Lohn ausgezahlt hat. Mag nun diese Differenz aus welcher Quelle immer stammen, sie ist da, und wie Schumpeter selbst sagt, ist sie, das heißt der Unternehmergewinn, kein statisches, sondern ein dynamisches Problem, das sich seiner Theorie entzieht. Es spricht ja überhaupt dem anerkannten Begriff der Statik als der Lehre vom Gleichgewicht geradezu Hohn, wenn man das Prinzip der wirtschaftlichen Bewegung, die Produktion, in sie einbeziehen will.

Schon aus diesem Grunde ist es daher ein Irrtum, wenn Schumpeter den Arbeitslohn als statischen Einkommenszweig glaubt behandeln zu können. Hier wird eben für die Lohnsumme etwas eminent Dynamisches hingegeben. Aber auch hiervon abgesehen, entzieht sich das Lohnproblem der Theorie Schumpeters. Wie oben erwähnt, gibt dieser selbst zu, den Wert des Existenzminimums mit den Hilfsmitteln seiner Theorie nicht ermitteln zu können. Da es sich aber bei den meisten gewerblichen und landwirtschaftlichen Arbeitern gerade um den Erwerb dieses Existenzminimums handelt, entzieht sich die ganze Frage schon aus diesem Grunde Schumpeters Theorie und damit auch, wie bereits oben angedeutet, der Geltung seines grundlegenden Satzes.

Dazu kommt aber noch ein sehr wichtiges Moment. Die Arbeit ist eines der wichtigsten und meist verwendeten Produktionsmittel. Ihr Wert und Preis wird daher auch mindestens zum Teil von denselben Gesetzen beherrscht, wie sie für jene überhaupt gelten. Damit kommen wir aher auf einen der wundesten Punkte der Grenznutzentheorie, auf die Lehre vom Werte der „Produktivgüter“. Dieser wird nämlich nach dieser Lehre „durch den Grenznutzen und Wert desjenigen Produktes bestimmt, welches unter allen, zu deren Erzeugung die Produktivmitteleinheit wirtschaftlicherweise hätte verwendet werden dürfen, den geringsten Grenznutzen besitzt“. [30]

Allgemein gefaßt: der Wert der Produktivmitteleinheit richtet sich nach dem Grenznutzen und Werte desjenigen Produktes, welches unter allen, zu deren Erzeugung die Produktivmitteleinheit wirtschaftlicherweise hätte verwendet werden.  

Man stelle sich einen Moment vor, was das bedeutet. Hier haben wir zum Beispiel ein Stück Kupfer. Dieses mag zu einem Leitungsdraht für eine elektrische Bahn oder für einen Faradisierapparat verwendet werden, es mag mit anderen Metallen legiert zu einem Reiterstandbild Wilhelms des Großen oder zu Pfennigstücken verarbeitet werden. Welcher Grenznutzen ist nun der geringste und in welchen Proportionen nimmt das Stück Kupfer an diesem Nutzen teil? Dabei kommt es auf den Wert an, den derjenige, der das Denkmal bestellt, der Förderung des Patriotismus und der Behebung seiner Knopflochschmerzen, und derjenige, der sich vom Arzte faradisieren läßt, der Förderung der Verdauung und der Behebung seiner Leibschmerzen beilegt. Nun sind aber die angeführten Verwendungsarten doch nur ein verschwindend kleiner Ausschnitt aus der Zahl der möglichen. Überdies setzt aber die Frage, zu welchen Verwendungen jenes Stück Kupfer „wirtschaftlicherweise“ herangezogen werden kann, den Preis schon voraus. Dazu kommt noch, daß der Wert der Endprodukte, die nur mit Hilfe von leicht vertretbaren Produktionsmitteln hergestellt werden, wieder von deren Wert, mithin von dem Grenznutzen, der Produkte abhängt, die mit ihrer Hilfe und der von unvertretbaren Produktivmitteln zusammen hergestellt werden. [31] Der Einwand, daß das zitierte Gesetz nur eine theoretische Schematisierung sei, die nicht ohne weiteres in die Praxis umgesetzt werden könne, ist nicht stichhaltig; denn der Wert von Produktionsmitteln wird tatsächlich täglich bestimmt, und zwar mit großer Genauigkeit. Sollte diese Bestimmung aber wirklich auch nur einen Tag nach den von den bürgerlichen Theoretikern entwickelten Gesetzen vorgenommen werden, dann würde sicherlich sofort der Grenznutzen des letzten Irrenhauses zu schwindelnden Höhen emporschnellen.

Außer dem Arbeitslohn erkennt Schumpeter nur noch einen Einkommenszweig als statisch an, die Grundrente. Sie ist ihm einfach der Preis der Bodennutzung, der wie jeder andere mit Hilfe von Angebot und Nachfrage und auf Grund seiner famosen Formeln gefunden wird. Die Sache liegt demnach sehr einfach, und es ist ganz inkonsequent, wenn moderne Theoretiker noch an der veralteten Ricardoschen Theorie der Differentialrente festhalten. Die Marxsche Ausgestaltung und tiefere Fundierung der Grundrententheorie kommt für Schumpeter ebenso wie alle übrigen Teile des Marxschen Systems nicht in Betracht.

Aber sehen wir uns die Sache etwas genauer an. Der Boden, für dessen Nutzen die Rente gezahlt wird, ist im eminentesten Sinne ein Produktionsmittel, unterscheidet sich aber von der Arbeit [32] und jenem oben erwähnten Stücke Kupfer wesentlich dadurch, daß es durchaus nicht in demselben Maße durch ein anderes, gleichwertiges Stück derselben Art ersetzt werden kann. Es treten also hier die Gesetze in Kraft, die nach der Grenznutzentheorie den Wert “komplementärer” Güter bestimmen. Böhm-Bawerk formuliert dieses Gesetz folgendermaßen [33]: „Die Aufteilung (des Wertes) geht in der Weise vor sich, daß aus dem durch den Grenznutzen der gemeinsamen Verwendung bestimmten Gesamtwert der ganzen Gruppe zunächst den ersetzlichen Gliedern ihr fixer Wert vorweg zugeteilt und der – je nach der Größe des Grenznutzens variable – Rest den nicht vertretbaren Gliedern als ihr Einzelwert zugerechnet wird.“

Vom Werte der Bodenprodukte sind demnach die Werte der Aussaat, der Arbeit, der Werkzeugabnützung usw. in Abzug zu bringen. Der verbleibende Rest bildet nach Abzug des Profits den „Preis der Bodennutzung“ oder die Rente; und dieser Rest wird natürlich je nach der Bonität des Bodens verschieden sein. Wir wären hiermit also, allerdings auf einem kleinen Umweg, bei der Ricardoschen Theorie der Differentialrente gelandet, wenn wir nicht vorher schon an den Untiefen der Wertbestimmung für die vertretbaren Produktionsmittel gestrandet wären.

Arbeitslohn und Grundrente sind nach Schumpeter die einzigen „statischen” Einkommenszweige. Wie wir sehen, versagt auch ihnen gegenüber die Grenznutzenlehre, der somit fast nichts mehr als Herrschaftsbiet verbleibt. Schumpeter behauptet allerdings, daß sie imstande sei, die Erscheinung und die Rolle des Geldes im Wirtschaftsleben restlos zu erklären; aber mit dieser Behauptung steht es nicht besser als mit den vorhergehenden.

Schumpeter betont mit Recht, daß es nicht darauf ankomme, die Nützlichkeit des Geldes zu beweisen, sondern seine Notwendigkeit. Diese sucht er an einem fingierten Beispiel klar zu machen. [34] Wenn die Preise zweier Güter sich auf dem Markte wie 3 : :6 verhalten, werden Individuen, deren Grenznutzenverhältnis zwischen diesen beiden Gütern zum Beispiel 3 : :4 ist, außerstande sei, durch direkten Tausch der Güter, die sie besitzen, gegen jene, die sie zu erwerben wünschen, zum Maximum der Befriedigung vorzudringen. In diesem Falle müssen und werden sie vielmehr Gütermengen erwerben, die sie nicht brauchen, lediglich um sie gegen jene, die sie wirklich brauchen, einzutauschen. Dieses vermittelnde Gut ist das Geld.

Schumpeter ist auf diese Ableitung ungemein stolz, er betrachtet sie als den Glanzpunkt seines Systems. „Wirklich könnte die Sache hier vom Standpunkt des Theoretikers kaum zufriedenstellender sein,“ ruft er mit Begeicherung. [35] “Unser System ergibt ganz von selbst, ohne jeden Kunstgriff und ohne Herbeiziehung neuer Momente eine erschöpfende und befriedigende Erklärung einer wichtigen wirtschaftlichen Erscheinung, welche so treffend und klar ist, daß kaum etwas zu fragen übrig bleibt.“

Diese gewaltige Freude muß zunächst etwas stutzig machen. Eine Wirtschaftstheorie, die für das Phänomen des Geldes keine Erklärung hat, sollte man meinen, ist überhaupt nicht ernst zu nehmen. Aber die Grenznutzler haben gerade auf diesem Gebiet Bescheidenheit in ihren Ansprüchen an das eigene System gelernt. Sie wollen den Tauschwert der Güter aus ihrem Gebrauchswert erklären. Nun besteht aber beim Gelde der Gebrauchswert eben in seinem Tauschwert. In diesem Zirkel drehen sich die Theoretiker dieser Richtung hilflos herum, und Schumpeter hat daher ganz recht, wenn er verächtlich sagt [36], daß Gemeinplätzlichkeit und Interesselosigkeit ein Charakteristikon geldtheoretischer Arbeiten sei.

Es ist nur schade, daß seine Deduktion auch nicht weiter hilft. Auf dem Markte mögen sich 8 Röcke gegen 6 Hüte tauschen lassen, in meiner Wertschätzung sind sie aber nur 4 Hüten gleich. Bin ich nun im Besitz von Röcken und wünsche Hüte zu kaufen, so mache ich ein gutes Geschäft, da ich 6 Hüte bekomme, während ich die Röcke schon für 4 Hüte hergegeben hätte. Besitze ich aber Hüte und brauche Röcke, so müßte ich 6 Hüte für 8 Röcke geben, was mir aber diese nicht wert sind, ich werde daher, solange sich meine Schätzung oder der Marktpreis nicht ändert, überhaupt nicht tauschen. Was wird nun durch das Dazwischentreten des Geldes daran geändert? Ein Rock koste auf dem Markt 10 Mark, ein Hut 5 Mark. Dann erhalte ich im ersten Falle für meine 3 Röcke 80 Mark, wofür ich 6 Hüte kaufen kann, im zweiten Falle für meine 6 Hüte ebenfalls 80 Mark, für die ich 8 Röcke kaufe. Nun kann man freilich sagen, ich könne mir bereits für 20 Mark die 4 Hüte kaufen, die ich brauche, und behalte 10 Mark übrig. Daselbe ist aber auch erreicht, wenn ich eben nur 2 Röcke auf den Markt bringe und für 4 Hüte eintausche, während ich mir für den dritten Rock andere Güter anschaffe, die ich höher werte. Erleichtert wird die ganze Transaktion sicherlich durch das Geld; aber es war nicht dessen Nützlichkeit, sondern seine Notwendigkeit zu beweisen. Dies ist aber auch unter den von Schumpeter gemachten Voraussetzungen unmöglich; denn in seinem statischen System ist das Geld in der Tat gar nicht notwendig. Die soziale Bedeutung dieses scheinbaren Dieners der Wirtschaft, die Funktion, die es so oft zu ihrem Herrn macht und die dadurch in den Augen bürgerlicher Ökonomen dem Geld den Charakter von etwas Geheimnisvollem, fast Unheimlichem verleiht, beruht darauf, daß es bestimmt, ob die in eine Ware gesteckte Arbeit auch gesellschaftlich notwendig war, ob somit ihr Wert auch real ist. Das Geld spielt daher diese Rolle, die es unentbehrlich und notwendig macht, nur in einer Wirtschaft, in der individuelle, ungeregelte Produktion für den gesellschaftlichen Bedarf zu sorgen hat. Das ist aber in Schumpeters „statischem System“ nicht der Fall, da dort überhaupt nicht produziert wird, sondern die Güter fix und fertig vom Himmel gefallen sind. Schumpeter macht über Detailfragen des Geldproblems so manche richtige Bemerkungen; aber das Wesen des Geldes mußte dem Grenznutzentheoretiker völlig dunkel bleiben.

Legen wir nun an Schumpeters System den von ihm selbst gewählten Maßstab an. In der Wahl seiner Hypothesen war er frei; er mußte sie nur konsequent festhalten und mit ihrer Hilfe die wirtschaftlichen Phänomene in der einfachsten Weise beschreiben. Hat er das geleistet? So weit er sein statisches System streng beibehielt, mußte er gerade die wichtigsten Probleme der Wirtschaft von vornherein ausschließen. Aber selbst bei der Behandlung der wenigen noch übrig gebliebenen Probleme hat sein System fast durchgehends versagt. Es bleibt uns nur noch zu untersuchen, ob es nicht doch vielleicht eine Erscheinung gibt, auf die es anwendbar ist, und diese wird uns eventuell einen Fingerzeig dafür geben, wie es zu erklären ist, daß ein Mann von solchem Scharfsinn, wie er sich in Schumpeters Buch so oft zeigt, und von solcher wissenschaftlicher Unerschrockenheit, für die die eigenen Beschränkungen der Tragweite seiner Theorie Zeugnis ablegen, sich so in eine Sackgasse verrennen konnte.

Unsere Analyse hat uns bereits den Weg gewiesen. Das „statische System“ ist keine Beschreibung der hastenden und drängenden Volkswirtschaft, in der der Mehrwert das Zentrum alles Lebensinteresses bildet. Es ist ein Abbild der ruhigen Wirtschaft des Rentners, der still sein jährlich gleiches Einkommen verzehrt und, nachdem er für die dringendsten Bedürfnisse vorgesorgt hat, nun ruhig überlegt, wie er sich mit dem verbleibenden Rest das meiste Vergnügen machen kann, ob er dem „Frauchen“ eine neue Toilette oder sich einen neuen Schreibtisch anschaffen soll. Charakteristisch für diese Auffassung sind einige Aussprüche Schumpeters selbst. Er meint [37], seinem grundlegenden Theorem entspreche „eine große Tatsache. Es ist das die Tatsache der Konstanz der Budgets weitaus der meisten Leute, die Tatsache, daß so gut wie jedermann innerhalb genügend langer Perioden ... dieselben Güter in immer gleichen Mengen zu konsumieren tendiert, ebenso wie er an Art und Methode seiner produktiven Tätigkeit im großen und ganzen außerordentlich zähe festhält.“ Es zeugt immerhin von Selbsterkenntnis, wenn der Autor die wirtschaftliche Welt, deren Bild er uns zu zeigen versprochen hat, folgendermaßen charakterisiert [38]: „Es ist eine bureaukratische, quietistische, philiströse Welt, die wir zeichnen, oder besser, es ist gerade der quietistische, philiströse Aspekt des menschlichen Handelns, der sich in unserem Bilde spiegelt.“

Man tut also der Grenznutzentheorie unrecht, wenn man sie als den Ausdruck des geistigen Bedürfnisses der Bourgeoisie bezeichnet, sich über die Widersprüche, über die wahre Natur des kapitalistischen Wirtschaftssystems hinwegzutäuschen. Tatsächlich kümmert sich wohl auch kaum irgend ein Praktiker um diesen bombastischen Aufputz, der lediglich den Zweck erfüllt, auch eine “Theorie” zu sein, über die sich gelehrt reden läßt, wenn sie auch dem wirklichen Leben gegenüber absolut unfruchtbar bleibt. Die Grenznutzentheorie spiegelt nicht den Geist des profitlüsternen Kapitalisten, sondern den des staatlich angestellten Professors.

Schumpeters Buch erscheint mir von allen Werken seiner Richtung, die ich kenne, als das scharfsinnigste und ehrlichste. Seine Lektüre ist jedenfalls ungemein anregend. Aber gerade seine großen Vorzüge lassen die vollständige Unfruchtbarkeit und Aussichtslosigkeit des von ihm vertretenen Standpunktes um so schärfer hervortreten. Sein Versuch, die Methoden der modernen Naturforschung auf die politische Oekonomie zu übertragen, ist kläglich mißlungen, weil er von einer Hypothese ausging. die mit dem ganzen Wesen der heutigen Wirtschaft im schreiendsten Widerspruch steht und sich daher weder zu deren Erklärung noch zu ihrer Beschreibung brauchbar erweisen konnte.
 

4. Subjektive und objektive Methode

Es ist überhaupt sehr merkwürdig, daß Schumpeter den Versuch unternommen hat, Methoden der Naturwissenschaft auf die Grenznutzentheorie anzuwenden; denn deren Prinzip ist dem der Naturwissenschaften gerade entgegengesetzt. Die österreichisch-englische Schule der Nationalökonomie hat an die Stelle des Grundbegriffs des klassischen Systems, des Tauschwertes als realer, sich im Verkehr offenbarender Tatsache die subjektive Wertung des einzelnen gesetzt. Dieser Vorgang hängt aufs innigste mit ihrer manchesterlichen Auffassung der Gesellschaft als bloßer Summe von Individuen zusammen. Die Grenznutzentheorie hat damit das subjektive Moment in den Vordergrund gerückt und auf ihm ihr System aufgebaut, während es gerade das Ziel der Naturwissenschaften ist, dieses subjektive Moment nach Möglichkeit auszuschalten.

Alle Wissenschaft nimmt ihren Ausgang von den Erfahrungen des täglichen Lebens. Diese lehren uns zum Beispiel, daß man Wärme empfindet, wenn man mit der flachen Hand heftig auf den Tisch schlägt, daß es beschwerlicher ist, einen Stein in die Höhe der Brust als in die des Knies zu heben usw. Diese primitiven physikalischen Erfahrungen sind gewiß für die Wissenschaft ungeheuer wichtig geworden; aber wäre diese bei ihnen stehen geblieben, so wäre sie fast ganz zur Unfruchtbarkeit verurteilt geblieben. Solche Erfahrungen macht auch das inteligente Tier und weiß sie auch oft zu benutzen. Was dem Menschen die ungeheure Ueberlegenheit verleiht, ist in erster Linie die Möglichkeit der Mittellung, die es ermöglicht, die eigenen Erfahrungen mit denen anderer Individuen zu vergleichen und so einen Unterschied zu machen zwischen den Erscheinungen, die von den Beschaffenheiten des eigenen Ich ausschließlich oder doch teilweise abhängig sind, und denen, welche allen Menschen in derselben Lage gleich zugänglich sind, die also nur die allgemein menschliche Natur zur Voraussetzung haben. Das Vorhandensein solcher Erfahrungen, die von der einzelnen Subjektivität unabhängig sind, läßt aber auf Vorgänge schließen, die außerhalb des Bewußtseins verlaufen, die nicht subjektiv sind, sondern objektiv. [39] Dieser Gegensatz konnte erst auf Grund der Annahme entstehen, daß es auch andere Individuen gibt, die empfinden und wahrnehmen. “Was wir die objektive Bedeutung der Dinge nennen“, sagt zum Beispiel Simmel [40], „das ist in praktischer Hinsicht ihre Gültigkeit für einen größeren Kreis von Subjekten.“ Es gibt daher auch Abstufungen zwischen Subjektivität und Objektivität. Der fast verschmachtende Reisende in der Wüste sieht plötzlich, vor sich eine Oase mit einer Quelle. Bleibt diese Gesichtswahrnehmung auf ihn beschränkt, so liegt wahrscheinlich eine rein subjektive Halluzination vor; sehen seine Gefährten zugleich dasselbe Bild, das aber nach einiger Zeit oder bei einer Veränderung des Ortes verschwindet, so liegt vermutlich eine Fata Morgana vor, die auf „objektiven“ Vorgängen, einer Luftspiegelung, beruht, aber insofern auch subjektiv bedingt ist, als sie nur von einem bestimmten Punkte aus wahrzunehmen ist. Bleibt endlich das Bild auch bei der Annäherung, so daß sich andere Sinneseindrücke, das Rauschen der Quelle, die Kühle des Schattens usw. mit den Gesichtseindrücken für alle verbinden, erst dann ist die „Objektivität“ der Erscheinung verbürgt. Mit Recht sagt daher Clifford [41], „daß der Glaube an die Existenz fremden Bewußtseins, das dem unseren ähnlich ist, jedoch keinen Teil von uns bildet, unzertrennlich mit jedem Vorgang verknüpft sein muß, durch den einzelne Eindrücke in ein Objekt verbunden werden“.

Wodurch sich physikalische Gesetze von den rohen Wahrnehmungen, wie wir sie oben angeführt haben, unterscheiden, das ist eben, daß sie über das rein Subjektive hinausgehen. Nehmen wir ein einfaches Beispiel, etwa den Satz, daß sich die von Gasen eingenommenen Räume bei gleichbleibender Temperatur umgekehrt wie die Drücke verhalten, denen jene unterworfen sind. Ausdehnung, Temperatur und Druck sind ursprünglich lediglich Ausdrücke für Empfindungsqualitäten und werden subjektiv mit Hilfe des Augenmaßes und des Tastsinns beiläufig geschätzt. Eine genauere Feststellung ihrer Größe ist in diesem Stadium unmöglich. Diese kann erst einsetzen, wenn es gelungen ist, objektive Maßstäbe für jene subjektiven Größen zu gewinnen.

Ein solches Maß wird seiner Aufgabe um so besser entsprechen, je weniger es von subjektiven Momenten abhängig ist. Nun bezeichnen wir das, was wir als von unserer Subjektivität unabhängig zu betrachten gewohnt sind, als körperlich, und was dieses im Gegensatz zu unseren individuellen Empfidungen charakterisiert, als Ausdehnung.

Das Streben der Naturwissenschaften ist daher darauf gerichtet, die Empfindungsintensitäten durch räumliche Symbole zu charakterisieren. Diesem Zwecke dient zum Beispiel das Thermometer, das die Wärmeintensität durch die Ausdehnungsunterschiede von Körpern, das Barometer, das Druckintensitäten etwa durch die Höhe einer Quecksilbersäule ausdrückt; dahin gehören fast alle Apparate, mit denen der Physiker all die verschiedenen Erscheinungen mißt, mit denen er sich zu beschäftigen hat.

Bis vor kurzem hat man allgemein, und auch heute geschieht das noch meist, angenommen, daß dieser Forderung nach räumlicher Symbolisierung der verschiedenartigsten physikalischen Erscheinungen nur dadurch entsprochen werden kann, daß man diese Phänomene auf Bewegungen im Raume „zurückführte”, daß man erklärte, zum Beispiel das Licht sei „eigentlich“ eine Bewegung des Äthers usw. Erst jetzt hat man erkannt, daß diese metaphysischen Unterstellungen ganz überflüssig sind. Sie waren und sind lediglich Hilfsmittel, um sich die zahlenmäßige Symbolisierung der Erscheinungen besser veranschaulichen zu können. Als solche sind sie allerdings nützlich; aber in vielen Fällen haben diese Hilfsvorstellungen schon dadurch die Wissenschaft behindert und aufgehalten, daß sie mit dem Anspruch auftraten, das Wesen der Sache zur Darstellung zu bringen, das sich in jenen Erscheinungen nur äußere.

“Die Vorteile, die die alten Physiker erwarteten, indem sie eine hypothetische Quantität an Stelle der qualitativen Eigenschaft, die die Sinne ihnen anzeigten, setzten, und indem sie die Größe dieser Quantität maßen, kann man sehr oft erlangen, ohne sich auf eine solche angenommene Quantität zu berufen, indem man einfach eine geeignete Skala wählt.“ [42]

Die ganze mechanistische Weltanschauung, die für den Betrieb der gesamten Wissenschaft so bedeutungsvoll wurde, ist also auf dieses allerdings mißverstandene Streben zurückzuführen, subjektive Erscheinungen durch objektive Größen darzustellen. Ganz wird dieses Streben der Naturwissenschaft freilich nie gelingen. Ihr Fortschritt ist ein stetiger Kampf gegen das subjektive Moment. Sie ersinnt die geistvollen Apparate und wendet die exaktesten Methoden und Instrumente an. Wenn aber zum Beispiel drei Physiker heute Messungen einer und derselben Größe vornehmen, werden sie sicherlich drei verschiedene Angaben machen. Die Einschränkung dieser Fehler hat sich zu einer ganzen Wissenschaft entwickelt, ganz wird aber ihre Beseitigung nie gelingen.

Naturwissenschaftliche Methode und Subjektivität sind also die schärfsten Gegensätze. Es muß daher das Unternehmen höchst befremdlich erscheinen, naturwissenschaftliche Methoden auf die Grenznutzentheorie anzuwenden, die in ihrem Wesen subjektiv ist. Wollte man umgekehrt die wirkliche Methode der subjektiven Werttheorie auf die Naturwissenschaften anwenden, dann käme man, über jenes Stadium nicht hinaus, in dem Temperaturen, Drucke, Ausdehnungen usw. rein subjektiv abgeschätzt wurden, also in den sozusagen embryonalen Zustand der Naturwissenschaften.

Will man die Wirtschaft nach dem Vorbild der Naturforschung studieren, so muß man auch hier objektive Maßstäbe für die subjektiven Größen suchen.

Die Grundtatsache unserer Wirtschaftsordnung ist der Austausch gleicher gesellschaftlicher Werte. Die Grenznutzentheoretiker suchen diese Tatsache auf die höchst verschiedenen Wertschätzungen der einzelnen Individuen zurückzuführen und geraten so immer weiter aus dem Gebiet des Objektiven, als das der gesellschaftliche Wert auftritt, der seine Verkörperung im Gelde findet, in das des Subjektiven, das sich jeder direkten Fixierung und Messung entzieht. Schumpeter beruft sich allerdings auf die psychophysialische Forschung, die eine exakte Messung von Empfindungs- und Gefühlsintensitäten ermögliche; aber diese Richtung der Psychologie geht eben darauf aus, psychische, subjektive Größen räumlich zu symbolisieren, die Psychologie zu einer Naturwissenschaft zu machen. Die Grenznutzenlehre geht aber gerade umgekehrt von objektiven Größen aus und ist bestrebt, sie in subjektive Gefühle zu verflüchtigen.

Die klassische Ökonomie und ihre legitimen Erben fanden den objektiven Maßstab für die gesellschaftliche Wertung in der Arbeitszeit, die zur Herstellung der gewerteten Güter aufgewendet wurde. Bei den Klassikern, selbst noch bei Ricardo, ziemlich unklar und unsicher, findet diese Zurückführung ihre scharfe und vollendete Formulierung erst bei Karl Marx. Er hat gezeigt, daß es sich nicht um die individuelle Wertung handelt wie in den Zeiten der kleingewerblichen Produktion für die Einzelkundschaft, sondern daß der kapitalistischen Produktionsweise die gesellschaftliche Wertung zugrunde liegt, da der einzelne Kapitalist für den Markt produziert, das heißt für die Gesellschaft. Es ist daher auch nicht mehr jede Arbeit wertbildend, die sich in einer Ware verkörpert, sondern nur die gesellschaftlich notwendige Arbeit. Die gesellschaftlich zur Erzeugung einer bestimmten Ware erforderliche Arbeitszeit ist also der objektive Maßstab des sozialen Wertes.

Dieser Satz ist allerdings nicht so einfach und leicht verständlich wie die Plattheiten, welche die Grenznutzentheoretiker als Grundlagen ihres Systems verkünden; dafür aber enthält sie wirklich in nuce das ganze System der politischen Oekonomie. Auf dieses können wir jetzt mit Fug und Recht den Maßstab anwenden, den uns die Untersuchungen der Methoden der neueren Naturforschung an die Hand gegeben haben.
 

5. Die Methoden von Ernst Mach und von Karl Marx

So wie die Grundsätze, von denen die Physik ausgeht, nicht selbstverständliche Wahrheiten sind, sondern die höchsten Abstraktionen aus der Gesamtheit der dem Forscher zugänglichen Erscheinungen, so werden wir auch in der Oekonomie nicht von irgendwelchen scheinbar oder wirklich selbstverständlichen Plattheiten ausgehen, sondern wir werden das wirkliche, tatsächliche wirtschaftliche Leben in seiner ungeheuren Mannigfaltigkeit studieren und nach den Prinzipien der Denkökonomie das Gemeinsame aus den verschiedenen Gruppen wirtschaftlicher Erscheinungen herausschälen müssen. Indem wir so zu immer höheren Abstraktionen aufsteigen, gelangen wir endlich zu der mindesten Anzahl von Grundsätzen, aus denen sich rückläufig wieder die gauze Mannigfaltigkeit der Erscheinungen oder eigentlich das Bild, das wir uns von diesen machen, entwickeln läßt.

Sehr klar und anschaulich hat diesen ganzen Vorgang Ernst Mach geschildert [43]:

„Sind einmal alle wichtigen Tatsachen einer Naturwissenschaft durch Beobachtung festgestellt, so beginnt für diese Wissenschaft eine neue Periode, die deduktive ... Es gelingt dann, die Tatsachen in Gedanken nachzubilden, ohne die Beobachtung fortwährend zu Hilfe zu rufen. Wir bilden allgemeinere und kompliziertere Tatsachen nach, indem wir uns dieselben aus einfacheren, durch die Beobachtung gegebenen wohlbekannten Elementen zusammengesetzt denken. Allein wenn wir auch aus dem Ausdruck für die elementarsten Tatsachen (den Prinzipien) den Ausdruck für häufiger vorkommende kompliziertere Tatsachen (Sätze) abgeleitet und überall dieselben Elemente erschaut haben, ist der Entwicklungsprozeß der Naturwissenschaft noch nicht abgeschlofsen. Es folgt der deduktiven die formelle Etwicklung. Es handelt sich dann darum, die vorkommenden und nachzubildenden Tatsachen in eine übersichtliche Ordnung, in ein System zu bringen, so daß jede einzelne mit dem geringsten Aufwand gefunden und nachgebildet werden kann ... Man bemerkt, daß die Perioden der Beobachtung, Deduktion und der formellen Entwicklung nicht scharf voneinander getrennt sind, sondern daß diese verschiedenen Prozesse häufig nebeneinander hergehen, wenngleich die bezeichnete Aufeinanderfolge im ganzen unverkennbar ist.“

Glaubt man hier nicht eine ausgezeichnete Charakterisierung der Arbeitsweise von Karl Marx vor sich zu haben? Schon im Jahre 1857 schrieb dieser in dem Entwurf zu einer Einleitung zu einer Kritik der politischen Ökonomie [44]:

„Im Denken erscheint es (das Konkrete) als Prozeß der Zusammenfassung, als Resultat, nicht als Ausgangspunkt, obgleich es der wirkliche Ausgangspunkt und daher auch der Ausgangspunkt der Anschauung und der Vorstellung ist.“

Und noch deutlicher hat sich Marx im Vorwort zur zweiten Auflage des ersten Bandes des Kapital über seine Arbeitsmethode geäußert. Es ist dies eine Stelle, die beinahe wie eine kurze Zusammenfassung des obigen Zitats aus Machs „Mechanik” anmutet:

„Die Forschung hat den Stoff sich im Detail anzueignen, seine verschiedenen Entwicklungsformen zu analysieren und deren inneres Band aufzuspüren. Erst nachdem diese Arbeit vollbracht, kann die wirkliche Bewegung entsprechend dargestellt werden. Gelingt dies und spiegelt sich nun das Leben des Stoffes ideal wieder, so mag es aussehen, als habe man es mit Konstruktionen a priori zu tun.“ [45]

Was hier Marx’ Auffassung von der Machs unterscheidet, beruht lediglich darauf, daß es sich für ihn nicht wie für diesen um die Darstellung der Physik handelt, sondern um die einer Sozialwissenschaft. Wir werden auf diesen Punkt noch zurückkommen.

Allerdings ist, wie wir gesehen haben, die Wahl der grundlegenden Hypothesen frei und willkürlich. Soll sich aber diese Wahl nachher an der entfalteten Mannigfaltigkeit der Wirklichkeit legitimieren, so kann sie kaum anders gewonnen sein als auf dem Wege sorgfältigster Analyse.

Daraus ergibt sich natürlich, daß biese grundlegende Hypothese durchaus nicht ohne weiteres selbstverständlich zu sein braucht und es auch in der Regel nicht sein wird, ferner aber auch, daß ihr kein Detail der Wirklichkeit unmittelbar zu entsprechen braucht und meist auch entsprechen wird.

Danach ermesse man die Weisheit jener seit vielen Jahren immer wieder und wieder erhobenen und wiederkehrenden Einwände gegen Marx’ Wertlehre, daß ihre Grundsätze zu kompliziert sind, und daß die Ausführungen des dritten Bandes die des ersten aufheben, da dort “zugegeben“ wird, daß das im ersten Bande entwickelte Wertgesetz im Austausch kapitalistisch erzeugter Waren nicht unmittelbar zum Ausdruck gelangt.

Bei Marx sind jene wenigen Andeutungen über seine Methode nicht bloßer Aufputz geblieben, sondern in seinem System, seiner ganzen Lebensarbeit verwirklicht. Indem er die menschliche Arbeit als Grundlage des wirtschaftlichen Lebens erkannte und seinem System zugrunde legte, hatte er das Prinzip der Bewegung, der Dynamik, zum Ausgangspunkt der Theorie gemacht. Was diese beschreibt, ist daher auch nicht die Fiktion eines unmöglichen „statischen“ Zustandes, sondern es ist das bewegte Leben unserer rastlosen Wirtschaft mit all ihrem Jagen, ihren Kämpfen und Widersprüchen. Und mitten in diese Widersprüche führt die nähere Bestimmung hinein, daß es nur die gesellschaftlich notwendige Arbeit ist, die Wert verleiht. Da nun aber in der anarchischen Produktion des Kapitalismus kein Produzent den gesellschaftlichen Bedarf wirklich kennt, kann er dessen Größe nur spekulativ abschätzen. Ob er das Richtige erraten, zeigt sich erst, wenn seiner Ware der Salto mortale in die Geldform glücklich gelungen ist. Hier in dieser Spekulation liegt tatsächlich eine Rechnung vor, die eine gewisse Ähnlichkeit mit jener aufweist, durch welche die Grenznutzentheoretiker den Wert der Produktivmittel bestimmt sein lassen wollen. Aber die Situation liegt hier insofern wesentlich anders, als erstens der wirkliche Spekulant von gegebenen Größen ausgeht und nur abzuschätzen hat, ob sich der investierte Wert auch werde realisieren lassen, während er nach dem Glauben jener Theorie den Wert der Produktionsmittel erst nach den so abgeschätzten Gewinnchaneen berechnen soll, so daß er jeden festen Anhaltspunkt verliert. Da in dieser Rechnung alle Größen variabel und voneinander abhängig wären, könnten allenfalls Funktionsbeziehungen zwischen ihnen gefunden werden, nie aber bestimmte Werte, auf die allein es aber hier ankommt. Eine solche Wertermittlung ist daher eine unmögliche, das heißt unsinnige Forderung. Zweitens aber wird jede dieser spekulativen Berechnungen sogleich durch das Wirtschaftsleben selbst geprüft und richtiggechellt; nach der Grenznutzentheorie könnte sich die Richtigkeit oder Falschheit jener Berechnung allenfalls erst herausstellen, wenn alle Endprodukte fertiggestellt sind, zu deren Erzeugung jenes Produktionsmittel wirtschaftlicherweise herangezogen werden konnte, wieder eine ebenso unmögliche wie unsinnige Forderung.

Im Gelde hat die Gesellschaft das Mittel, der Richtung und dem Maße ihrer Bedürfnisse Ausdruck zu verleihen. Wer zum eigenen Konsum kauft, beweist durch die Hingabe des Geldes, daß nach den betreffenden Waren ein gesellschaftliches Bedürfnis vorhanden war. Wer kauft, um direkt oder auf dem Umweg über die Produktion weiter zu verkaufen, eskomptiert diesen gesellschaftlichen Bedarf und übernimmt damit das Risiko. Je öfter derartige Eskompte derselben Waren nacheinander vorkommen, desto unsicherer wird das ganze Wirtschaftsgetriebe. Daß hier Produktion und gesellschaftlicher Bedarf nicht nur nicht von vornherein übereinstimmen, sondern oft in Gegensatz zueinander treten, wurde schon oft als Widerspruch der Marxschen Wertlehre gedeutet, ist aber in der Tat der grundlegende Widerspruch des Kapitalismus.

So kommt das Wesen dieses Wirtschaftssystems bereits im Wertgesetz zum Ausdruck, und seine einzelnen Formen werden durch die weitere Entwicklung jenes Gesetzes charakterisiert. Aus seiner Entfaltung ergeben sich die Klassengegensätze und Klassenkämpfe, die unser wirtschaftliches, soziales, politisches und geistiges Leben beherrschen. Das Wertgesetz belehrt uns über die Interessen der verschiedenen Klassen der bürgerlichen Gesellschaft und ihre Gegensätze; es gibt uns Aufschluß über die Akkumulation des Kapitals, über Ausgestaltung und Politik des Handels, es zeigt uns die Bedeutung der Vereinigungen der Arbeiter in Gewerkschaften, der Unternehmer in Kartellen, sowie die Grenzen ihrer möglichen Machtentfaltung und Erfolge. Das Wertgesetz macht uns erst das Streben des Kapitals nach ungehinderter Expansion, nach Kolonialabenteuern, nach Flottenrüstungen, nach militärischen Interventionen und Geldinvestitionen in den entlegensten Gegenden der Welt begreiflich; es zeigt uns die ungeheure Machtfeigerung des Kapitals, aber auch die Notwendigkeit der Krisen. Zugleich ermöglicht die Zurückführung des Wertes auf Arbeitszeit eine genaue Fixierung und damit eine mathematische Symbolisierung der Werte im Laufe ihrer Bewegung. So war es Marx möglich, bis in die feinsten Details des wirtschaftlichen Lebens einzudringen und durch seine Theorie das hellste Licht über Probleme zu verbreiten, deren Existenz von anderen Ökonomen kaum geahnt wurde. Seit Quesnay hatte kein Ökonom sich an die Theorie des Zirkulationsprozesses herangewagt, bis Marx sie im zweiten Bande seines Kapital klarstellte. Und obwohl es ihm leider nicht vergönnt war, seine Studien über Grundrente so vollkommen durchzuführen, wie er es geplant hatte, verbreiten seine Ausführungen im dritten Bande des Kapital, besonders aber im zweiten Bande der Theorien über den Mehrwert über dieses Thema ungeahntes Licht. Gerade an den Tabellen, durch die Marx hier seine Darstellungen erläutert, kann man leicht sehen, bis zu welchem Grade von Exaktheit unter seinen Händen die ökonomische Theorie gediehen ist.

Allerdings bemängelt Schumpeter die Verwendung von Tabellen und verlangt statt ihrer Aufstellung entsprechender Differentialgleichungen. Das ist aber eine rein technische Frage. Hat der Ökonom seine Gesetze wirklich klar und exakt formuliert, dann wird es dem Mathematiker gelingen, diese Gesetze in seiner Sprache auszudrücken. Seine Formeln werden aber, solange nicht konkrete Daten in sie eingesetzt werden, auch nicht mehr leisten können als eine Veranschaulichung, die freilich allen unverständlich bleibt, die seine spezielle mathematische Sprache nicht verstehen, wogegen Tabellen auch für den ein Mittel besseren Verständnisses und leichterer Orientierung sind, der in der Ausdrucksweise der höheren Mathematik nicht bewandert ist. Ja, jene Sprache der höheren Mathematik bringt sogar die Gefahr mit sich, daß ihre abstrakte Ausdrucksweise und die vollendete Technik ihrer Handhabung zu dem Glauben verführt, daß sie zu neuen Entdeckungen auch auf Gebieten führen kann, in denen sie sich mit der Rolle eines Mittels zur Veranschaulichung begnügen muß.

Überhaupt ist es notwendig, den Wert mathematischer Deduktionen nicht zu überschätzen. “Bei einer richtig gebauten Theorie“, sagt zum Beispiel Duhem [46], „kann nie übersehen werden, daß die Algebra rein die Rolle eines Hilfsmittels spielt. Man muß in jedem Augenblick die Möglichkeit sehen, die Rechnung durch eine rein logische Überlegung, deren abgekürzter Ausdruck sie ist, zu ersetzen.“

Marx, der Mathematiker war, hat die von ihm aufgefundenen und exakt formulierten Gesetze nicht in der Sprache dieser Wissenschaft ausgedrückt. Möglich, daß derartige Formulierungen sich auch auf ökonomischem Gebiet als fruchtbar erweisen werden. Die Proben, die Schumpeter in seiem Buche gibt, sprechen allerdings nicht sehr für den Versuch. Keinesfalls aber ist diese Ausdrucksweise die unerläßliche Bedingung, ohne die von einer exakten Behandlung ökonomischer Phänomene nicht die Rede sein könne.

War es Schumpeter darum zu tun, ein Beispiel für die Anwendung der naturwissenschaftlichen Methoden in ihrer höchsten bisher erreichten prinzipiellen Ausbildung auf die politische Ökonomie zu finden, so brauchte er nur das System von Karl Marx zu studieren. Hier hätte er gefunden, was er in der Grenznutzentheorie umsonst gesucht hat.

Fragen wir uns nun aber, ob die Methode von Karl Marx mit der von Ernst Mach völlig übereinstimmt, so müssen wir das in einem sehr wesentlichen Punkte verneinen. Es wurde darauf bereits oben hingewiesen. Marx spricht an der zitierten Stelle von dem „inneren Bande“ zwischen den verschiedenen Entwicklungsformen, das die Wissenschaft aufzuspüren habe. Hier geht er also über den Rahmen der bloßen Beschreibung hinaus und verlangt den Nachweis innerer, das heißt psychischer Zusammenhänge. Es ist klar, daß diese Forderung dem Standpunkt Ernst Machs durchaus nicht widerspricht; denn dieser hat ja selbst die Hineintragung des Animismus in die Forschung für gewisse Fälle als berechtigt anerkannt. Der Unterschied liegt hier eben im Forschungsgebiet. Gerade dadurch, daß Mach ebenso wie Dietzgen und Avenarius mit Nachdruck betont hat, daß in der Kausalität ebenso wie in der Teleologie psychische Einlegung steckt, die auf dem Gebiet der anorganischen Natur keine Berechtigung hat, hat er den Boden für die Klarstellung der Frage bereitet, worin denn der prinzipielle Unterschied in der Methode der Sozialwissenschaften gegenüber der der Naturwissenschaften gelegen ist. In der Behandlung des Menschen und seiner Beziehungen sind wir nicht auf bloße Beobachtung von Funktionsverhältnissen angewiesen; hier können wir mit Fug und Recht von psychologischen Einlegungen und Analogien Gebrauch machen, die uns das Verständnis dieser so komplizierten Erscheinungen vermitteln.

Freilich gilt auch hier wie überall in der Natur keine scharfe Trennung. Die Vermittlung stellt hier vor allem die Biologie her, auf deren Gebiet die Berechtigung psychischer Interpretation von vornherein weder zuzugeben noch abzulehnen, sondern in jedem einzelnen Falle nach der Wahrscheinlichkeit der Analogie zu beurteilen ist.

Für Mach kommt der Mensch nur als Beobachter vou Naturerscheinungen in Betracht, für Marx aber in erster Linie als tätige Kraft, als wollender, handelnder Verursacher der wirtschaftlichen Phänomene. Darin liegt ja gerade ein Hauptquell seiner Überlegenheit gegenüber seinen Vorgängern, daß er die Wirtschaft nicht mehr als Sammlung und Bewegung von Sachen, von Waren betrachtete, sondern als einen Komplex sozialer, also psychischer Beziehungen.

Gerade dadurch mußte ihm aber klar werden, was Mach nur dunkel fühlt, der ewige Widerspruch zwischen der nie rastenden Bewegung der Erscheinungen, zu denen auch die Wollungen der Menschen gehören, und ihren Festsetzungen, ihren Normierungen, darunter den Begriffen. Auch Mach betont, daß “die Perioden der Beobachtung, Deduktion und der formellen Entwicklung nicht scharf voneinander getrennt sind“. Aber er erkennt nicht, daß in diesem innigen Ineinandergreifen der sich widersprechenden Vorgänge, der Beobachtung der Tatsachen und ihrer Fixierung in Begriffen, die jenen doch nie wirklich entsprechen können, die Grundtatsache unseres Denkens und Handelns liegt, die Dialektik. Diese Tatsache festzustellen war nicht nur deshalb Marx beschieden, weil er aus der Hegelschen Schule kam, sondern wohl noch mehr, weil gerade in den sozialen Verhältnissen dieser Widerspruch zwischen dem ewigen Fluß der Bewegung und den fortwährenden Versuchen der Fixierung und Normierung am schärfsten hervortrat.

Ist es deshalb auch für den Ökonomen gewiß von großem Nutzen, durch die Schule der modernen Naturforscher zu gehen und bei ihnen die Anwendung ihrer von metaphysischen Vorurteilen befreiten Methoden auf das unvergleichlich reiche und durchgearbeitete Material der exakten Forschung zu studieren, so wäre gewiß auch der von Marx und Dietzgen ausgebauten Dialektik ein reiches Anwendungsgebiet in den Naturwissenschaften sicher.

Wir sind über den unfruchtbaren Streit hinaus, ob die Methoden der Naturforschung und die der Gesellschaftswissenschaften identisch oder ob die einen nach “kausalen“, die anderen nach “teleologischen“ Gesichtspunkten zu behandeln sind. Wenn wir die relativen Berechtigungen aller dieser Methoden auf ihren Anwendungsgebieten begriffen haben, dann können wir Natur- und Geisteswissenschaft einladen, jede von der Methode der anderen auch für sich selbst Nutzen zu ziehen.

Dietzgen und Mach haben gezeigt, daß Kausalität und Teleologie in gleicher Weise Versuche sind, die Welt nach psychischen Analogien zu deuten; Versuche, deren bedingungslose Durchführung auf den Gebieten der anorganischen Natur zu einer Reihe von Scheinproblemen geführt hat und führen mußte, die für den Ausbau der Wissenschaft verhängnisvoll wurden. Marx aber hat uns gelehrt, wie auf dem Gebiet der Gesellschaftswissenschaften stets die beiden Betrachtungsweisen Hand in Hand gehen müssen; denn der Mensch ist ein sich Ziele setzendes Wesen. Die Wahl dieser Ziele aber ist nicht willkürlich, sie ist durch die soziale Stellung der Individuen und Klassen bedingt, durch die Wirtschaftsverfassung.

Ist es Mach gelungen, die Metaphysik aus dem Gebiet physikalischer Forschung zu verjagen, so ist es Sache der materialistischen Geschichtsauffassung, sie auch aus ihrem letzten Schlupfwinkel, der Gesellschaftslehre, zu vertreiben.

* * *

Fussnoten

1. Pierre Duhem, Ziel und Struktur der physikalischen Theorien, Leipzig: J. A. Barth, 1908.

2. Pierre Duhem, Ziel und Struktur der physikalischen Theorien, 20 ff.

3. Duhem, Ziel und Struktur der physikalischen Theorien, S. 67 ff.

4. Duhem, Ziel und Struktur der physikalischen Theorien, S. 21.

5. Duhem, Ziel und Struktur der physikalischen Theorien, S. 295.

6. Mach, Analyse der Empfindungen, 4. Auflage, Jena 1903. S. 80.

7. Mach, Analyse der Empfindungen, S. 245.

8. Duhem, Ziel und Struktur der physikalischen Theorien, S. 324.

9. Duhem, Ziel und Struktur der physikalischen Theorien, S. 282.

10. Hans Kleinpeter, Die Erkenntnistheorie der Naturforschung der Gegenwart, Leipzig 1905. S. 36.

11. Mach, Die Mechanik in ihrer Entwicklung. 4. Auflage. Leipzig 1901. S. 270.

12. Duhem, a. a. O., S. 248.

13. Mach, Die Mechanik in ihrer Entwicklung. 4. Auflage. Leipzig 1901. S. 7.

14. Josef Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, Leipzig: Duncker & Humblot, 1908.

15. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, S. 555.

16. Vergl. Kleinpeter, Die Erkenntnistheorie der Naturforschung der Gegenwart, 67.

17. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, S. 564.

18. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, S. 578 ff.

19. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, S. 80.

20. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, 525.

21. Marx, Einleitung zu einer Kritik der politischen Okonomie, Neue Zeit, XXI, 1, S. 710 ff.

22. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, S. 565.

23. An theoretische Obstruktionen (Konstruktionen) weniger gewöhnte Leser machen wir darauf aufmerksam, daß die Lektüre dieses Abschnitts für das Verständnis des Grundgedankens, der in diesem Artikel zum Ausdruck kommt, nicht unbedingt erforderlich ist.

24. Vergl. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, S. 132.

25. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, 129 ff.

26. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, S. 14.

27. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, S. 03.

28. In seiner Schrift (Neurath,) Grundzüge der Volkswirtschaft. Wien und Leipzig 1886.

29. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, S. 103 fg.

30. Vergl. Böhm-Bawerk, Kapital und Kapitalzins. 2. Auflage, 2. Band, S. 197.

31. Vergl. Böhm-Bawerk, Kapital und Kapitalzins. S. 198 ff.

32. Ich sehe hier absichtlich von der Marxschen Unterscheidung zwischen Arbeit und Arbeitskraft ab, da diese von den bürgerlichen Ökonomen, die hier in Frage kommen, ignoriert wird.

33. Böhm-Bawerk, Kapital und Kapitalzins. S. 185.

34. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, S. 273 ff.

35. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, S. 276.

36. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, S. 283.

37. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, S. 571.

38. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, S. 668.

39. Ich sehe hier von der Erörterung der vielumstrittenen Frage vollkommen ab, ob dem “Objektiven” jenseits unserer Erfahrung noch ein “Ding an sich” entspricht. Dieses Problem fällt aus dem Rahmen dieser methodologischen Erörterungen und ist hier irrelevant.

40. Georg Simmel, Die Philosophie des Geldes. 2. Auflage. Leipzig 1907. S. 879.

41. W. K. Clifford, Von der Natur der Dinge an sich, Leipzig 1903. S. 31.

42. Pierre Duhem, Ziel und Struktur der physikalischen Theorien, S. 155.

43. Ernst Mach, Die Mechanik in ihrer Entwicklung. 1. Auflage. S. 396 fg.

44. Karl Marx, Einleitung zu einer Kritik der politischen Ökonomie, Neue Zeit, XXI, 1, S. 778. Diese Einleitung ist auch in der letzten Auflage von Zur Kritik der politischen Okonomie mit abgedruckt.

45. Karl Marx, Kapital, Bd. I.

46. Pierre Duhem, Ziel und Struktur der physikalischen Theorien, S. 98.


Zuletzt aktualisiert am 24. Januar 2023